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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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täglich grimmiger gegen ihn, und nahm sich fest vor, ihn auf eine oder die andere Art ins Unglück zu bringen. Wenn sie nun bei Ursulus vorüberging und ihn fragte. »Was hast du denn zu bauen vor, du naseweiser Bursche, daß du immer mit Zirkel und Lineal herumziehst?« so antwortete Ursulus gewöhnlich: »Schlösser in die Luft, Ihro Majestät!« Als er ihr dies öfter gesagt hatte, ward sie über die Maßen zornig und sprach zu ihm: »Ich werde dich bei dem Wort halten.« Sie ging zum König und kniete vor ihm nieder und bat ihn um eine Gnade. Jerum war eine solche Demut von ihr gar nicht gewohnt und sagte ihr alles zu, was sie verlange. Da sprach sie: »Jerum, ich verlange, daß jeder deiner Diener, der mich belügt und der nicht das tut, was er mir sagt, daß er tue, des Todes sterbe.« Jerum gab ihr sein königliches Wort und seine Hand drauf, und an demselben Tage noch ward das Gesetz in ganz Munkelwust bekannt gemacht: »Wer lügt, der stirbt!« Als die Königin das unterschriebene Gesetz in der Hand haltend von dem König wegging, sah sie den Ursulus im Vorzimmer wieder allerlei Linien ziehen und allerlei Zirkel schlagen. Da fragte sie ihn gleich: »Ursulus, was willst du bauen?« Er antwortete wieder: »Schlösser in die Luft, Ihro Majestät!« Da erwiderte aber Würgipumpa sehr heftig, indem sie ihm das königliche Gesetz vorhielt: »Wer lügt, der stirbt!« Sie lief gleich zum König zurück und verklagte den Ursulus. Der König ließ diesen rufen und sprach mit Tränen zu ihm: »Ursulus, du mußt ein Schloß in die Luft bauen oder sterben.« Da ging Ursulus in seine Kammer und war sehr betrübt und weinte sich schier die Augen aus, weil er gar nicht wußte, wie er ein Schloß in die Luft bauen solle. In solchen Sorgen saß er, als der Neuntöter am Fenster pickte; Ursulus machte ihm auf und der Vogel sprach: »Ursulus, was weinst du?« Und nun erzählte ihm der Knabe seine Not, daß er eine Kirche in die Luft bauen müsse oder sterben. »Gräme dich nicht«, sagte ihm der Vogel, »mache dir von Karten und Papier die ganze Kirche, wie du sie dir auf dem Kirchhof erdacht hast, fertig, und wenn du sie ganz vollendet hast aus einzelnen Stücken, daß man sie schön zusammensetzen kann, so lege alles bei offnem Fenster hierher; dann lade den König und die Königin auf den Altan des Schlosses und läute nur mit einem Glöckchen, und befehle mir und den andern Bauleuten, welche kommen werden, so sollst du deine Kirche bald in der Luft entstehen sehen. Ich werde sie auch dann deiner Mutter im Turm zeigen, die wird sich sehr drüber freuen, und alles wird gut gehen; denn ich trage dann das Kirchlein in den kühlen Lindenhain, und die Arbeitsleute werden die Kirche dort nach dem Muster viel besser zustande bringen als nach der bloßen Zeichnung.« – »Tausend Dank, lieber Vogel«, sagte Ursulus, »aber was hast du denn für Kräuter da in den Klauen mitgebracht?« – »Das sind Kräuter, mit welchen du das Bein des Königs Jerum in wenigen Tagen heilen kannst, wenn du sie ihm auf die Wunde legst«, sprach der Vogel; »ich habe es von einem Reh gelernt, das neulich im Walde vom Felsen fiel; ich will dir alle Tage frische bringen. Aber du mußt dir auch eine recht ordentliche Gnade dafür ausbitten!« – »Gut«, sagte Ursulus, »es fällt mir schon etwas Herrliches ein, was ich begehren will; nun lebe wohl und grüße mir die liebe Mutter viel tausendmal.« Da flog der Vogel fort, und Ursulus träumte die ganze Nacht von schönen wunderbaren Kirchen. Am andern Morgen kam er ganz fröhlich zum König, wo auch die Königin zugegen war, und sagte: »Ihro Majestät, ich will sterben, wenn ich in acht Tagen das Gebäude nicht in die Luft baue; und so Ihro Majestät mir versprechen, dasselbe Gebäude auf die Erde zu bauen, so will ich bis dahin Euer zerbrochenes Bein so gut heilen, daß Sie selbst auf den Altan gehen können, mein Luftgebäude bauen zu sehen.« – »Ich verspreche es«, sagte der König. »Und ich verspreche es noch dazu«, sagte die Würgipumpa. Das ließ sich Ursulus schriftlich geben, legte dann dem Jerum die Kräuter auf das Bein und begab sich auf seine Kammer und baute von Karten und Papier eine ganz erstaunlich schöne Kirche zusammen, und machte alles so fein und ordentlich, daß man die ganze Kirche auseinanderlegen und wieder zusammenbauen konnte. Als er fertig war, war auch der Fuß des Königs, dem er alle Tage frische Kräuter aufgelegt hatte, gesund, und er forderte den Jerum und die

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