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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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aussehe, und daß er ihnen nachgeben müsse, verkaufte er dort drei Rosse, welche ihm gehörten, und die Rüstung, ja seine Kleider vom Leibe, obgleich er nur die Hälfte oder noch weniger von dem, was sie ihn gekostet hatten, daraus löste; denn da er genötigt war, die Sachen loszuschlagen, wurde er übers Ohr gehauen, und er gab sie dem nächsten besten hin. So blieb ihm von allem, was er mitgebracht hatte, nur noch die Fahne mit seinem Wappen übrig; er nahm sie von der Lanze, wickelte sie in ein ärmliches, zerlumptes Tuch und machte sich mit dieser Last auf dem Rücken zu Fuß nach Arezzo auf den Weg und ging sofort von Arezzo in das Casentinische nach Ortignano, wo er einige Verwandte hatte. Er schämte sich, nach Florenz zurückzukehren, und blieb deshalb dort viele Wochen im Schmerz über sein Mißgeschick und ohne zu wissen noch sich vorstellen zu können, wer ihm das angetan habe.
    Da ihn jedoch der Wunsch, diesen aufzufinden, unaufhörlich stachelte, beschloß er endlich, nach Florenz heimzugehen, und er tat es auch. Wie er zu Hause anlangte, wunderten sich seine Brüder, die ihn so zu Fuß und unscheinbar ausgerüstet sahen, und fragten ihn, was das bedeute. Er erzählte ihnen alles ausführlich und schloß mit den Worten: Meine Brüder, ihr müßt mir beistehen, mich zu rächen.
    Sie waren ebenso gesinnt wie er und schwuren alle dem den Tod, der ihnen diesen Schimpf angetan.
    Bianco hielt sich einige Tage zu Hause oder doch in der Nähe, bis er wagte, sich in der Stadt zu zeigen. Als er sich jedoch bald gezwungen sah auszugehen, schritt er ganz verdutzt und mit gesenkten Augen durch die Straßen. Und wenn ihn seine Freunde oder Bekannte aufzogen und fragten, ob er sein Amt sobald schon abgewälzt habe, antwortete er mit schamglühendem Gesicht, er habe es aus guten Gründen nicht angetreten, sei vielmehr im Casentinschen gewesen bei seinen Verwandten. Dann tat er, als habe er viel zu tun, und brach die Unterredung so schnell als möglich ab. Durch die Leute aber, die von Norcia und von Perugia kamen, hörte man allmählich, welchen Ausgang die Sache genommen hatte, so daß in kurzem die ganze Stadt davon voll war und ihn jedermann zum Erbarmen quälte, wie ihr alle sehen und hören könnt. Wer es ihm aber am ärgsten machte, das waren ein paar Handwerksleute, denen er Geld schuldig war, und welche gehofft hatten, von seinem Diensteinkommen bezahlt zu werden. Nun aber fingen sie an, ihn zu drängen, und verlangten nun durchaus ihre Befriedigung. In der Verlegenheit, was zu beginnen sei, da er sein Stück Land an Herrn Martino verkauft hatte, veräußerte er an ihn auch zwei kleine Häuser, die er in der Straße San Gallo besaß, und die ihm derselbe Herr Martino eigentlich nur aus Gefälligkeit und Mitleid für ihn abnahm, wobei er ihn ermahnte, nachdem ihm Bianco die ganze Angelegenheit mitgeteilt hatte, nicht mehr davon zu sprechen noch weitere Nachforschungen anzustellen, da er, je mehr er die Sache berühre, um so mehr sich lächerlich mache; er suchte ihn auch in der Ansicht zu bestärken, die Täuschung könne von nirgend anders herkommen als von dem Schuldgefängnis, und das war denn auch die allgemeinste Ansicht von der Sache.
    Sobald er nun das Geld erhalten hatte, befolgte er den Rat des Herrn Martino und befriedigte, ohne weiter nachzuforschen, seine Schuldner, und da er nicht fürder Hoffnung haben konnte, irgendwo als Regent unterzukommen, hängte er die ihm übriggebliebene Fahne in San Marco über dem Grabe seines Vaters auf, der wenige Jahre zuvor gestorben war. Dann kehrte er in das Gefängnis zu seinem frühern Berufe zurück. War er schon früher gegen die Gefangenen streng gewesen, so wurde er nun, da er sich von ihnen gekränkt glaubte und nicht näher wußte, von wem, vollends unerbittlich und machte sich's zur Aufgabe, um den rechten nicht zu verfehlen, allen miteinander so viel Unlust als möglich zu bereiten. Die Gefangenen ratschlagten daher oftmals miteinander und wußten nicht, wie der Sache abzuhelfen sei, bis Lodovico da Marradi, ein, wie ihr wißt, sehr verschlagener Mann, endlich zu ihnen sagte: Da wir ihn auf keine Weise milder gegen uns machen können, und da er doch dabei bleibt, wir seien die, die ihn nach Norcia geschickt haben, ohne sich durch irgendeine bisher geschehene oder noch zu geschehende Entschuldigung von dieser Ansicht abbringen zu lassen, da er im Gegenteil es täglich sich fester in den Kopf setzt und es uns büßen läßt, und da uns einmal unser

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