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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Genauigkeit, verhörten die Burgfrau und die Zofe sowie einige andere Leute des Hauses und nach ihnen auch die Barone, die die Frau einige Tage zuvor hatte zusammenbringen lassen, damit sie durch Spinnen und Haspeln sich ihren Lebensunterhalt verdienten.
    Nachdem der Großkanzler den Prozeß eingeleitet hatte, kehrte er an den Hof zurück, wo der König Matthias nebst der Königin und den vornehmsten Baronen des Reichs, auch allen Räten, nach reiflicher Erwägung der Angelegenheit der ungarischen Barone und des böhmischen Ritters und nach vielem Streiten, wobei die Königin die Partei der Frau und den Böhmen in ihren Schutz nahm, – wo der König also sein Urteil dahin abgab, Herr Ulrich solle die sämtliche Habe und beweglichen Güter und Lehen der beiden Barone für sich und seine Erben beständig bekommen, jene Barone aber sollen aus den beiden Reichen Ungarn und Böhmen verbannt werden, bei Strafe, sooft sie zurückkehren, öffentlich von dem Henker durchgepeitscht zu werden.
    Der Urteilsspruch wurde vollzogen; der böhmische Ritter erhielt alles, und die zwei unglücklichen Ungarn wurden aus dem Reiche geführt und ihnen der gegen sie gefallene Urteilsspruch eröffnet, den freilich viele für allzuhart und streng hielten, namentlich die Freunde und Verwandten der beiden Barone. Da es jedoch den Bedingungen des Vertrags klärlich entsprach, wurde es von allen für gerecht angenommen, damit es für die Zukunft ein warnendes Beispiel sei für solche, die leichtsinnig und ohne Grund alle Frauen über einen Kamm scheren wollen, während doch die alltägliche Erfahrung das Gegenteil zeigt: denn es gibt unter den Weibern wie unter den Männern Geschöpfe von verschiedener Beschaffenheit. Der König und die Königin wünschten nun, daß die entschlossene Burgfrau an den Hof komme, wo sie von ihnen gütig aufgenommen und von allen mit unendlicher Verwunderung betrachtet wurde. Die Königin nahm sie zu ihrer Ehrendame an, warf ihr ein ansehnliches Gehalt aus und hielt sie jederzeit wert. Der Ritter aber gelangte zu immer größerem Reichtum und Ehren und lebte in der Gunst des Königs lange Zeit friedlich und ruhig mit seiner schönen Gemahlin, vergaß auch dabei nicht des Polen, der ihm das wunderbare Bildnis gefertigt hatte, und schickte ihm ein reiches Geschenk an Geld und andern Dingen.

Viel Lärmen um nichts
(Shakespeare, Viel Lärm um nichts)
    Im Jahre unseres Heils 1283 geschah es, daß die Sizilianer, welche die Herrschaft der Franzosen nicht länger dulden zu können glaubten, sie eines Tages in der Vesperzeit mit unerhörter Grausamkeit alle ermordeten, so viel ihrer auf der Insel waren; denn dazu hatten sie sich vorher auf der ganzen Insel verschworen. Und nicht bloß Männer und Weiber französischer Nation töteten sie, sondern auch alle sizilianischen Frauen, die man von einem Franzosen schwanger meinte, wurden an jenem Tage ermordet, und wenn es sich späterhin noch ergab, daß ein Weib von einem Franzosen geschwängert sei, war sie ohne Erbarmen des Todes. Daher entstand der klägliche Name der »sizilianischen Vesper«. Als König Peter von Aragon diese Nachricht vernahm, segelte er sogleich mit der Flotte aus und besetzte die Insel; denn der Papst Nikolaus III. hatte ihn dazu durch die Behauptung ermutigt, ihm als dem Gemahl Konstanzens, der Tochter König Manfreds, gebühre das Eigentum der Insel. König Peter hielt viele Tage mit königlicher Pracht in Palermo Hof und feierte den Erwerb der Insel durch die glänzendsten Feste. Als er hierauf Kunde erhielt, daß König Karl II., Sohn König Karls I., der das Königreich Neapel besaß, mit einer gewaltigen Flotte dahersegle, um ihn aus Sizilien zu verjagen, segelte er ihm mit seiner aus Kriegsschiffen und Galeeren bestehenden Flotte entgegen; und als sie zusammenstießen, gab es ein großes blutiges Gefecht, das viele Menschen mit dem Leben entgalten. Doch zuletzt schlug König Peter die Flotte König Karls und machte ihn selbst zum Gefangenen. Um aber künftig dem Kriegsgeschäft besser obliegen zu können, verlegte er den Aufenthalt der Königin und des Hofs nach Messina, weil diese Stadt Italien gegenüber liegt und von dort aus die Überfahrt nach Kalabrien weniger Zeit erfordert. Hier hielt er alsdann ein königliches Hofgelag, wobei um des erfochtenen Sieges willen alles voller Freude war und der ganze Tag mit Ritterspielen und Tänzen hingebracht wurde.
    Ein sehr angesehener Ritter und Edelmann, dem König Peter seiner persönlichen

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