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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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sagte: »Da, bring' es der, der ich angehöre, und sage ihr, daß Stoff, Seele und Körper immer ihr zur Verfügung ständen!«
    Das Mädchen beeilte sich, das Kleid ihrer Herrin zu bringen, und sprach: »Buondelmonte sagte, Stoff und Seele und Körper stehen immer zu Eurer Verfügung.«
    Die Dame nahm den Stoff, und nachdem sie ihn sich angesehen hatte, sprach sie: »Geh und sage meinem lieben Buondelmonte meinen besten Dank, und sage ihm, er solle sich bereit halten, zu mir zu kommen, jedesmal wenn ich nach ihm schicke!«
    Sofort ging das Mädchen zu Buondelmonte und richtete ihm die Bestellung aus, worauf er antwortete: »Sage ihr, daß ich ihr zu jedem Wunsche zur Verfügung stehe!«
    Nun geschah es, daß die Dame, um ihre Absicht besser ausführen zu können, so tat, als ob sie krank wäre; daher kam der Arzt sogleich zu ihr ins Haus. Die Dame sagte, sie hätte den Wunsch, im Erdgeschoß zu schlafen; worauf der Gatte sogleich unten in einem Zimmer des Erdgeschosses ein Bett und alles Nötige herrichten ließ. Als das Zimmer zurechtgemacht war, schlief sie dort und mit ihr eine Zofe und jenes Mädchen. Ihr Mann fragte jeden Abend, wenn er nach Hause kam, seine Frau, wie es ihr ginge, und hielt sich einige Zeit bei ihr auf; dann ging er zum Schlafen in sein Zimmer. Jeden Morgen und jeden Abend kam der Arzt zu ihr, und dies Zimmer war mit allem versehen, was sie brauchte. Wie es der Dame nun die geeignete Zeit zu sein schien, schickte sie zu Buondelmonte und ließ ihm sagen, er möchte in der kommenden Nacht um die dritte Stunde zu ihr kommen. Dem Buondelmonte schienen es bis dahin noch tausend Jahre zu sein; und als endlich die Stunde kam, verließ er, ordentlich bewaffnet, seine Wohnung und ging zu dem Haus der Dame hinüber; sowie er klopfte, wurde ihm geöffnet, und er trat ein. Nun nahm ihn die Dame bei der Hand, führte ihn in ihr Zimmer, ließ ihn sich neben sie setzen und fragte ihn, wie es ihm ginge.
    Buondelmonte antwortete: »Gnädige Frau, es geht mir gut, wenn ich in Eurer Gunst stehe.«
    »Mein lieber Buondelmonte«, sprach sie weiter, »acht Tage bin ich im Bett geblieben, bloß um mein Vorhaben in um so größerer Heimlichkeit ausführen zu können. Und deshalb habe ich ein Bad mit wohlriechenden Kräutern vorbereiten lassen, worin wir baden wollen; und dann werden wir ins Bett gehen.«
    Buondelmonte erwiderte: »Ich bin mit allem zufrieden, was Euch beliebt.«
    Darauf ließ sie ihn sich ausziehen und ins Bad steigen, das in einer Ecke des Zimmers stand, verborgen und innen mit einem Laken und von außen mit einer wollenen Decke ausgeschlagen, so daß die Wärme nicht entweichen konnte.
    Als Buondelmonte nun sich ausgezogen hatte und ins Bad gestiegen war, sagte die Dame: »Jetzt werde ich mich ausziehen, und dann komme ich.« Und sie nahm alle Kleidungsstücke Buondelmontes bis auf die Schuhe und steckte sie in eine ihrer Truhen und verschloß diese dann. Darauf löschte sie das Licht aus, warf sich auf ihr Bett und begann zu schreien: »Zu Hilfe! Zu Hilfe!« und machte so großen Lärm.
    Buondelmonte stürzte aus dem Bad, suchte nach seinen Kleidern, fand sie aber nicht. Und da es dunkel war, konnte er den Weg nach der Tür nicht finden; darüber verlor er den Kopf, wie er sich verraten und schon fast tot sah, und kehrte in das Bad zurück.
    Der Lärm verbreitete sich im Hause, und sogleich kamen Acciaiuolo und seine Diener bewaffnet herunter, und in einem Augenblick waren auch alle seine Freunde da: das ganze Zimmer war voll von Männern und Frauen, und fast das ganze Stadtviertel ergriff die Waffen wegen der dort herrschenden Feindschaften. Ihr könnt euch denken, in welcher Gemütsverfassung Buondelmonte war, wie er sich nackt im Hause seines Feindes sah und seine Feinde bewaffnet im Zimmer hörte. Er befahl seine Seele Gott; dann setzte er sich mit gekreuzten Armen und erwartete noch immer den Tod.
    Der Ehemann fragte Nicolosa: »Was hast du?«
    Sie antwortete: »Mir ist plötzlich so schlecht geworden mit einem solchen Schwindel- und Schwächeanfall, daß ich dachte, das Herz im Leibe würde mir ganz zugeschnürt.«
    Darauf entgegnete der Mann beinahe zornig: »Ich glaubte schon, du lägest im Sterben – so sehr hast du geschrien.«
    Die Frauen, die um sie herumstanden, rieben ihr die Arme, andere die Füße, die einen mit warmen Tüchern, die anderen mit Rosenwasser; infolgedessen begannen die Männer wegzugehen. Dann sagte der Ehemann: »Das ist ein Anfall meiner Frau, die schon seit

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