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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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insgesamt aus 8 × 8 Doppelversen.
    Er legte sein Haupt huldreich zur Erde nieder frischem Rosenblatte gleich, (Und) der Schatzmeister des Schicksals warf ihn in den Sarg einem Juwele gleich.
    Jetzt geht der Dichter zum eigentlichen Herrscherlob über:
    Es ist wahr, daß er Schmuck und Zier des Glückes und der Würde war,
Denn ein Schah war er mit Alexanders Diadem und Darius’ Krone,
Der Himmel beugte das Haupt im Staube seines Fußes,
Die Welt war der Staub seines Anbetungsortes.
    Einige Verse stellen Süleymâns Bedeutung als Vorkämpfer des Islam heraus.
    Tausende von Götzentempeln hast du eingenommen und zu Moscheen gemacht,
An Stelle der Schlaghölzer (der Christen) hast du den
Ezân
als Gebetsruf eingeführt.
Schließlich wurde die Pauke der Abreise (wie beim Auszug einer Karawane) geschlagen, du zogest aus,
Deine erste Station waren die paradiesischen Gärten.
Gott sei Dank! ER machte dich in zwei (beiden) Welten glücklich,
Und deinen hohen Namen machte er sowohl siegreich als zum Blutzeugen.
    Die Türbe Süleymâns an der Kıbla-Wand seiner Moschee wurde verschwenderisch ausgestattet. In der Kuppel hingen Glaslampen aus Damaskus und Italien. Insgesamt 130 Rezitatoren sorgten für diekontinuierliche Lesung aus dem Koran. Besondere Vorkehrungen wurden für die Heiligen Nächte und die beiden großen Feiertage getroffen. Der Türbengarten war mit Obstbäumen bepflanzt, frische Schnittblumen (Osterglocken oder Narzissen) waren als Grabschmuck vorgesehen.
    Abb. 21: Mausoleum der Haseki Sultan bei der Süleymaniye
    Seine Gattin Hürrem Hasekî Sultan war Süleymân 1558 im Tode vorausgegangen und erhielt ein Mausoleum neben dem des Sultans.
Selîm II.: Späte Reue
    Die Nähe des Mausoleums von Selîm II. zur Aya Sofya erklärt sich nicht ohne weiteres, weil seine große Freitagsmoschee, das Meisterwerk Sinâns,ja in der alten Residenz Edirne errichtet wurde. Es steht aber fest, dass Selîm bei der Aya Sofya, um deren Restaurierung er sich ab 1573 kümmerte, bestattet zu werden wünschte. Zu Lebzeiten wurden Privatgrundstücke enteignet, um die Umgebung der wichtigsten Moschee zu ordnen. Wahrscheinlich wurde schon damals der Platz der Türbe festgelegt. Der Bau, der mit 16 m Seitenlänge zu den größten Sultanstürben zählt, wurde 1576 oder 1577 fertiggestellt. Bis dahin war Selîms Grab mit einem Prunkzelt bedeckt, wie eine europäische Zeichnung beweist. Neben dem Sultan liegt Nûrubânû Sultan, die Mutter Murâds III., die ihrem Gatten Selîm fast zehn Jahre später (1583) folgte. Außerdem blicken wir auf die Kenotaphe von fünf Söhnen Selîms, von zwei Töchtern und der Nachkommen Murâds III. (21 Prinzen, 13 Töchter). Die Türbe mit ihrer doppelten Kuppel, einem zweiten Stockwerk mit Ambulatorium, der bemerkenswerten Toranlage und der reichen Innenausstattung mit prachtvollen Panneaus aus İznik-Fliesen machen den Bau zum Bestandteil des Istanbuler «Pflichtprogramms».
    Der dem Trunk verfallene Selîm hatte vor seinem Tode noch Gelegenheit, seinen Lebenswandel zu ändern und seine Seele auf das Jenseits vorzubereiten. Ali Mınık, der Fortsetzer des berühmten Universalgelehrten und Lexikographen Taşköprü-Zâde, schrieb über die letzten Lebensjahre und den Tod des Sultans im Anschluss an seinen Bericht über die militärischen Hauptereignisse der Epoche (Niederwerfung der Revolten im Jemen, Einnahme von Zypern und erfolgreiche Belagerung von Tunis):
    Bei all’ dem nahm der Sultan bis zu seinem Tode an keinem Feldzug in eigener Person teil. Er starb, wie man sagt, an der Lethargie genannten Krankheit. Da aber der Oberarzt Garseddîn-Zâde dies verkannte, d.h. als Brustfellentzündung ansah und (dementsprechend) falsch behandelte, so verschlimmerte sich diese, und die ärztliche Bemühung nützte dem Sultan nichts; denn also hatte es der Hochgeehrte und Gewaltige bestimmt. Selîm frönte abends und morgens dem Spiel und Trunk, so daß ihm die Trunkenheit lieber als die Nüchternheit war … nach den Worten des Dichters.
    Trink’ in Gesellschaft der Blumen und Gärten im Verein mit den Blumen der Wangen (d.h. den roten Wein des Schenken) und der Blumen des goldfarbenen Weins.
Ein Wein der die Sorgen vergessen läßt und sie zur Lust macht.
    Doch Gott ließ ihm vor seinem Tode die Gnade zukommen, (aus seiner Verblendung) aufzuwachen. So wandte sich der Sultan von allen Vergnügungen ab und zog die Scheichs in seine Nähe. Er erstrebte die Aufgabe all’ seiner bösen Charaktereigenschaftenund

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