Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
Vom Netzwerk:
Bereich des Byzantinischen Großen Palastes eingerichtet, also etwas unterhalb der Sultan Ahmed-Moschee. Die sogenannte Güngörmez («Kein Sonnenstrahl fiel hinein») genannte Kirche wurde 1489 vom Blitz getroffen. Bei der Explosion wurden Hunderte von Häusern zerstört. Das Ereignis wurde wenig später sogar in Bild und Schrift in die berühmte Schedelsche Weltchronik (gedruckt 1493) aufgenommen.
    Die Geschichte lässt sich auch Evliyâ Çelebî nicht entgehen, der die Steinbrocken mit den Abâbil genannten Vögeln des Koran vergleicht. Später, jedoch wesentlich detaillierter, kommt der Fortsetzer des «Gartensder Moscheen» bei der Beschreibung der zwischen Fındıklı und Dolmabahçe liegenden Kabataş-Moschee (gestiftet 1651) auf diese Katastrophe zurück:
    Abb. 34: Inschrift des Militärkrankenhauses von Maltepe (1827)
    Das Stück Mauerwerk, das am Meeresufer vor der Freitagsmoschee liegt, stammt von der Güngörmez Kirche. Im Monat Muharrem 895 wurde durch einen Befehl Gottes, er sei gelobt, die genannte Kirche durch einen Blitz getroffen und in die Luft gejagt. Während sechzehn Trümmer in Richtung (Kızıl Adalar=Prinzen-)Inseln flogen und ein Teil beim Mädchenturm (Kız Kulesi=Leanderturm) niederfiel, kam das größte Stück hier herunter. Die Kuppel fiel (übrigens) auch auf die Inseln. Sämtliche Häuser, Wohnquartiere und Läden in der Umgebung wurden eingeebnet. Fünf- oder sechstausend Menschen sollen den Tod gefunden haben. Die Kirche lag an der Stelle, an der sich heute die Sultan Ahmed-Moschee befindet. Das Mauerstück befand sich bis in die Mitte der Regierungszeit von Sultan Selîm III. (1789–1808) an dieser Stelle. Danach, als man daranging, seine Ufervilla in der Nähe des Steines zu renovieren, hat der als Köse Kethüdâ bekannte Mustafâ Necîb den Stein so zurechtgeschnitten, dass er als Landungssteg dienen konnte.
    Die osmanische Armeeführung hatte die militärtechnischen Errungenschaften des Westens in vieler Hinsicht verschlafen. Das galt insbesondere für die Artillerie und die Pulverfabrikation. Im 18. Jahrhundert wurden Gewehre und Kanonen weithin noch mit Mischungen geladen, deren Rezepturen einige Jahrhunderte alt waren. Der Reformersultan Selîm III. kümmerte sich persönlich um die Verbesserung der Pulverqualität. Ein moderner Historiker ging so weit, diese Maßnahmen als seine erfolgreichstemilitärtechnische Leistung zu bezeichnen. Die wichtigste moderne Pulvermühle in Hauptstadtnähe war die von Makriköy (Bakırköy). Offensichtlich hatte man aus der Explosion der Vorgängereinrichtung in Şehiremini im September 1698 eine Lehre gezogen und war vor die Tore der Stadt gegangen. Von der 1699 gegründeten Fabrik stehen noch beachtliche Reste zwischen Küstenstraße (Sahilyolu) und Marmarameer auf der Höhe von Ataköy. Sie werden touristisch bzw. als Kulturzentrum (Yunus Emre Kültür Merkezi) genutzt. Die jüngste und modernste Pulvermühle lag in Azadlı, südlich der Bucht von Küçükçekmece, neben den Höhlen von Yarımburgaz. Der Dichter Enderunlu Fâzıl (gest. 1810) verfasste eine aus 10 Doppelzeilen bestehende Inschrift, die nach dem ausgiebigen Sultanslob mit der Aufforderung endet: «Die Pulvermühle rezitiert (gleichsam) den Ungläubigen die Sure ‹Der Rauch›.»
    Die Leser der Inschrift wussten, dass die vierundvierzigste Sure des Korans die Überschrift
al-Duhhân
(«Der Rauch») trägt und die Ungläubigen mahnt: «Pass nun auf, wie es sein wird, wenn der Tag eintrifft, an dem vom Himmel deutlich zu sehender Rauch herabkommt und die Menschen vollständig eindeckt! Das ist eine schmerzhafte Strafe.» Es ist gar nicht gesichert, ob Fâzıl, den sein bekanntes Schandmaul bald danach eine Verbannung nach Rhodos eintrug, die Umsetzung seiner Verse in eine steinerne Inschrift erlebte. Die Anlage von Azadlı wurde beim Vorrücken der russischen Armee im Jahr 1877 zerstört, womit ein bedeutendes frühes Industriedenkmal verlorenging.
Kuleli, eine Militärschule am Bosporus
    Beim Eintritt des Osmanischen Staats in den Weltkrieg gab es zwischen Edirne und Bagdad sieben Vorbereitungsschulen für das Militär. Die Knaben wurden mit dreizehn Jahren aufgenommen und trugen während der dreijährigen Ausbildung Uniform. Die Schule von Kuleli wurde 1911 zur eigentlichen Kadettenanstalt umgewandelt, in der die besten 500 Absolventen aus allen Provinzen ausgebildet wurden. Die als Militärlyzeum (Askeri Lise) fortbestehende Institution ist in einem riesiges Gebäude

Weitere Kostenlose Bücher