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Istanbul

Istanbul

Titel: Istanbul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bussmann
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osmanischen Hof.
    Ein paar Meter weiter passiert man an der İstiklal Caddesi 172 die traditionsreiche Matriz Pastahanesi . Erst 2003 wurde sie nach 20-jährigem Dornröschenschlaf wiedererweckt. Das farbenfrohe Jugendstil-Fayenceninterieur des Cafés erinnert an jene Zeit, als die İstiklal Caddesi noch „Grand Rue de Péra“ hieß und die Nobelmeile der vornehmen Europäer war mit französischen Patisserien, Cabarets und zahlreichen Theatern. Das Café ist einen Blick wert, mehr bislang jedoch nicht.
    Die Asmalımescit Sokak mit ihren vielen Restaurants ist eine für Beyoğlu typische dunkle Gassenschlucht. Sie führt zum legendären Pera Palace Hotel und zum ehemaligen US-Konsulat . Letzteres soll vor rund 150 Jahren ein Amerikaner im Pokerspiel gewonnen und seiner Regierung vermacht haben. Heute sitzt der Konsul in einem festungsartig abgesicherten Gebäude hoch über dem Bosporus im Stadtteil İstinye – übrigens ein Schwarzbau ...
    Durch die von gemütlichen Straßencafés und kleineren Galerien gesäumte Sofyalı Sokak und die Müeyyet Sokak gelangt man zum Tünel-Platz (Tünel Meydanı), dem südlichen Ende der İstiklal Caddesi. Dieses Eck Beyoğlus galt, nachdem die Ausländer den Stadtteil verlassen hatten, noch bis in die 80er Jahre als unsicher und verrucht. Billige Lokantas, zwielichtige Räuberhöhlen und Pornokinos säumten die Gassen. Mit einem „Virenherd, der die männliche Existenz der Türken zugrunde richte“, verglich der konservative Ideologe Osman Yüksel Serdengeçti den Stadtteil. Und das Magazin Erkekçe berichtete: „Beyoğlu ist die Quelle des Verbrechens und der Immoralität in diesem Lande. Es gibt nur eine Möglichkeit, diesen Pfuhl der Sünde zu beseitigen: mit Bulldozern drübergehen.“ Erst in den 90ern, als man die İstiklal Caddesi für den Verkehr sperrte und Cafés und Galerien die schmierigen Amüsierbetriebe ablösten, änderte sich der Ruf Beyoğlus wieder zum Guten. Dennoch ist das Treiben in Beyoğlu so manchem religiösen Fanatiker bis heute ein Dorn im Auge. In keinem anderen Teil İstanbuls fürchtet man sich mehr vor Terroranschlägen als hier – seit dem Anschlag auf das britische Konsulat nahe dem Galatasaray-Gymnasium (2003) gibt es deswegen auch keine öffentlichen Mülleimer mehr.
    VomTünel-Platz kann der Spaziergang hinunter nach Karaköy fortgesetzt werden. Ansonsten bringt Sie dieTünel-Bahn, die kürzeste U-Bahn der Welt, in exakt einer Minute und 20 Sekunden dahin. Mit der nostalgischen Straßenbahn gelangen Sie zurück zum Taksim-Platz. Falls Sie über die Meşrutiyet Caddesi zurückspazieren wollen, passieren Sie das Pera-Museum (Pera Müzesi).

Taksim und Beyoğlu
Sehenswertes
    Doğançay Müzesi (Doğançay-Museum)

    Fressgasse Nevizade Sokak
    Burhan Doğançay, 1929 in İstanbul geboren, gehört zu den wenigen türkischen Künstlern, deren Werke auch schon im Metropolitan Museum von New York oder im Centre Pompidou in Paris gezeigt wurden. Ein paar der hiesigen Exponate – darunter Fotografien und Collagen – zeigen Großstadtmauern, für Doğançay Zeichen urbaner Prägung und Veränderung. Inspiriert wurde Doğançay auf seinen vielen Reisen – er besuchte über 100 Länder und verbrachte viele Jahre im Ausland. Zuletzt war eine Umgestaltung des Museums in Planung. Das Geld scheint vorhanden zu sein: 2009 wurde Doğançays Gemälde Mavi Senfoni („Symphonie in Blau“) bei einer İstanbuler Auktion für 1,29 Mio. Euro versteigert – mehr gab es noch nie für ein türkisches Kunstwerk.
    Balo Sok. 42. Tägl. (außer Mo) 10–18 Uhr. Eintritt frei.
    Masumiyet Müzesi (Museum der Unschuld)

    Ein Tipp für alle Orhan-Pamuk-Fans! Das in einem schön restaurierten Stadthaus untergebrachte Museum wird voraussichtlich 2011 eröffnen. In Anlehnung an den gleichnamigen Roman will der Literaturnobelpreisträger hier seine skurrile Sammlung ganz alltäglicher Dinge ausstellen, die die Liebe der fiktiven Romangestalten Kemal und Füsun dokumentieren.
    Çukurcuma Cad. 24.
    Pera Müzesi (Pera-Museum)

    Es erinnert leider nicht – wie der Name vermuten lässt – an die glorreiche Vergangenheit dieses Viertels. Moderne Kunst steht im Mittelpunkt der wechselnden Ausstellungen in den Obergeschossen – große Namen sind dabei keine Seltenheit. Die ständigen Expositionen darunter – u. a. „Kütahya-Kacheln“, „Anatolische Maße und Gewichte“ sowie „İstanbul: Stadt der Träume“ (eine Gemäldesammlung mit İstanbulmotiven aus dem 17.–20. Jh.)

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