Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
Vom Netzwerk:
Raum für die Torwächter – darüber eine zweistöckige Wohnung für den Obersten der Torwächter – ein Raum für die unteren und oberen Eunuchen (
ağa)
– Abtritte – davor ein Raum für den Hoca mit Brunnen – ein Vorratsraum – ein Versammlungsraum
(dîvânhâne)
– zwei gegenüberliegende mit Fayence verkleidete große Räume – ein mittlerer Sofa-Raum, mit Springbrunnen und einem großen Wasserbecken davor – ein Kiosk – eine mit Fayencen ausgeschmückte Kleiderkammer
(kaftan odası)
mit Perlmutt- und
Halkârî-
Arbeiten (Vergoldungen) verzierten Wandschränken – ein mit Fayencen geschmückter Kuppelraum mit zwei großen Loggien
(şehnişîn)
, mit Wandbrunnen und Wasserbecken, 14 Fenstern in arabischer Art, einem zweiflügligen Wandschrank in Perlmuttarbeit und acht Borden – darüber ein fayencegeschmückter, überkuppelter Kiosk – und ein fayencegeschmücktes, vorzügliches Privatbad – ein Raum für den Aufenthalt im Winter mit Wandschränken und einer Tür in
Halkârî-
Arbeit – daneben ein reichgeschmückter persönlicher Ruheraum
(cilehâne)
– ein reichgeschmückter Raum für die Ammen – ein weiterer großer Versammlungsraum – ein Raum für den Haushofmeister
(kethüda)
– darüber ein Kiosk – und fünf exquisite Zimmer – ein Vorratskeller mit einer Vorhalle und zwei Sofas – eine Schatzkammer mit Kellerräumen – ein großes Bad mit drei abgetrennten Kammern und einem Bassin mit sechs (kleinen) Marmorbecken – im anderen Hof befinden sich vier Krankenstuben – und eine Küche mit Brunnen und zwei Backöfen und einem großen Schuppen für Brennholz – vier Gärten mit einem Bassin und einem bleigedeckten Kiosk.
    Die «äußere Einfriedung» war wesentlich größer. Sie enthielt neben einem großen Versammlungsraum auch einen Empfangsraum, der wie der des Sultans im benachbarten Topkapı Sarayı
Arz odası
genannt wurde. Es gab zwei Bäder. Besonders viel Platz beanspruchten die
İçoğlan
genannten jungen Rekruten im Palastdienst. Sie hatten auch einen eigenen Unterrichtsraum. Bei den Stallungen unterscheidet das Verzeichnis zwischen den zwei des Paschas und den übrigen. Eine Scheune konnte 1500 Wagenladungen Heu bergen. Wie im Topkapı Sarayı fehlten auch hier Werkstätten nicht. Es gab ein Atelier für Goldschmiede und für Schneider. Der Küchentrakt war größer als in den privaten Appartements, er schloss, wie im Serail des Sultans, eine «Süßküche» mit dem Kessel zur Helvabereitung
(helvahâne)
und Vorratsräume (alleine vier für Mehl) ein.
Die Plünderung eines reichen
Konaks
    Die Chronisten beschreiben diese reichen Wohnhäuser nur selten und immer undeutlich. Ein Anlass war zum Beispiel die Plünderung des Konaks des dreimaligen Scheichülislam Ebu Sa‘îd Mehmed Efendi (1553–1662) während einer Meuterei gegen den Großwesir İbşir Pascha im Mai 1655. Der Bericht des entsetzten Na‘îmâ bezieht sich auf ein Palais im Stadtteil Fındıklı, das mindestens seit Süleymân I., wenn nicht schon unter Sultan Selîm I. im Besitz einer großen Familie war, die sich auf den am Anfang des Zitats genannten Hasan Cân (gest. 1567) zurückführte. Hasan Cân war ein aus dem persischen Isfahan stammender, herausragender Musiker. Sein Sohn, «Hoca» Sadeddîn, wurde Scheichülilslam und gilt als einer der größten Historiographen der osmanischen Glanzzeit. Der Enkel, Ebu Sa‘îd Mehmed, überlebte Aufstand und Plünderung, wurde aber einige Jahre auf Richterstellen in die Provinz verbannt. Die «Söhne des Hasan Cân» sind eine Familie, aus der insgesamt sieben Scheichülislame hervorgegangen sind.
    Eine Gruppe kam zum Haus des Müftis, um es auszurauben. Innerhalb weniger Augenblicke wurde alles, was die Familie des Hasan Cân in 150 Jahren zusammengetragen hat, von den schamlosen Plünderern geraubt: Kostbarkeiten, wertvolle Stoffe, Teppiche, schöne Bücher, extravagante Objekte und andere exquisite Gegenstände. Man erzählt sich, dass sie, als keine transportablen Gegenstände mehr übrig blieben, die Sitzbänke aufrissen und die Einzelteile mitten auf der Straße liegen ließen. Sie rissen die eisernen Türen und Fenster der Vorratsräume heraus, bemächtigten sich des Bleis der Wasserleitungen, der Bäder und einiger Dächer. Selbst die mit Perlmutteinlagen und Goldschmuckverzierten Wandschränke der Bibliothek des Müftis und seines privaten Kabinetts wurden herausgerissen und weggeschafft. Sie verschonten weder die Ausstattungen der Damen im Harem

Weitere Kostenlose Bücher