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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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innerhalb der Serailmauern, rechts unterhalb des Bâb-ı Hümâyûn, und dient dem Erziehungsministerium als Druckerei. Hier wurden übrigens 1840 die ersten osmanischen «Banknoten» gedruckt, die in Wirklichkeit eine Art «Inhaberschatzscheine» waren.
    Die langen Unterbrechungen und die letztlich geringe Produktion in Verbindung mit dem häufigen Wechsel der Standorte waren keine günstigen Voraussetzungen für die Weiterentwicklung des osmanischen Buchwesens im 18. Jahrhundert. Hingegen hat sich Alois Senefelders Erfindung des Steindrucks in Istanbul und vielen anderen Orten der islamischen Welt (insbesondere in Iran, Zentralasien und Indien) sofort als ein «Medium» erwiesen, das kostengünstig war und die ästhetischen Ansprüche weniger beleidigte als die Produkte aus europäischen Schriftgießereien. Die aus Marseille stammenden Cayols waren die ersten Betreiber einer lithographischen Werkstatt, von der wir, wie im Falle Müteferrikas, zwar die Produkte, aber nicht den Standort kennen. Das erste daraus hervorgegangene Werk erschien 1831 oder 1832. Es behandelte das Exerzierreglement und trug den Namen des Serasker («Generalissimus») Mehmed Hüsrev Pascha. Erst ab den 1860er Jahren nahm die Zahl der Druckereien in Istanbul und den Provinzorten stark zu.
Darf man den Koran drucken?
    Endlich wurde 1874 auch der Koran gedruckt. Ahmed Cevdet Pascha erklärt die vorausgehenden Schwierigkeiten:
    Seitens der Hohen Pforte wurde schon seit vielen Jahren der Druck der (einzelnen) Faszikel des Koran gewünscht. Da aber vom Scheichülislamat (eigentlich «Tor des Fetvâs») keine zustimmende Auskunft eingeholt werden konnte, blieb die Hohe Pforte unentschlossen. Allerdings druckten die (Istanbuler) Iraner im Vâlide Hânı (im zentralen Basarviertel) und anderswo insgeheim Korane und verkauften sie in aller Öffentlichkeit. Manchmal sah man (sogar) Teile der in ihren Druckereien hergestellten Exemplare in den Kramläden. Der Scheichülislam beschwerte sich regelmäßig über diese mangelnde Ehrfurcht gegenüber dem Koran. Die Hohe Pforte verbot dann den Verkauf der gedruckten Korane und beschlagnahmte sie von Zeit zu Zeit.
    Währenddessen wurde in Frankreich ein von (dem produktiven berühmten Kalligraphen des 17. Jahrhunderts) Hâfız Osmân (1642–1698) geschriebenes Heiliges Buch mittels Photolithographie, d.h. «Reflexion des Lichts» gedruckt, von dem zahlreiche Exemplare nach Istanbul gelangten. Die Hohe Pforte erlaubte ihren Vertrieb, und sie wurden öffentlich verkauft. Allerdings waren einige Teile nicht so lesbar, wie es sich gehört. Daraufhin wurde das Thema im engeren Ministerrat diskutiert. Unter der Voraussetzung, die notwendige Sorgfalt walten zu lassen, wurde mir der Druck des Heiligen Buchs übertragen. Unverzüglich wurden in der Druckerei neue Maschinen aufgestellt. Durch die Kunstfertigkeit des geschickten Ali Efendi wurde der berühmte Koran des Şeker-Zâde gedruckt.
    Hier wird deutlich, dass seitens der Ulemâ keine grundsätzlichen Vorbehalte mehr gegenüber der europäischen Drucktechnik bestanden. Dagegen wehrten sie sich gegen die Verbreitung unvollständiger, ungenauer und ästhetisch unbefriedigender Exemplare.

XIX.
Militärisches
    Bis heute ist Istanbul durch zum Teil riesige Kasernen aus den vergangenen Jahrhunderten geprägt. Die Selîmîye-Kaserne mit ihren vier Ecktürmen bestimmt das Panorama von Üsküdar. Die nach Selîm III. benannte Anlage wurde unter Mahmûd II. 1827–1829 als Steingebäude renoviert. Ihre auf das Marmarameer blickende Front misst nicht weniger als 267 m. Von der etwa gleich alten, ähnlich großen Kaserne in Rami (bei Eyüp) haben sich nur Reste von Außenmauern erhalten. Unter den bestehenden Militärarchitekturen des 19. Jahrhunderts muss auch das Hauptgebäude der Militärakademie (neben dem Neubau des Militärmuseums) genannt werden. Ihr berühmtester Absolvent war Mustafâ Kemâl (Atatürk), der die Schule 1904 als Stabsoffizier verlassen hatte. Unter den noch älteren militärischen Einrichtungen darf man den auffälligen Fünf-Kuppelbau der Kanonengießerei, der das Stadtteil Tophane seinen Namen verdankt, nicht übergehen. Für die Krankenanstalten des Militärs entstanden schon im frühen 19. Jahrhundert Bauwerke von großem Ausmaß.
Pulvermühlen
    In den ersten osmanischen Jahrhunderten gab es an zahlreichen Stellen der Innenstadt Pulverfabriken. Unmittelbar nach der Eroberung wurde ein solches
Baruthâne
in einer ehemaligen griechischen Kirche im

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