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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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verbleiben, sondern mit um so größerem Eifer und Fleiß all ihren Verstand auf ungewöhnliche und verschiedenartige Mittel zu wenden, um ihre sinnlichen Gelüste befriedigen zu können. Sie verfolgten solche Gedanken weiter mit der Wirkung, daß in kurzer Zeit ihr gut bebauter Boden viele Früchte in Form schöner Mönchlein hervorbrachte. Untereinander schlössen sie eine unlösliche Freundschaft und einen ewigen Bund und lernten so meisterlich die zu behandeln, die geschoren werden müssen, daß man eher hätte von Hautabziehen als von Scheren sprechen können.
    Da diese ihre Tätigkeit nicht allzu verborgen blieb, sondern viele davon hörten, so wurde sie unter andern auch dem Herrn Bischof bekannt. Dieser ging eines Tags nach diesem ehrwürdigen Ort, vielleicht um ihn zu reformieren, als es geschah, daß auch er sich von dem Liebreiz und der Schönheit der Klara heftig ergriffen fand. Nachdem er viele Verfügungen und neue Anordnungen erlassen hatte, kehrte er anders nach Hause zurück, als er weggegangen war. Er begann dort zu schreiben und Sonette zu dichten und tat seiner Klara kurz und bündig kund, daß er sich ganz vor Liebe nach ihr verzehre. Klara hielt ihn mehrere Tage hin, um seine Leidenschaft noch mehr zu entflammen, sah aber schließlich, daß der Herr Bischof ein von einem schlechten Maler gemachtes Gesicht habe und vielleicht konterfeit nach den Vorfahren Adams und überdies unwahrscheinlich geizig und somit sehr ungünstig für die Raffgier der Klara war, und beschloß, ihn auf ihre kleine Liste der Gefoppten zu setzen.
    Der Herr Bischof wurde das inne und sah sich in seiner Liebe zum besten gehalten, da sie für andere offen, Klara aber für ihn verschlossen und betrüblich war, und beriet sich, wie er in Erfahrung zu bringen vermöchte, wer es sei, dem ihr Sinnen gelte; und wie ein Liebhaber, dem wenige Wege verborgen sind, untersuchte er den Fall sorgfältig und fand, daß der ehrwürdige Prior von Sankt Jakob sich mit Schwester Agnes vergnügte und Klara mit einem andern sehr reichen Priester, der Don Janni Sallust hieß, in die Seligkeit einging; ferner, daß sie fast jede Nacht zusammen ausgingen, um sich mit ihren vorerwähnten Liebsten zu ergötzen. Er ließ sich über jede Einzelheit genau unterrichten, da er vorhatte, die beiden genannten Künstler auf jeden Fall in die Hand zu bekommen, nicht nur um sie auf die beste Art aus dem weichen Pfühl zu reißen, in dem sie waren, sondern auch um sich für die Kränkung zu rächen, die sie damit ihm antaten, den das Glück mehr begünstigt und dem es leichter geworden war, den Bischofshut als die Gunst der Klara zu erlangen.
    Jede Nacht ging er persönlich mit einer großen Schar seiner gierigen Kleriker dort herum, um sein doppeltes Verlangen befriedigen zu können. Eines Nachts, als der Prior dort herauskam, fiel er in den feindlichen Hinterhalt, ward ergriffen und vor den Priester Kaiphas gebracht; zitternd vor anderem als vor Kälte, sagte er, bevor er noch nach irgend etwas gefragt worden war, vielleicht weil er dachte, mit dem Anschuldigen des Gefährten würde er die Wut des Bischofs von sich ablenken, er habe niemandem Böses getan, sondern nur Don Janni Sallust ins Kloster begleitet und ihn mit der Klara in der Zelle gelassen. Der Bischof war nicht wenig froh, den Prior gefaßt zu haben, und nicht weniger begierig, auch des Gefährten habhaft zu werden. Er schickte jenen gut gefesselt nach Hause, brachte seine Kanoniere in Ordnung, um das Kloster von Amts wegen zu betreten, und beschloß, so es ihm möglich wäre, ohne irgendwie Gefahr zu laufen, den Sallust festzunehmen.
    Agnes, die wachsam und besorgt zurückgeblieben war und gehört hatte, wie der Prior verhaftet wurde, war als gute Kameradin, obwohl der Schmerz ihr das Herz zerriß, sowie sie gehört, daß der Bischof hereinzukommen suchte, schnellstens in die Zelle der Klara gelaufen und hatte ihr kurz erzählt, was sich zutrug. Wenn Klara diese Nachricht auch mit dem größten Unwillen anhörte, so verlor sie doch, da sie erkannte, welches Übel ihr daraus erwachsen mußte, keine Zeit mit Gefühlen; sondern verschlagen und beherzt, wie sie war, wußte sie sofort Rat und dachte sich von so offensichtlicher und gefährlicher Unreinheit zu befreien. Sie hieß den Priester aufstehen, der zum Glück seine Armbrust schon entladen und viele schöne Treffer ins Ziel gemacht hatte, und ließ ihn sich bereit halten, stürzte geschwind zur Zelle der Äbtissin und rief sie mit

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