Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
Vom Netzwerk:
Verdienste wegen und weil er sich in den letzten Kriegen immer mannhaft gehalten hatte, in höchstem Grade geneigt war, verliebte sich bei dieser Gelegenheit auf das heftigste in ein Fräulein, die Tochter des Lionato de Lionati, eines Edelmanns aus Messina, die vor allen andern im Lande gebildet, anmutig und schön heißen mochte; und seine Leidenschaft wuchs bald zu solcher Stärke, daß er ohne ihren süßen Anblick weder leben konnte noch wollte. Der Name des Freiherrn war Herr Timbreo von Cardona, und das Mädchen hieß Fenicia. Er hatte von Kindheit auf dem König Peter immer zu Wasser und zu Lande gedient und war von ihm so reich belohnt worden, daß er außer bedeutenden Geschenken von dem König erst in den letzten Tagen die Grafschaft Collisano und andere Güter erhalten hatte, so daß sein Einkommen, das Gehalt, das er vom König bezog, ungerechnet, auf mehr als zwölftausend Dukaten angewachsen war. Herr Timbreo fing nun an, tagtäglich vor dem Hause des Mädchens vorüberzugehen, und schätzte sich an jedem Tage für selig, da er sie erblickt hatte. Fenicia, die, ihres zarten Alters ungeachtet, klug und verständig war, merkte ohne Schwierigkeit die Ursache des häufigen Vorübergehens des Ritters. Er stand in dem Rufe, ein Günstling des Königs zu sein und so viel wie wenige außer ihm am Hofe zu gelten, weshalb er denn von allen Seiten geehrt wurde. Fenicia hatte nicht allein dies gehört, sondern sah auch selbst, daß er immer so vornehm gekleidet war, eine stattliche Dienerschaft im Gefolge hatte, und außerdem, daß er ein sehr schöner und, wie es schien, wohlgesitteter junger Mann war, so daß auch sie ihrerseits begann, ihn freundlich anzusehen und ihm seine Ehrerbietung anständig zu erwidern.
    Die Leidenschaft des Ritters wuchs von Tag zu Tag; je öfter er sie sah, desto mächtiger fühlte er die Flamme um sich greifen; und als diese nie gekannte Glut in seinem Herzen zu solcher Stärke gediehen war, daß er vor Liebe zu dem schönen Kinde zu vergehen glaubte, beschloß er, jedes Mittel zu ergreifen, das ihn zu ihrem Besitze führen könne. Aber alles war vergebens; denn soviel Briefe, Boten und Gesandtschaften er ihr auch schickte, so erhielt er doch nie eine andere Antwort, als daß sie entschlossen sei, ihr Magdtum ihrem künftigen Gatten unverletzt zu überliefern. Dies verursachte dem armen Liebhaber großen Kummer, um so mehr, als sie sich niemals hatte bewegen lassen, Briefe oder Geschenke von ihm anzunehmen. Da er aber ihren Besitz um jeden Preis erkaufen wollte und wohl sah, daß bei ihrer Standhaftigkeit kein anderes Mittel sei, um sie zu bekommen, als sie zum Weibe zu nehmen, so entschloß er sich nach vielen innern Kämpfen doch zuletzt, bei ihrem Vater um ihre Hand anhalten zu lassen. Zwar glaubte er sich durch diesen Schritt sehr zu erniedrigen; doch da er wußte, daß sie von altem, gutadeligem Blute war, beschloß er, nicht zu zögern: so groß war die Liebe, die er zu dem Mädchen hegte.
    Als dieser Vorsatz zur Reife gediehen war, begab er sich zu einem messinischen Edelmann, mit dem er sehr vertraut war, erzählte ihm, was er im Sinne hatte, und trug ihm auf, was er bei Messer Lionato tun solle. Der Messiner ging hin und vollbrachte den Auftrag des Ritters, Herr Lionato kannte den Wert und das Ansehen des Herrn Timbreo zur Genüge und beriet sich daher über eine so gute Zeitung nicht erst lange mit Verwandten oder Freunden, sondern erteilte freudig die Antwort, es sei ihm sehr angenehm, daß der Ritter nicht verschmähe, seine Verwandtschaft zu suchen. Er eilte sofort nach Hause, wo er seiner Gattin und Fenicia mitteilte, welche Zusage er Herrn Timbreo gegeben hatte. Fenicia gefiel die Sache ungemein; sie dankte Gott demütig, daß er ihrer keuschen Liebe einen so rühmlichen Ausgang verleihe, und äußerte ihre Freude auch in ihrem Angesicht.
    Aber das Schicksal, das nie müde wird, fremdes Glück zu stören, erfand eine neue Art, die von beiden Seiten so sehr gewünschte Hochzeit zu verschieben. Hört nur, wie! Es hieß bald durch ganz Messina, Herr Timbreo Cardona werde in wenigen Tagen Fenicia, die Tochter des Herrn Lionato, heiraten, und alle Messiner waren über diese Nachricht erfreut, weil Herr Lionato ein allgemein beliebter Edelmann war, der niemand Schaden zufügte, sondern allen, so viel er konnte, gefällig war. Daher kam es, daß jedermann über diese Verbindung herzliches Vergnügen äußerte. Es lebte aber in Messina noch ein anderer junger Ritter von

Weitere Kostenlose Bücher