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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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welche wir zu vergeben haben, sind gegenwärtig besetzt; auch nicht eine einzige Stelle ist zur Zeit frei. Wir sehen daher keine Möglichkeit, Euch in irgendeiner Weise unterstützen zu können. Das einzige, was wir für Euch haben, ist, daß wir unsern Schmerz über diesen Vorfall mit dem Eurigen vereinen. Schließlich aber müssen wir Euch auffordern, um Eurer eigenen Ehre willen zurückzukehren, so schnell Ihr könnt; denn je länger Ihr hier Euch aufhaltet, desto mehr müßte Eure Schande wachsen.
    Hiermit schloß er. Bianco aber, als er diese seinen Erwartungen so sehr entgegengesetzte Antwort gehört hatte, war vom Schmerz ganz überwältigt und konnte einige Zeit keine Silbe vorbringen. Endlich aber sagte er mit Tränen in den Augen: Ihr Herren, das alles kann mir niemand anders angetan haben als der Verräter Giovanni di Santo, der mir auf solche Art die Dienste gelohnt hat, die ich ihm in Florenz erwiesen. Ich habe hier seine eigenhändigen Briefe. Habt wenigstens die Güte, nach ihm zu senden und mir von ihm Entschädigung für meine Verluste zu verschaffen: denn für die Schmach, die er mir angetan, will ich schon selbst Genugtuung erhalten, wenn Gott mir und meinen Brüdern das Leben schenkt, geh' es, wie es wolle!
    Wenn es wahr ist, daß er die Schuld trägt, antworteten die Ratsherren, so werden wir ihn veranlassen, dir deinen Schaden zu ersetzen, und überdies wollen wir ihn für sein Vergehen so bestrafen, daß dir wenig Rache mehr übrigbleiben wird.
    Wirklich schickten sie nach ihm, und er kam gleich darauf; denn er stand bei den andern Leuten auf dem Platze, um zu sehen, wer denn der neue Hauptmann sei. Als er aber beim Eintreten in den Ratssaal den Bianco sah, war er sehr verwundert. Einer der Herren erzählte ihm mit strengen Worten im Namen der andern die Veranlassung, aus der man nach ihm geschickt, und fragte ihn, welch ein Grund oder Anmaßung ihn bewege, den wackern Mann in Schande und Schmach zu bringen und noch dazu die Obrigkeit mit ins Spiel zu mischen. Als Giovanni dieses hörte, verwunderte er sich noch mehr und sagte: Gnädige Herren, allerdings, als ich Exekutor von Florenz war, erwies mir der hier anwesende Bianco viele Dienste, so daß ich ihm versprach, ihm nach meinem Vermögen zu diesem Amte zu verhelfen, und in der Tat halte ich mich ihm so sehr verpflichtet, und seine Verdienste sind der Art, daß ich, wenn das Los die Wahl auf einen gelenkt hätte, von dem ich hätte glauben dürfen, er werde mir gefällig sein, so hätte ich es auch gern getan. Aber von dem weitern Verlauf habe ich nie das mindeste gehört, und wenn ihr findet, daß ich je etwas davon gehört habe, so laßt mir den Kopf abschlagen!
    Als Bianco dies hörte, zog er die Briefe aus dem Busen und sagte: Da seht, ihr Herren, mit welcher Stirn der Mann leugnet! Laßt ihn diese Briefe lesen und erforscht, ob sie von seiner Hand sind!
    Die Ratsherren ließen die Briefe lesen, Giovanni aber erklärte, sie seien nicht von seiner Hand. Darum wurde er nach vielem Hin- und Herreden zwischen ihm, dem Rate und Bianco entlassen. Die Ratsherren wollten Bianco einigermaßen bezeugen, daß es ihnen leid um ihn tue, und verordneten, daß der Wirt von der Gemeinde zufriedengestellt werde und ihm nichts abnehme.
    So machte sich denn Bianco in einer Stimmung, die sich jeder von euch leicht vorstellen kann, nach der Herberge auf den Weg; Giovanni begleitete ihn, und in der ganzen Stadt wies man ihn mit Fingern, und eines zeigte ihn dem andern wie ein Wundertier. Giovanni war mit ihm sehr betrübt über den Vorfall und fügte bei, daß in Betracht dessen, was geschehen sei, er nun keine Möglichkeit voraussehe, ihm erhalten zu können, was er ihm versprochen habe.
    Im Wirtshaus angelangt beschloß Bianco, da es noch früh am Tage war, sogleich abzureisen; er nahm von Giovanni Abschied und schlug den Rückweg gegen Perugia ein. Er ritt ganz allein voraus; der Richter aber, welcher aus dem Gebiet von Perugia war, der Ritter und der Notar fingen an miteinander zu sprechen und sagten: Der hat uns mitgenommen und uns um unsere Stellen gebracht. Wenn er der Narr im Spiele gewesen ist, sollen wir auch darunter leiden?
    Sie verabredeten unter sich, was sie zu tun haben, und ließen, ohne viel Worte mit ihm zu machen, sobald sie in Perugia waren, auf seine Pferde, sein Felleisen und seine sämtliche Habseligkeit Beschlag legen. Als Bianco dies sah, überhäufte er sie mit Bitten, aber umsonst. Endlich aber, als er sah, daß es schlecht

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