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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
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wird.«
    Er beteuerte ihm mit einem Schwüre, daß er in der Tat eine Dame liebe, derengleichen an Anmut, guter Erziehung und Sittenreinheit keine zu finden sei, ohne alle Ausnahme. »An Schönheit sodann, an Freundlichkeit, bin ich fest überzeugt, daß in ganz Frankreich keine es ihr zugleich tun kann. Ich sage noch mehr: selbst die Herzogin ist im Vergleich mit ihr durchaus nicht mehr schön. Ich bitte Euch aber auf das demütigste und ersuche Euch, aus besonderer Gnade mich nicht zu nötigen, ihren Namen zu nennen; denn wir verpflichteten uns gegenseitig mit den heiligsten Schwüren vor den glorreichen Bildern unseres Herrn Jesu Christi und der Himmelskönigin, der Jungfrau Maria, seiner Mutter, nicht anders als mit beiderseitiger Zustimmung irgendeinem Menschen den uns vereinigenden unauflöslichen Bund zu offenbaren.«
    Der Herzog ließ sich an dieser Auskunft genügen und versprach ihm, ihn nicht zu zwingen, zu gestehen, wer es sei, und war auch von der Zeit an gegen Carlo freundlicher als je. Das Teufelsweib, die Herzogin, aber, da sie alle ihre Lügen und Betrügereien nichts fruchten sah, war in Wort und Tat nicht ruhig und bestürmte Tag und Nacht die Ohren des Herzogs mit Bitten, Carlo zur Nennung seiner Geliebten zu zwingen, indem sie behauptete, es seien nichts als Erfindungen, um seine Verworfenheit zu verstecken, und wenn er sie nicht nenne, so schenke sie all dem Geschwätz Carlos keinen Glauben. Als daher der Herzog einige Zeit darauf in seinem Garten spazierenging, rief er, genötigt durch das unaufhörliche über lästige Treiben der Schlangenzunge seiner verbrecherischen Gattin, Carlo zu sich und sagte zu ihm: »Ich finde vor meiner Gemahlin deinetwegen keine Ruhe mehr. Sie bringt mich noch ums Leben mit ihrer fortwährenden Anklage, daß du mich hintergehest, weil du mir den Namen deiner Dame nicht nennen wollest. Wenn dir also daran gelegen ist, daß ich diese Pein endlich loswerde und zur Ruhe komme, so mußt du mir ihren Namen anvertrauen.«
    Carlo, von diesen Worten ganz betäubt, sagte ihm, in bittere Tränen ausbrechend: »Wenn wir an einem Orte wären, gnädiger Herr, wo uns niemand sähe, würde ich mich Euch zu Füßen werfen und Euch untertänigst anflehen, wie ich jetzt von ganzem Herzen tue, mich nicht zum Verrat meiner Dame und zu einer solchen Untreue gegen diejenige zu zwingen, die ich schon über sieben Jahre liebe und anbete, und die ich bisher immer unserer beschworenen Übereinkunft gemäß vor jedem verborgen gehalten habe. Ich würde daher lieber sterben, als diese Treulosigkeit an ihr begehen, da es keinen Zweifel erleidet, daß mir in einer Stunde verlorenginge, was ich allmählich in so vielen Jahren erst erworben habe.«
    Als der Herzog so vielen Widerstand sah, geriet er in die heftigste Eifersucht und befürchtete, es möchten alle die böswilligen Einflüsterungen seiner Gemahlin gegründet sein. Mit finsterem Angesichte und voll Zorn sagte er also: »Du hast unter den beiden Vorschlägen, die ich dir jetzt tun werde, zu wählen, Carlo! Entweder du nennst mir die Dame, die du liebst, oder du bist auf immerdar aus meinen Staaten verbannt. Ich gebe dir acht Tage Zeit, um deine Angelegenheiten zu ordnen. Wirst du jedoch nach Ablauf dieser Frist noch auf meinem Gebiete betroffen, so fällst du der grausamsten Todesstrafe anheim.«
    Wenn jemals eine herbe Pein und ein wilder Schmerz das Herz eines getreuen, echten und redlichen Liebhabers zerriß, so war es der, der wie ein scharfes Messer die Seele des armen, unglücklichen Carlo durchschnitt; denn er wußte, wenn er den Namen seiner teuern Geliebten enthülle und dies je wieder bekannt werde, so müsse dies ganz sicher ihren Untergang zur Folge haben; wenn er aber nichts sagte, so sah er sich aus dem Lande und der Gegend verbannt, wo sie wohnte, und ohne Hoffnung, sie je wiederzusehen. Dieser verzweifelte Wechselfall brachte ihn fast einer Ohnmacht nahe, und es trat ein eiskalter Schweiß ihm auf die Stirn. Wie der Herzog ihn so verwandelt und eher einem Marmorbilde als einem lebendigen Menschen ähnlich sah, kam er auf die Meinung, Carlo liebe doch keine andere als die Herzogin. Daher sprach er zu ihm in bitterem Unwillen und Groll: »Carlo, Carlo, wäre deine Geliebte eine andere als meine Frau, du zaudertest fürwahr nicht so lange, sie zu nennen. Mir scheint es aber, deine Schelmerei verwirrt dich.«
    Carlo, der den Herzog unendlich mehr als sich selbst liebte, war von diesen Worten schwer betroffen und tief

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