Italien zum Verlieben (German Edition)
weiße
Blümchen umeinander rankten. Sie hatte gerade eine CD von Eros
Ramazotti eingelegt. Das war genau das, was sie jetzt brauchte. Wenn
diese Musik irgendwo dazu passte, dann zu diesem Ausblick.
Die Landschaft war einfach atemberaubend. Grün- und
Brauntöne wechselten sich ab, grüne Wiesen, braune Äcker,
Olivenbäume, die noch mit ihren weißen, hübschen
Blüten gefüllt waren; bald würde die Blütezeit
vorbei sein, wusste Anna. Überall zwischen Bäumen und an
Wegrändern wuchsen hellbraune, von der Sonne vertrocknete
Gräser. Anna sah Zypressen und Pinien, die oft in kleinen
Gruppen zusammen standen oder als eine Allee zu einem Hof hin führten
und hier und dort begannen bereits die Sonnenblumenfelder in
leuchtendem Gelb zu erstrahlen.
Das kleine Sträßchen, dessen Asphalt bereits
bessere Tage gesehen hatte, schlängelte sich zwischen den
sanften Hügeln hindurch, die stets neue, reizvolle Ausblicke
freigaben: Einzelne graubraune Gehöfte aus Backsteinen mit
erdfarbenen Ziegel-Walmdächern, zum Teil verwinkelt, mit wildem
Wein bewachsen und mit dunkelgrünen Fensterläden
geschmückt, kleine Kirchen mit hübschen Spitztürmchen
und hier und da ein kleiner Weiher oder Fischteich.
Ja, das war hier alles genauso, wie sie es in Erinnerung
hatte. Wieso hatte diese Landschaft nur so eine enorme
Anziehungskraft? Es war die pure Romantik, die ihr hier entgegen
schlug und Anna genoss das plötzlich in ihr aufsteigende Gefühl
von Freiheit. Allein schon der Anblick dieser Landschaft ließ
all den Stress der vergangenen Wochen von ihr abfallen und sie wusste
jetzt schon, dass das hier genau der richtige Ort war, um wieder
klare Gedanken zu fassen und zu überlegen, wie ihr Leben weiter
gehen sollte.
Anna war bereits um sieben Uhr morgens los gefahren und
nun, sechs Stunden später, war es so heiß, dass ihr kaum
jemand auf dieser Straße begegnete. Die meisten Menschen hatten
sich in die Kühle ihrer Häuser oder ihrer schattigen Gärten
zurückgezogen.
Die Landschaft wurde weiter und schon ein gutes Stück
bevor sie auf die Hügelkette fuhr, auf der Vaiano lag, konnte
sie rechts den etwa eineinhalb Kilometer entfernten Lago die Chiusi
sehen, der dunkelblau in einer Talsenke lag und in der Sonne
glitzerte. Er war gut zwei Kilometer lang und Anna erinnerte sich,
dass sie dort als Kind oft gebadet hatte. An diesem See lag bereits
die Grenze zur Toskana, die sich westlich von Umbrien bis zum Meer
erstreckte. Vom Lago die Chiusi aus waren es noch etwa zwanzig
Kilometer westwärts bis nach Montepulciano, dem bekannten
Touristen-Weinort. Er lag auf einem imposanten Berg, den man von der
ihn umgebenen Ebene schon lange vorher sehen konnte. Südlich von
Montepulciano gab es eine hohe, tiefgrün bewaldete Bergkette.
Anna wusste, dass der höchste Berg dort in der Ferne der Monte
Amiata war. Ihr Onkel hatte ihr das früher einmal erklärt.
Als sie auf der kleinen Straße nach Vaiano
hineinfuhr begann es in ihrem Bauch vor Aufregung zu kribbeln. Es sah
beinahe alles noch so aus, wie sie es in Erinnerung hatte. Auch
dieses Dorf bestand aus den so typischen ockerfarbenen
Backsteinhäuschen, die hier und da von hübschen Vorgärtchen
geziert wurden, an deren Zäune sich Sonnenblumen lehnten. Man
konnte auch schon die Kirche sehen, die direkt auf dem höchsten
Punkt der gesamten Hügelkette lag. Das kreuzförmige
Kirchenschiff war ebenfalls aus Backstein, mit schmalen hohen
Fenstern. Der hübsche Spitzturm lag an ihrer Ostseite.
Anna bog mitten im Dorf links ab und erklomm auf der
kleinen Straße die letzten Meter bis zu der Piazza, an der die
kleine Kirche stand. Der Platz war zwar relativ groß, doch sehr
schlicht, fast schon kahl, wie Anna fand. Es gab nur ein kleines
Restaurant, vor dem einige leere Tische und Stühle standen. Von
dort aus führte die Straße weiter östlich aus dem
Dorf heraus wieder talwärts und jetzt musste Tonis Hof gleich
rechts auf einem Hügel auftauchen. Links vor sich konnte Anna
nun einige größere Hügel sehen. Hinter diesen würde
etwa sieben Kilometer entfernt der Lago Trasimeno liegen, mitten im
Herzen von Italien, rund sechzehn Kilometer lang und mit drei Inseln,
die man mit dem Schiff anfahren konnte. Rings um den See gab es viele
kleine Städtchen mit romantischen Altstadtgässchen und
gemütlichen Cafés, wie sich Anna noch erinnern konnte.
Die Straße, auf der sie fuhr, würde, nachdem sie sich
durch einige weitere kleine Dörfer und Ortschaften geschlängelt
hatte, direkt nach
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