Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
willen einem so großen Schmerz in deinem Herzen Raum gibst, der dich in den Verdacht bringt, du seiest nicht recht bei dir, und der dich, was dir nicht eben zur Ehre gereicht, durch deine Hartnäckigkeit in diesem Punkte zum Gespötte der Menschen macht. Um sechs Gulden? Ist denn das so etwas Arges? Und noch überdies wenn sie bezahlt sind! Lieber Matteo«, sagte der Priester, ihm die Hand drückend, »ich wünschte in Wahrheit, du ließest davon ab, und ich bitte dich, daß du mir zuliebe das Versprechen tuest, von diesem Augenblicke an diese Narrheit aufzugeben und wieder an deine Geschäfte zu gehen, wie es einem rechtschaffenen Manne geziemt, und wie alle andern Leute tun. Du würdest damit diesen deinen Brüdern große Freude bereiten und jedem, der es gut mit euch meint, und mir selber. Ist denn dieser Dicke ein so großer Meister oder ist er so reich, daß du lieber er sein willst als du ? Welchen Vorteil siehst du denn dabei, daß du dies tust? Vorausgesetzt auch, jener sei ein würdiger Mann, und er sei reicher als du (während er doch nach dem, was mir die Deinigen sagen, eher unter dir steht), so wirst du doch dadurch, daß du sagst, du seiest er , darum nicht seinen Wert noch seinen Reichtum erlangen. Erführe die Welt, daß du von Sinnen gewesen bist, selbst wenn du nachher wieder zum besten Verstände von der Welt gelangtest, und was du auch tun möchtest, man würde doch immer sagen, du seiest verrückt gewesen, und du wärest ein verlorener Mensch. Kurz, sorge, daß du ein Mensch bist und kein Vieh, und laß alle diese Possen schwinden! Darum bitte ich dich inständig. Was Dicker oder nicht Dicker! Mach es nach meiner Weise! Ich rate dir zu deinem Besten.«
    Dabei schaute er ihm recht freundlich ins Gesicht. Als der Dicke ihn so liebreich hatte reden hören und die passenden Worte erwogen hatte, die er zu ihm gesprochen, zweifelte er nicht mehr daran, daß er Matteo sei, und antwortete ohne Bedenken, er sei bereit, in betreff dessen, was er von ihm verlange, sein möglichstes zu tun, indem er wohl einsehe, daß alle seine Reden nur auf sein Bestes abzwecken. Er versprach ihm, von nun an sich alle Mühe zu geben, daß er nicht mehr auf den Gedanken komme, ein anderer zu sein als er selbst, nämlich Matteo. Aber er bitte ihn nur um eine einzige Gunst, wenn sie gewährt werden könne, nämlich er möchte nur ein einziges Mal mit jenem Dicken sprechen, um sich vollkommen zu überzeugen.
    Hierauf erwiderte der Priester: »Dies würde sich gar schlecht mit deinem Nutzen vertragen. Ich sehe wohl, daß du die Grillen noch immer im Kopfe hast. Was brauchst du überhaupt mit dem Dicken zu reden? Was hast du mit ihm zu schaffen? Je mehr du darüber sprichst, je mehr Leuten du diese Sache entdeckst, desto schlimmer ist es für dich, und desto mehr schadet es dir.«
    Und in diesem Ton sprach er dem Dicken so lange zu, bis er sich endlich zufrieden gab und von dem Wunsche, mit ihm zu sprechen, abstand. Darauf ging er weg von ihm, erzählte den Brüdern, was er getan und gesprochen habe, und was Matteo ihm zugesagt. Darauf verabschiedete er sich von ihnen und kehrte in die Kirche zurück. Einer der Brüder drückte ihm einen Silbergroschen in die Hand, um die Sache noch glaubhafter zu machen, und dankte ihm für seine Mühe.
    Mittlerweile, während der Priester den Dicken vornahm, war Filippo di Ser Brunellesco heimlich herbeigeschlichen und hatte sich unter unendlichem Gelächter in einem entfernten Zimmer von einem der Brüder alles wiedererzählen lassen, wie der Dicke aus dem Gefängnis gebracht worden war, was sie ihm unterwegs gesagt hatten und so fort. Er hatte in einen großen Becher ein Getränk gegossen und sprach zu einem der beiden Brüder: »Macht, daß Ihr ihm unter dem Nachtessen dies zu trinken gebt, entweder im Wein oder wie Ihr am liebsten wollt, ohne daß er es merkt. Es ist ein Schlaftrunk, auf den er so fest einschlafen muß, daß er es ein paar Stunden lang nicht fühlen würde, und wenn man ihn prügelte. Gegen fünf Uhr will ich dann wieder nachsehen, und wir besorgen dann das übrige.«
    Die Brüder kehrten in die Stube zum Dicken zurück und setzten sich mit ihm ans Essen, als es schon drei Uhr vorüber war. Während sie so bei Tisch saßen, brachten sie ihm den Schlaftrunk so geschickt bei, daß er gar nichts davon merkte. Als sie fertiggespeist hatten und ein wenig am Feuer saßen, begann die Arznei so kräftig zu wirken, daß der Dicke mit aller Mühe die Augen nicht mehr offenhalten

Weitere Kostenlose Bücher