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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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hinausgekitzelt.
    In diesem lieben Lande wäre alles glücklich und fröhlich gewesen, wenn das Weinen nicht wäre verboten gewesen. Aber so geht es: die törichten Menschen meinen immer, das schmecke am besten, was sie nicht essen sollen, und gerade, weil der König Talisqualis alle Tränen der Witwen und Waisen getrocknet hatte, und weil der stille Kummer über die Grenze war gebracht worden, und weil die süße Schwermut unter der Strafe des Totkitzelns verboten war, und weil hier Lachen gar nicht teuer war, sehnten sich allerlei unruhige Leute nach Betrübnis.
    Man lud sich heimlich auf eine stille Träne, auf einen tiefen Seufzer, auf ein leises Ach, auf einen sehnsüchtigen Blick, wie anderwärts auf einen Löffel Suppe, zu Gast und teilte sich die rührendsten Geschichten aus dem Auslande mit.
    Alles dieses geschah aber ganz insgeheim, und wenn irgend ein Fremder in die Stube trat, fing man laut an zu lachen, um nicht verraten zu werden. Wonach sich aber der ganze Hofstaat und die Hauptstadt sehnte, das war, einmal ein Trauerspiel zu sehen, und alles wartete nur auf eine schickliche Gelegenheit, den König Talisqualis darum zu bitten. Die Gelegenheit blieb nicht lange aus. Wir wollen sehen.
    Der lustige Talisqualis hatte eine einzige Tochter, das liebste Herzkind von der Welt. Sie sollte nach ihm das Land regieren, jeden liebte sie wie sich selbst, und da alle Kinder des ganzen Landes sie über die Taufe gehoben hatten, hatten sie ihr den Namen Liebseelchen gegeben.
    Als Liebseelchen in die Kirche getragen wurde, stand ein betrübter Stern am Himmel; denn ihre Mutter, die Königin XYZ, wurde auch in die Kirch getragen, aber nicht zur Taufe, sondern ins Grab; sie war gestorben. Das war nun dem guten König Talisqualis gar unangenehm, teils weil er sie sehr lieb hatte, teils weil er die Taufe seines Liebseelchens nicht mit gehöriger Freude konnte halten lassen.
    Er ließ lange überlegen, wie man die Kirche austapezieren sollte, ob rot wegen der Freude über Liebseelchens Geburt, ob schwarz wegen dem Tod ihrer Mutter, und endlich entschied der kurzweilige Rat, es solle alles halb rot, halb schwarz bekleidet werden. Und das geschah an allem, von den Wänden der Kirche an bis auf die Strümpfe aller Anwesenden, deren einer schwarz, der andere rot war.
    Der König hoffte, die Leute sollten dadurch an der Traurigkeit gehindert werden; aber weit gefehlt. Sie waren so froh, einmal eine Gelegenheit zur Betrübnis zu haben, wo sie sich recht ausweinen konnten, daß sie auch gar nicht zu trösten waren. Es war ein allgemeines Schluchzen, und Liebseelchens feines Stimmchen hörte man mitten durch.
    Der gute lustige König Talisqualis ward über diese große Traurigkeit selbst nachdenklich und fürchtete, sein Töchterchen möge ganz aus der Art schlagen und kein lustiges Kind werden. Leider hatte er sich hierin nicht geirrt, denn Liebseelchen wuchs heran, und wer sie nur einmal hätte lachen sehen, der hätte können reich werden, denn Talisqualis hatte bekannt machen lassen, wer ihm zuerst die Nachricht bringe, daß Liebseelchen gelacht habe, der sollte von ihm das beste Trinkgeld erhalten, das es giebt. Aber Liebseelchen lachte nicht, war immer still und sanft und gern allein. O, wenn sie aber unter die Menschen kam, war sie gar sanft und freundlich, fragte immer nach den Armen und Kranken, mit denen sie alles teilte, was sie hatte.
    Aber dies Vergnügen, wohlzutun und zu trösten, ward ihr nicht oft, weil die Armen und Unglücklichen in der Stadt Soso eine so große Seltenheit waren, als hier zu Land ein grüner Schimmel. Ein einziges Vergnügen hatte sie öfters, nämlich die Sterbenden zu trösten; denn der König hatte entdeckt, daß die Kranken und Sterbenden ruhig und ergeben wurden, wenn Liebseelchen auf ihrem Bette saß und sie freundlich ansah, und da ihm die Freude der Menschen bis in den Tod gar lieb war, so erlaubte er, daß Liebseelchen sie besuchen durfte.
    Das gute, sanfte Mägdlein ward darum, so oft man darum bat, in einer Sänfte in solche Trauerhäuser getragen, und da setzte sie sich den Leidenden zu Füßen und sah ihnen so fromm und freundlich in die Augen, daß sie entweder bald wieder gesund wurden, oder mit lächelnder Ergebung ihre Seele dem lieben Gott zurückgaben, von dem sie dieselbe empfangen hatten.
    Anfangs war es in der Stadt Soso nur ein Werk der Barmherzigkeit, wenn der König es erlaubte, daß Liebseelchen einem Leidenden eine solche Wohltat erweisen durfte, und es geschah meistens

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