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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Gestalt zurückgekehrt; aber das geschieht doch selten, zumal wenn die Sache lange ansteht.«
    Darauf sagte der Dicke: »Sagt mir nun aber, wenn ich Matteo geworden bin, wie ist es dann mit dem alten Matteo?« Der Richter antwortete: »Notwendigerweise muß aus ihm der Dicke geworden sein.«
    »Gut«, sagte der Dicke. »Ich möchte ihn doch auch ein bißchen sehen, um meine Neugier zu stillen.«
    Unter diesen Gesprächen war es fast Nachmittag geworden, als zwei Brüder dieses Matteo in das Handelsgericht kamen und den Notar der Kasse fragten, ob nicht hier ein Bruder von ihnen gefangen sitze namens Matteo, und wegen welcher Summe man ihn festgenommen habe; sie seien seine Brüder und wollten für ihn bezahlen, um ihn aus der Haft zu befreien. Der Notar der Kasse, der um den ganzen Handel wußte, da er ein guter Freund des Tommaso Pecori war, bejahte die erste Frage, tat, als blättere er in seinem Buche herum, und sagte: »Er ist hier wegen so und so viel auf Ansuchen von dem und dem.«
    »Gut«, sagten sie, »wir wollen ihm ein paar Worte sagen und alsdann für die Herbeischaffung des Geldes sorgen.«
    Und auf das Gefängnis zugehend sagten sie zu einem, der am Fenster stand: »Sage doch dem Matteo drinnen, es seien zwei von seinen Brüdern hier, welche kommen, um ihn zu befreien! Er solle ein wenig herkommen.«
    Während die Brüder hineinschauten, erkannten sie nur zu gut jenen Doktor, der mit dem Dicken sprach. Als der Dicke die Meldung vernommen hatte, fragte er noch den Doktor, was denn aus seinem Bauern geworden sei, und als er ihm sagte, er sei nicht mehr in seine frühere Gestalt zurückgekehrt, machte sich der Dicke doppelt so trübe Gedanken, trat an das Gitter und grüßte sie. Darauf begann der ältere der beiden Brüder solchergestalt zu sprechen: »Du weißt, Matteo, wie oft und viel wir dich ermahnt haben, von dem schlechten Lebenswandel abzulassen, den du seither geführt hast. Du weißt, wir haben dir täglich gesagt: ›Du gerätst tagtäglich in Schulden, heute bei diesem, morgen bei jenem, und bezahlst nie einen Menschen; denn die liederlichen Ausgaben, zu denen dich Spiel und andere Dinge verleiten, machen, daß du nie einen Heller in der Tasche hast.‹ – Nun haben sie dich vollends eingesteckt. Du weißt, daß wir die Mittel haben, und du weißt, wir können jeden Tag für dich bezahlen. Du aber hast seit einiger Zeit, einen wahren Schatz vergeudet für deine Lumpereien, und darum sagen wir dir alles Ernstes, wenn es uns nicht um unsere Ehre wäre und um deine Mutter, die uns keine Ruhe läßt, so ließen wir dich hier ein wenig mürbe werden, damit du in dich gingest. Für diesmal jedoch haben wir uns entschlossen, dich herauszuholen und für dich zu bezahlen, aber mit der Warnung, wenn du wieder einmal hier hineingerätst, so mußt du länger hierbleiben, als dir lieb ist. Damit genug! Damit wir aber bei Tag hier nicht gesehen werden, wollen wir heute abend um Avemaria dich abholen, wenn weniger Leute um den Weg sind, damit nicht jedermann Zeuge unsers Elends wird und wir uns um deinetwillen nicht noch mehr schämen müssen.«
    Der Dicke gab ihnen gute Worte und versprach hoch und teuer, er wolle in Zukunft ein ganz anderes Leben führen, als er seither getan, und sich hüten, solchen Unfug zu treiben und ihnen so viel Schande ins Haus zu bringen. Er bat sie um Gottes willen, sie möchten ihn ja doch abholen, sobald es Zeit sei. Sie versprachen es zu tun und gingen hinweg; er aber zog sich zurück und sagte zu dem Richter: »Es kommt immer besser bei mir, denn eben Bind zwei Brüder des Matteo dagewesen, eben jenes Matteo, mit dem ich verwechselt werde, und haben mit mir gesprochen gerade, als wäre ich Matteo, und haben mich ernstlich ermahnt, aber dabei gesagt, sie wollen um Avemaria kommen, um mich abzuholen. Und,« fügte er hinzu, »wenn sie mich aus dem Gefängnis wegführen, wo soll ich alsdann hin? In mein Haus kann ich nicht zurück: denn wenn dort der Dicke ist, was soll ich sagen, will ich nicht für einen Narren gehalten werden? Und es scheint mir ganz gewiß, daß der Dicke dort ist; denn wäre er nicht zu Hause, so hätte ja meine Mutter mich suchen lassen, während jetzt, wenn sie ihn vor sich sieht, sie diesen Irrtum nicht gewahr wird.«
    Der Richter hielt das Lachen nur mit großer Mühe zurück und hatte über die Geschichte eine außerordentliche Freude.
    »Geh ja nicht dorthin«, sagte er, »sondern folge denen, die sich für deine Brüder ausgeben! Du wirst bald

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