Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
die unersättliche Natur der Sterblichen hat noch alle Feinheiten und Kostbarkeiten des Morgenlandes dazugefügt nebst den früheren Weltaltern unbekannten Wundern und Kostbarkeiten, die unsere Zeit mit unschätzbarer Mühe und den schwersten Gefahren aufgespürt hat. Darum sind unsere Mailänder in der Fülle und Feinheit der Speisen ganz ausgezeichnet und in allen ihren Mahlzeiten höchst glänzend, und sie meinen nicht leben zu können, wenn sie nicht immer in Gesellschaft leben und speisen. Was sollen wir sagen von dem Prunk der Frauen in ihren Kleidungen mit all dem getriebenen Golde, Borten, Stickereien, Spitzen und köstlichen Kleinodien, so daß, wenn eine Edelfrau unter die Tür tritt, man manchmal meint, es sei die Himmelfahrt in Venedig? Und in welcher Stadt weiß man so viele prächtige Wagen, die aufs feinste vergoldet sind mit so viel reichem Schnitzwerk, gezogen von vier der trefflichsten Renner, als man in Mailand täglich sieht? Man findet hier über sechzig vierspännige, und zweispännige in Unzahl, mit den reichsten seidenen, mit Gold durchwirkten und so mannigfaltigen bunten Decken, daß, wenn die Frauen durch die Straßen fahren, es aussieht, als ginge ein Triumphzug durch die Stadt, wie es sonst bei den Römern Sitte war, wenn sie siegreich von den bezähmten Provinzen und besiegten und unterworfenen Königen nach Rom zurückkehrten. Hier fällt mir ein, was ich voriges Jahr in der neuen Vorstadt die hochwohlgeborene Frau Isabella von Este, Markgräfin von Mantua, sagen hörte, die, als der Markgraf Guglielmo gestorben war, nach Monferrato ging, um der Markgräfin ihr Beileid zu bezeugen. Sie wurde von unsern Edelfrauen ehrerbietig besucht, wie das immer geschehen ist, sooft sie nach Mailand kam. Als sie nun diese Menge von reichen Wagen so köstlich geschmückt sah, sagte sie zu den Frauen, welche kamen, um ihr aufzuwarten, sie glaubte nicht, daß im ganzen übrigen Italien ebensoviele schöne Wagen seien. In dieser Üppigkeit und Pracht, Lust und Bequemlichkeit leben die Frauen von Mailand und sind darum gemeiniglich zutraulich, mild, freundlich und von Natur geneigt, zu lieben und geliebt zu werden und unaufhörlich ein Leben in der Liebe zu führen. Und um geradeheraus zu sagen, was ich denke, scheint mir, es fehle ihnen gar nichts, um sie vollkommen zu machen, als daß ihnen die Natur eine ihrer Schönheit, ihren guten Sitten und ihrem artigen Wesen entsprechende Mundart verliehen hat; denn in der Tat, das Mailändische hat eine Aussprache, die für die Ohren der Fremden äußerst abstoßend ist. Dennoch ermangeln sie nicht, durch Sorgfalt dem natürlichen Mangel abzuhelfen; denn es sind nur wenige Frauen, die nicht durch Lesen guter italienischer Bücher und durch Umgang mit gut Redenden sich überwänden, allmählich unterrichtet zu werden und durch Feilung der Sprache eine angemessene und liebliche Redeweise zu gewinnen, die sie viel angenehmer im Umgang macht.
    Um aber auf die Novelle zu kommen, die ich euch zu erzählen beabsichtige, und die voriges Jahr in der Fastenzeit sich ereignet hat, so sage ich, es war hier in Mailand ein Edelmann aus einer Stadt nicht sehr weit von hier, der wegen Händeln, die er mit Grenznachbarn seines Schlosses führte, ein bequemes Haus gemietet hatte, worin er mit seiner geehrten Familie lebte. Es war ein reicher junger Mann, und wenn er zwei- bis dreimal in der Woche oder nach den Umständen mehr oder weniger häufig mit seinen Anwälten und Advokaten gesprochen hatte, überließ er die Besorgung einem seiner Schreiber, der sehr gewandt und geübt war im Prozeßführen, und ließ sich's den ganzen Tag über wohlsein und eilte dem Wagen bald dieser, bald jener Frau nach. Nun ließ der Graf Antonio Crivello nach seiner Gewohnheit eine Komödie aufführen und gab einer großen Zahl von Edelleuten und Frauen ein kostbares Gastmahl; dabei war auch der junge Prozeßführer, den wir künftig Lattanzio nennen wollen, da ich mich für jetzt seines wirklichen Namens nicht bedienen mag, wie es mir auch mit dem Namen der Frau geraten scheint, von der ich zu reden haben werde und die denn den Namen Caterina führen mag. Lattanzio saß also beim Abendessen und kam dabei zufällig an die Seite Caterinas, die er früher niemals gesehen zu haben glaubte, oder wenn er sie auch gesehen hatte, so hatte sie keinen Eindruck auf ihn gemacht. Gastmahle pflegen große Vertraulichkeit zu erzeugen zwischen solchen, die bei Tische nebeneinander zu sitzen kommen. Dies geschah auch

Weitere Kostenlose Bücher