Italienische Novellen, Band 1
was nötig war.
Sehr zufrieden, ihm dienen zu können, ging sie stracks weg, durcheilte mehrere Stadtteile und kam dann in den der jungen Frau; während sie nun bald diese, bald jene Frau einlud, von ihren Sachen zu kaufen, kam sie schließlich an ihre Haustür, in der jene stand, und sagte, da sie noch in keinerlei Beziehungen waren, folgendes zu ihr: »Und du, schöne Frau, willst nichts von diesen meinen zierlichen Sächelchen kaufen? Ich weiß wohl, wenn ich so schön und jung wäre, wie du bist, würde ich jeden Tag neue Sachen kaufen und das, was die Natur geschaffen, mit der Kunst verbinden, so daß mir niemand gleichkommen könnte.«
»O weh!« sagte die junge Frau, »du willst mich zum besten haben!«
Die Alte antwortete: »Bei Gott, ich sage die Wahrheit, wenn ich dir mitteile, daß man in diesem ganzen Land davon spricht, daß du die schönste Frau in diesem Königreiche bist. Und wenn auch einige Edeldamen an einem Ort, an dem ich mich heute befand, mehr von Neid als Vernunft bewegt, deine Schönheit heruntermachten, um die ihre ins Licht zu setzen, und sagten, du habest kein gutes Blut, und ähnliche Dinge, wie sie zu reden pflegen – denn wahrhaftig treten ja allen die Augen aus dem Kopf, wenn eine von unsresgleichen wirklich schön ist –, so gab ihnen dort doch ein Jüngling aus vornehmem Haus – ich weiß nicht, ob du ihn kennst – die verdiente Antwort, und er schloß damit, daß keine von ihnen genügend schön sei, um dir die Schuhriemen lösen zu dürfen.«
Die junge Frau antwortete: »Gott behüte Euch! Wenn es nicht unziemlich wäre, wüßte ich gerne, wer die Damen waren und wer der edle Jüngling, der mich verteidigte.«
Die Alte, die ihr Gewebe umsichtig spann, antwortete: »Von den Frauen will ich jetzt schweigen, um von niemandem Schlimmes zu sagen; aber den jungen Mann will ich dir gerne nennen –«, und ohne Antwort abzuwarten, nannte sie ihn mit Vor- und Familiennamen und fügte hinzu: »Was er mir außerdem noch sagte, will ich dir nicht bekannt machen, wenn du mir nicht vorher schwörst, es geheim zu halten.«
Die junge Frau war, wie das zu sein pflegt, voll Verlangen, es zu wissen, und versprach ihr, nichts zu verraten. Nicht ohne große Geschicklichkeit begann nun die Alte folgendermaßen: »Mein Töchterlein, ich kann dir vor allem nur das anraten, was dir Ehre macht, und darum darf man nicht auf das achten, was die Männer sagen! Er sagte mir, daß er dich mehr als sich selbst liebe, und so sehr ist er von dir bezaubert, daß er mir schwor, er habe nicht nur den Schlaf verloren, sondern er könne auch keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Er verzehrt sich wie eine brennende Kerze. Obschon ich dich erinnerte und erinnere, daß du die Ehre und den guten Ruf bewahren mußt, da wir kein größeres Gut auf dieser Welt besitzen, so werde ich doch nicht verschweigen, daß es mir die größte Sünde, die man begehen könnte, zu sein scheint, einen solchen Jüngling von solch lobenswerten und angenehmen Sitten, solch artigem Benehmen, solcher Freigebigkeit und Ehrbarkeit elend sterben zu lassen. Er wollte mir einen reizenden kleinen Ring geben, den ich dir von ihm überbringen sollte; doch besorgt um dich, wollte ich ihn für diesmal nicht nehmen; wenn du aber wüßtest, was er von dir begehrt, – ich bin überzeugt, du könntest ihn leicht und ohne deine Ehre irgendwie anzutasten, zufrieden stellen. Er sagte, er wolle nichts anderes von dir, als daß du einwilligst, von ihm geliebt zu werden, und daß du zur Belohnung dafür etwas geneigt seiest, ihn zu lieben, und daß du, wenn er dir manchmal eines seiner Geschenke schicke, es um seiner Liebe willen anzunehmen und es zu tragen dich herabließest. Dies, mein Töchterlein, scheinen mir recht leichte Sachen zu sein, und du wie jede andere junge Frau müßten sie tun, damit die Blüte der Jugend nicht ungepflückt vorübergeht, da doch das Kosten der süßen Früchte die Ehrbarkeit verbietet.«
Die junge Frau hörte diese einnehmenden Worte, und die kluge Botin entwickelte so viele Beweisgründe vor ihr, daß es ihr schien, sie sei, obschon sie natürlich sehr züchtig war, vom Schicksal gezwungen, ihn treu zu lieben, wobei sie infolge ihrer angebornen Sittsamkeit in keiner Weise beabsichtigte, deren Grenzen zu überschreiten. Sie wandte sich zu der Alten und sagte zu ihr: »Nun, gute Frau, kehret zurück zu dem Edelmann und sagt ihm, daß ich aus Liebe zu seinen Tugenden sehr zufrieden bin, ihn als meinen einzigen Liebhaber
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