Italienische Novellen, Band 1
mehreren Tagen leidend ist.«
Daraufhin entfernten sich alle, und der Ehemann ging wieder nach oben und legte sich ins Bett, während der Frau noch mehrere Frauen Gesellschaft leisteten. Und nach einem Weilchen tat die Frau, als habe sie sich erholt, und verabschiedete die Frauen mit den Worten: »Ich möchte nicht, daß ihr eine schlechte Nacht habt«; und so gingen alle Frauen fort, und sie blieb allein mit der Zofe und dem Mädchen zurück. Daher stand sie auf, ließ ein paar weiße Laken nehmen und das Bett frisch beziehen. Als es ihr Zeit schien, verabschiedete sie die Mädchen, verschloß die Tür des Zimmers, zündete eine Fackel an und ging zu dem Bad, wo sie Buondelmonte halbtot fand. Sie rief ihn, er aber sagte kein Wort. Sie nahm ihn und stieg mit ihm ins Bad, und umarmte ihn mit den Worten: »Mein lieber Buondelmonte, ich bin deine Nicolosa, – warum sprichst du kein Wort zu mir?« Und sie nahm ihn am Hals, zog ihn aus dem Bad, legte ihn ins Bett und versuchte ihn zu wärmen, indem sie mehrmals sagte: »Ich bin deine Nicolosa, nach der du dich so lange Zeit gesehnt hast. Jetzt hast du mich zu freier Verfügung und kannst mit mir machen, was du willst.«
Aber er war wirklich so durchgefroren, daß er nicht reden konnte. Nach einiger Zeit jedoch sagte er: »Gnädige Frau, habt die Freundlichkeit, mir die Erlaubnis zu geben, daß ich weggehen darf!«
Wie die Dame seine Stimmung sah, stand sie auf, öffnete die Truhe und nahm alle seine Kleider und seine Waffen heraus. Als er sich nun wieder angekleidet hatte, verabschiedete er sich mit den Worten: »Meine gnädige Frau, Gott behüte Euch! Ich habe mein Teil weg!« Und so ging er fort und kehrte nach Hause zurück; wegen der Angst, die er dabei ausgestanden hatte, mußte er aber mehr als einen Monat das Bett hüten.
Bald verbreitete sich diese Geschichte unter den Damen, ohne daß man die Namen oder die näheren Umstände mitteilte. Man erzählte bloß, daß eine Dame ihren Liebhaber hinters Licht geführt hätte, und diese Geschichte war fast in ganz Florenz verbreitet. Als Buondelmonte sie erzählen hörte, tat er mehrmals so, als ob sie ihn gar nicht anginge, und schwieg still, indem er die Zeit abwartete.
Nun geschah es, daß zwischen den beiden Familien Frieden geschlossen wurde, und während sie erst Feinde waren, wurden sie alle Freunde und Brüder, und besonders die beiden Männer, so daß sie Tag und Nacht zusammen waren.
Eines Tages rief Frau Nicolosa ihr Mädchen und sagte zu ihr: »Geh und sage Buondelmonte, daß ich mich sehr über ihn wundere: denn jetzt, wo es sehr leicht möglich sein würde, schickt er mir keine Bestellung mehr.«
Das Mädchen ging zu ihm und sprach folgendermaßen: »Meine gnädige Frau wundert sich sehr über dich, daß du jetzt, wo es sehr leicht möglich wäre, ihr keine Bestellung mehr ausrichten läßt.«
Darauf antwortete Buondelmonte: »Du wirst Frau Nicolosa sagen, daß ich ihr niemals so ergeben gewesen bin wie jetzt; und wenn sie eines Abends kommen möchte, um mit mir zu schlafen, würde ich das für ein Zeichen ihrer höchsten Huld betrachten.«
Das Mädchen verließ ihn und richtete der Dame die Botschaft aus, worauf diese zur Antwort gab: »Sage ihm, daß ich für jeden Wunsch von ihm bereit bin; aber er soll ein Mittel finden, daß mein Mann außer dem Hause schläft, und dann werde ich kommen.«
Das Mädchen ging wieder zu ihm und sagte es ihm. Darüber war Buondelmonte sehr zufrieden und meinte: »Bestelle deiner Herrin, sie solle mich nur tun lassen und sich um nichts kümmern!« Und sogleich verabredete er, daß Acciaiuolo zum Abendessen in einen Ort namens Camerata eingeladen wurde, der eine Meile von Florenz entfernt ist, und mit dem Gastgeber machte er ab, daß jener dort übernachten sollte; und so geschah es auch.
Während nun der Ehemann der Dame zum Essen abends außerhalb von Florenz war, ging die Dame zum Übernachten zu Buondelmonte, wie verabredet war. Er empfing sie liebenswürdig in einem im Erdgeschoß gelegenen Zimmer, und nach vielen Erzählungen und Belustigungen sprach Buondelmonte zu der Dame: »Geht zu Bett!«, und sogleich zog sie sich aus und legte sich ins Bett. Buondelmonte nahm alle ihre Kleider, öffnete einen Kasten, steckte sie hinein, und dann sagte er: »Ich gehe nach oben, werde aber sofort wiederkommen.«
Die Dame sagte: »Geh, aber komm bald wieder!«
Er entfernte sich, schloß die Tür des Zimmers hinter sich zu, ging nach oben, zog sich aus, legte sich zu
Weitere Kostenlose Bücher