Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
zwischen Lattanzio und der Frau; denn er ließ sich angelegen sein, verschiedene Unterhaltungen mit ihr anzuknüpfen und ihr aufzuwarten, indem er ihr vorschnitt und ähnliche Dienste leistete, wie Edelleute bei Tische zu tun pflegen. Caterina war sehr anmutig und liebenswürdig, sprach schön, und wenn sie nicht selbst zu den Schönsten gehörte, so konnte sie doch unter den Schönsten ohne Beschämung verweilen.
    Während sie nun miteinander sprachen und Lattanzio sie ziemlich fest ins Auge faßte, gefiel ihm mehr und mehr der Umgang und das ungezwungene Wesen der Frau, und so sog er unvermerkt durch die Augen das Gift der Liebe ein, so daß er, ehe man die Tafel aufhob, sehr gut wahrnahm, daß der Pfeil der Liebe schon nur zu tief eingedrungen sei. Nun wurde das Essen beendigt, und man fing an zu tanzen; Lattanzio forderte die Frau zum Tanze auf, und sie nahm die Einladung freundlich an. Er nahm sie bei der Hand, tanzte langsam und ließ sich allmählich mit ihr in ein Gespräch ein über Liebesdinge. Sie zeigte sich keineswegs spröde gegen solche Verhandlungen; Lattanzio schob nun einen Stein weiter vor und setzte ihr angelegentlich auseinander, wie sehr ihm ihr Wesen und Gebaren, ihre Anmut und Schönheit gefalle. Er sagte ihr sodann, wie heftig er für sie glühe, und bat sie in angemessenen Worten, ihn zu ihrem Diener anzunehmen und mit ihm Erbarmen zu haben. Die Frau antwortete ihm sehr behutsam, sie wisse es wohl zu schätzen, daß sie von ihm geliebt werde, da sie ihn als einen verständigen, gesitteten und anmutigen Edelmann kenne, der ihr nichts als die Unbeflecktheit ihrer Ehre zumuten würde. Unter diesen und ähnlichen Gesprächen ging der Tanz zu Ende, und sie saßen nebeneinander, indem sie fortwährend von Liebe sprachen. Das Fest dauerte bis nach Mitternacht, und die ganze Zeit über sprach Lattanzio in gleichem Sinne, bekam aber fortwährend nur die nämlichen Antworten zurück, die alle darauf hinausliefen, daß sie die Liebe nicht außer Auge lassen werde, die sie für ihren Gemahl zu hegen verbunden sei, und ebensowenig ihre beiderseitige Ehre, die ihr teurer sein müsse als das Leben; sie wolle ihn aber wie einen Bruder lieben, da sie ihn als einen so wackern und ritterlichen Herrn kenne.
    Als Lattanzio sah, daß die Frau es nicht abwies, von Liebe zu reden, und daß sie sich mit ihm schon in große Vertraulichkeit eingelassen hatte, war er fürs erstemal damit zufrieden und begleitete die Frau in Gesellschaft von vielen andern Männern und Frauen bis an ihr Haus. Und da er in der Tat wirklich in sie verliebt war, faßte er ihr Haus ins Auge, suchte herauszubringen, wohin sie zur Messe ging, und fand, daß sie gewöhnlich in San Francesco die Messe hörte. Er fing daher an, diese Kirche häufig zu besuchen und sich mit den Edelleuten zu unterhalten, die dahin kamen, und warf dabei seiner Caterina verliebte Blicke zu, die ihm freundliche Miene machte und zeigte, daß sie ihn sehr gerne sah.
    Indessen war die zügellose Zeit des Karnevals gekommen. Lattanzio ritt eines Tages maskiert auf einem ganz rüstigen spanischen Klepper vor dem Hause der Frau vorbei, die eben unter der Türe stand; dort hielt er stille, machte ihr ein Zeichen, daß sie ihn erkannte, und knüpfte ein Gespräch mit ihr an, das er auch ziemlich lange fortsetzte, wobei er immer von seiner Liebe redete. Sie zeigte sich ihm mehr als gewöhnlich gewogen, scherzte und spaßte mit ihm ganz vertraulich und hatte schon halb und halb bei sich beschlossen, Lattanzio zum Liebhaber zu nehmen; doch wollte sie vorerst ihn genauer kennenlernen und womöglich versuchen, von welcher Art und Charakter er sei. Lattanzio dachte in ihr eine sehr angenehme und zutunliche Frau gefunden zu haben, und nachdem er sie dringend gebeten, sie solle mit ihm Erbarmen haben und ihm Befehle erteilen, um zu sehen, daß er ihr zu jedem Dienste gewärtig sei, empfahl sie sich ihm demütig und schied von dannen. Als er fort war, zog sich die Frau in ihr Gemach zurück voll Gedanken an die Liebe Messer Lattanzios und an die dringenden Bitten, womit er sie bestürmt hatte, und begann etwas mehr als gewöhnlich von Liebe zu ihm zu entbrennen.
    Der Gemahl der Frau war zu Hause sehr widerlich; er ließ sie zwar hingehen, wohin sie wollte, und sich prächtig kleiden, gab ihr aber doch oft derbe Worte. Außerdem war er in der Straße San Rafaele gegenüber der Hauptkirche in ein schönes Mädchen heftig verliebt, welches Hauben, Gürtel, Schnüre, Halskrausen und

Weitere Kostenlose Bücher