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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
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sich zu der Botschaft hergab, aber dennoch, durch Plutos Machtspruch gezwungen, sich dazu verstehen mußte, den Beschluß der Ratsversammlung zu vollführen, und die Bedingungen einging, die förmlich beraten worden waren. Diese bestanden darin, daß dem mit dem Auftrage Betrauten hunderttausend Dukaten überwiesen werden sollten; mit diesen mußte er auf die Welt gehen, in menschlicher Gestalt ein Weib nehmen und zehn Jahre mit ihr leben, sodann eines scheinbaren Todes sterben, nach der Hölle zurückkehren und seinen Vorgesetzten nach der gemachten Erfahrung darüber Bericht erstatten, worin eigentlich die Last und die Lust des Ehestandes bestehe. Es wurde überdies erklärt, daß er während der genannten Zeit allen Ungemächlichkeiten und Übeln unterworfen sein solle, mit denen die Menschen zu kämpfen haben, und welche Armut, Gefangenschaft, Krankheit und so manchen andern schlimmen Umstand, der den Menschen begegnen kann, nach sich ziehen; ausgenommen, wenn er sich durch Klugheit oder List davon befreie.
    Belfagor nahm also die Bestallung und sein Geld in Empfang und kam herauf auf die Welt. Er hatte sich aus seinen Scharen mit Pferden und Dienerschaft versehen und zog sehr stattlich in Florenz ein. Diese Stadt hatte er vorzugsweise zu seinem Aufenthalt erkoren, weil sie ihm den Wucher, den er mit seinem Gelde zu treiben gesonnen war, ganz besonders zu begünstigen schien. Er ließ sich hier Roderigo von Kastilien nennen und mietete ein Haus in der Vorstadt Allerheiligen. Damit man seiner wahren Herkunft nicht auf die Spur komme, sagte er aus, er habe vor einiger Zeit Spanien verlassen, sich dann nach Syrien gewendet und in Aleppo sein Vermögen gewonnen; er habe es aber verlassen in der Absicht, nach Italien zu gehen, in ein menschlicheres, dem bürgerlichen Leben und seinen Neigungen angemesseneres Land, und dort ein Weib zu nehmen. Roderigo war ein sehr schöner Mann, der in einem Alter von dreißig Jahren zu stehen schien. Er verriet in wenigen Tagen, daß er im Besitz großer Reichtümer sei, und da er sich außerdem bei mehrfachen Gelegenheiten als einen wahrhaft gebildeten und freigebigen Mann zu erkennen gab, so boten ihm manche edle Bürger, die viele Töchter und wenig Taler im Besitz hatten, ihre Kinder an. Unter allen diesen erwählte Roderigo ein sehr schönes junges Mädchen namens Onesta, die Tochter des Amerigo Donati, der außer ihr noch drei andere Töchter und drei erwachsene Söhne hatte, und ihre Schwestern waren auch fast mannbar. Obgleich er einer sehr edeln Familie angehörte und in Florenz persönlich sehr in Achtung stand, so war er doch im Verhältnis zu seiner zahlreichen Familie und seinem Adel sehr arm.
    Roderigo richtete seine Hochzeit mit großem Glanz und Aufwand aus und unterließ nichts von allem, was bei derlei Festen nun einmal herkömmlich ist; denn er war durch das Gesetz, das ihm beim Austritt aus der Hölle auferlegt worden war, allen menschlichen Leidenschaften unterworfen. Er begann sehr bald Geschmack zu finden an Ehre und Herrlichkeit der Welt und sich daran zu erfreuen, von den Menschen gelobt zu werden, was ihm keinen geringen Aufwand verursachte. Überdies hatte er noch nicht lange Zeit mit seiner Ehegattin Onesta gelebt, als er sich in diese so außermaßen verliebte, daß er es nicht ertragen konnte, sie traurig oder mißmutig zu sehen. Frau Onesta hatte neben ihrem Adel und ihrer Schönheit ihrem Roderigo einen Hochmut zugebracht, wie ihn sogar Luzifer nicht kannte, und Roderigo, der einen wie den andern nun ermessen hatte, erachtete den seiner Frau für den höheren. Er ward aber mit der Zeit noch weit ärger als zuvor, da sie die große Liebe ihres Mannes zu ihr merkte. Und da sie nunmehr dafür hielt, er befinde sich durchaus in ihrer Gewalt, so gebot sie ihm ohne alles Erbarmen oder Rücksicht und scheute sich nicht, wenn er ihr ja etwas versagen wollte, ihn mit Schelten und Schimpfen zu verletzen, was dem Roderigo unglaublichen Ärger verursachte. Dessenungeachtet machte der Schwiegervater, die Brüder, die Verwandtschaft, die Pflicht des Ehebundes und vor allem die große Liebe, die er für sie fühlte, daß er es mit Geduld hinnahm. Ich will die großen Kosten übergehen, die er zu ihrer Befriedigung in Beziehung auf neue Trachten und neue Moden aufwandte, in welchen unsere Stadt nach alter Gewohnheit beständig wechselt. Er mußte sich überdies, wollte er in Frieden mit ihr leben, entschließen, dem Schwiegervater seine andern Töchter an den Mann

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