Italienische Märchen
Geschicklichkeit aus dem Teige sich diesen Prinzen Mandelwandel zu kneten, während welcher ganzen Arbeit sie ununterbrochen folgendes Lied sang, während welchem, wenn sie dieses oder jenes, was sie brauchte, nicht zur Hand hatte, z. B. Wachholderbeeren, Himbeeren, Kirschen etc., die Taube oder der Storch immer wegflogen und es ihr aus den naheliegenden Gärten ganz frisch zutrugen. Das Lied aber lautete:
Einen Teig will ich mir rollen,
Ganz nach meinem eignen Sinn,
Daß gleich alle merken sollen,
Daß ich in der Küch die Tochter
Der perfekten Köchin bin.
O du früh verlorne Mutter!
Schau das Mehl von Warschau an,
Fasaneier, Maienbutter
Rührt mit flinker Hand die Tochter
Der perfekten Köchin dran.
Rosenöl und Rosenhonig,
Rosenwasser, Mandelbrei,
Tränen, Seufzer auch nicht wenig
Mischt dem Teige nun die Tochter
Der perfekten Köchin bei.
Pim, pim, pim der Mörser klinget,
Nelken, Zimt, Muskatennuß,
Alles bald zu Staub zerspringet,
Wie es von der Hand der Tochter
Der perfekten Köchin muß.
Rein die Hände, blank die Schürze,
Unterm Häubchen fest das Haar,
Knet ich in den Teig die Würze,
Stelle mich so ganz als Tochter
Der perfekten Köchin dar.
Aus dem edelsten der Teige
Knet ich einen Zuckermann,
Der den stolzen Herren zeige,
Daß man fechten für die Tochter
Der perfekten Köchin kann.
Sieh, schon knet ich alle Stücke,
Knie und Bein und Kopf und Wanst,
Rolle, nudle, zerre, drücke;
Munter, zeige, was du Tochter
der perfekten Köchin kannst.
Kugelklöß nun werd zum Kopfe,
Zuckerwerk zu Locken kraus,
Gerstenzucker zieht zum Zopfe
Hinten lang die kluge Tochter
Der perfekten Köchin aus.
Mandelzahn im Himbeermunde,
Augen von Wachholderbeer;
Denn das Süße und Gesunde
Liebt im Angesicht die Tochter
Der perfekten Köchin sehr.
Prosit! von Pomranzenschalen
Voll verzuckertem Anis,
Nase, nimmer zu bezahlen,
Wenn dich ab aus Hast die Tochter
Der perfekten Köchin stieß.
Lipp und Wang aus Zitronate
Schnurr- und Backenbart umziert,
Fein gezackt vom Kuchenrade,
Was geschickt die Hand der Tochter
Der perfekten Köchin führt.
Nun ein Herz von Biskuitteige,
Mit Tokayerwein durchnetzt,
Drauf geschrieben: Lieb und schweige!
In die Brust ihm nun die Tochter
Der perfekten Köchin setzt.
Mit verzuckerten Maronen,
Königsberger Marzipan,
Köstlichsten Kakaobohnen
Füllet ihm den Leib die Tochter
Der perfekten Köchin an.
Und nun form ich an zwei Armen,
Hände zwei, zehn Fingerlein,
Diese sollen voll Erbarmen
Und auch tapfer durch die Tochter
Der perfekten Köchin sein.
Beine werden nun gedrechselt,
Nicht zu grad und nicht verrenkt,
Dick und dünn hübsch abgewechselt,
Wie es angenehm die Tochter
Der perfekten Köchin denkt.
Quittenfleisch wird nun zur Wade
Und zum Fuße Marzipan,
Stiefel dann von Chokolade
Zieht dem Zuckerbild die Tochter
Der perfekten Köchin an.
O wie zierlich steht dem Schelme
Das indiansche Vogelnest!
Auf das Ohr statt einem Helme
Macht es pfiffig ihm die Tochter
Der perfekten Köchin fest.
Orden zwölf von Zuckerkandel
Und Vanille Achselschnur
Trägst du, Prinz von Mandelwandel,
Durch die Achtung einer Tochter
Der perfekten Köchin nur.
An den Zuckergriff des Degen,
Dessen Klinge ganz von Zimt,
Soll er seine Rechte legen,
Weil in Schutz er gern die Tochter
Der perfekten Köchin nimmt.
Das Märchen von Schnürlieschen
Es war einmal ein König, der hieß Talisqualis, und er regierte das Land Soso und die Hauptstadt gleiches Namens Soso, und alles ging lustiger als überall.
Der gute Talisqualis war sehr vergnügt, sah gerne frohe Gesichter. Wer bei ihm zuerst lachte, lachte gut und erhielt gewiß, was er verlangte; wer aber zuletzt lachte, lachte am besten und erhielt einen Gnadengehalt. Es zogen sich daher alle lustigen Leute nach dem Lande Soso hin, und die Traurigen machten, daß sie herauskamen, denn sie mußten erstaunlich viel Geld bezahlen, wenn sie bleiben wollten, und der König hatte Leute, die überall auflauerten, und wenn ein Betrübter gefunden wurde, ward er sogleich vor den kurzweiligen Rat gebracht und mußte die Ursache seiner Betrübnis sagen. War ihm nun zu helfen, so wurde ihm geholfen, man gab ihm Geld und Gut und Ehre und Liebe, was er nur wollte. Reichte das alles nicht zu, den Betrübten zu trösten, so brachte man ihn zum Landtrost, welcher Herzwasverlangstdu hieß, konnte ihn der auch nicht muntern, so ward er von dem König zuerst und dann von dem ganzen Volke ausgelacht und aus dem Lande Soso
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