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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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fanden den armen Sallust halbtot; als sie ihn erkannt hatte, hielten sie ihn sofort fest wie Fanghunde und schrien: »Ecce homo!« Auf diesen Lärm kam der Bischof, und alle, die um ihn waren, gingen sogleich hinein und fanden den Priester im Hemd im Bett der Äbtissin liegen. Jeder vermag sich leicht vorzustellen, wie sehr sie darüber alle verwundert waren; am meisten die schmerzlich betrogne Äbtissin, die völlig erstarrt und verblüfft von diesem Ereignis dastand, sich besann, diesen Mann nicht in ihrem Bett gelassen zu haben, und nicht wußte, ob sie das, was sie sah, für einen Traum oder für Wirklichkeit halten sollte, da es ihr schien, als sei Abstreiten wie Zugeben gleichermaßen unmöglich.
    Als Donna Klara sah, daß das Geschehnis der Ausweg sei, der zum gewünschten Ziele führe, kann man sich leicht vorstellen, in welchen garstigen und abscheulichen Worten sie gegen den Bischof losbrach und auch gegen die arme und genasführte Äbtissin, wobei sie unter anderm sagte: »Beim Kreuz des Erlösers, ich werde morgen zu meinen Eltern schicken, daß sie mich aus diesem öffentlichen Bordell nehmen, Wo man nachts Priester in den Betten derer trifft, die andern das gute Beispiel geben sollten! Diese alte Teufelshure! Möchte doch eine Flamme vom Himmel fahren und sie wunderartig von der Erde hinwegbrennen!« Und mit diesen und andern ähnlichen Worten ging sie in großem Ungestüm in ihre Zelle, schloß sich darinnen ein und ließ den Bischof mit allen übrigen übertölpelt draußen stehn.
    Dessen große Wut verwandelte sich in Schmerz und Beschämung; er wandte sich zu dem leidenden Priester, ließ ihn sogleich wie einen Räuber fesseln und kehrte nach Hause zurück, ohne sich weiter von der gebrochenen und schmachbedeckten Äbtissin und den andern Nonnen zu verabschieden.
    Den andern Morgen machte er Miene, den Prozeß anberaumen zu wollen, um den Prior und den Priester zum Feuertode zu verurteilen, und tat dann so, als ob gute Freunde seine heftige Wut gemildert hätten, und so verwandelte sich das Feuer, dem er die Schänder übergeben wollte, zusammen mit den andern drohenden Martern in jenes sehr wohlklingende Fließen von Florentiner Goldstücken. Und dieses war von so einzigartiger Wirkungskraft, daß es jene nicht nur vom verdienten Tode freimachte, sondern außer der Sündenvergebung ihnen Vollmacht gab, weiter durch die schon von ihnen durchfurchten Meere zu fahren und auch durch jede andere See, die ihnen begegnen mochte, ohne jede Strafe, unter der Bedingung jedoch, daß sie als gehorsame Söhne dem Herrn Bischof den schuldigen Zehnten entrichteten, damit Gott ihre Güter vermehre und vervielfältige. So geschah es denn, daß die weise Klara mit ihrer hurtigen Abwehr sich den Schlingen des Bischofs entzog und dadurch, daß sie die Schuld auf eine andere schob, die sie mit dem Feuer bedroht hatte, aus der gefährlichen Lage unbefleckt herauskam.

Die Witwe in Trauer
    In den Jahren, in denen unsere Stadt Salerno unter der Herrschaft des ruhmreichen Papstes Martin V. stand, war dort ein überaus großer Verkehr, und unzählige Kaufleute aller Nationen kamen da fortwährend zusammen. Aus diesem Grunde siedelten sich dort viele auswärtige Handwerker mit ihrem ganzen Anhang an, und unter andern begab sich auch ein guter Mann aus Amalfi, der Trofone genannt wurde, dorthin, um einen Gasthof zu betreiben. Er brachte seine Frau mit sich, die von großer Schönheit war, übernahm einen Gasthof in der Straße unserer Landverwaltung und mietete noch ein anderes Haus in der Gegend des Neutors, einem hochehrbaren und so abgelegenen Stadtteil, daß keiner ohne sehr künstliche Gründe dort vorbeikommen konnte. Als er dort seine Frau und seine Familie untergebracht hatte, geschah es, daß sich in diese junge Frau ein Edelmann der Stadt von hochangesehener Familie verliebte, dessen Namen ich aus guten Gründen beschlossen habe zu verschweigen. Dieser war von heftigster Liebe entbrannt, wußte jedoch einmal wegen der örtlichen Lage kein Mittel, sein Sehnen zu erfüllen, noch konnte er andrerseits wegen der ungewöhnlichen Überwachung durch den sehr eifersüchtigen Gatten es wagen, mit ihr in Verbindung zu treten. So dachte er sich der Geschicklichkeit einer gewissen Frau zu bedienen, die zu seinem Haushalt gehörte und die in der ganzen Stadt herumkam, da sie mit verschiedenem kleinen Frauenkram hausierte. Dieser offenbarte er eines Tages seine Wünsche und beauftragte sie unter großen Versprechungen mit dem,

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