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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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den schon angegebenen Verabredungen, diese Ehe nicht ohne ihre Einwilligung zu veröffentlichen. Wir legten uns sodann zu Bett und vollzogen mit großer Freude die heilige Ehe, verabredeten auch, wie ich mich in Zukunft zu verhalten habe. Und so habe ich nie versäumt, ihr zu gehorchen, außer die wenigen Male, wo Ihr meine Dienste in Anspruch nahmt und ich deshalb genötigt war, zurückzubleiben. Eine Stunde vor der Morgenröte stahl ich mich jedesmal wieder von ihr hinweg.«
    Der Herzog, der zu den neugierigen Männern auf Erden gehörte und, wiewohl er in seiner Jugend mannigfache Liebesabenteuer gehabt hatte, diese Geschichte doch für die seltsamste hielt, die er jemals vernommen, und meinte, etwas Ähnliches könne gar nie vorgekommen sein, bat Carlo dringend, das nächstemal, wo er wieder in den Garten gehe, ihn nicht als seinen Fürsten und Herzog, sondern als seinen Begleiter mitzunehmen. Carlo versprach es ihm und setzte hinzu, er müsse schon heute abend hingehen; worüber der Herzog sich äußerst erfreut zeigte. Der Herzog ließ nun insgeheim in Carlos Wohnung zwei Pferde bereithalten, und als die Stunde kam, stiegen die beiden auf und machten sich von Argilli, wo der Herzog damals sich aufhielt, nach dem Garten auf den Weg. In kurzer Zeit daselbst angelangt, ließen sie ihre beiden Rosse außerhalb desselben an einem sicheren Orte und traten dann an der bezeichneten Stelle in den Garten selbst. Nach dem Eintritt ließ Carlo den Herzog hinter eine alte, sehr dicke Eiche stellen, wo er spähen und alles deutlich sehen konnte, um sich vollständig zu überzeugen, daß er ihm die Wahrheit gesagt habe. Und sie mußten nicht lange warten, bis das treue Hündchen kam und zu bellen anfing. Carlo ließ nunmehr den Herzog allein und ging zu dem Turme, in dem das Gemach seiner Geliebten war, die ihm entgegenkam, ihn umarmte und grüßte und zu ihm sagte, es scheinen ihr hundert Jahre, seit sie ihn nicht gesehen habe. Sie gingen dann einander umhalsend nach dem Turm, schlössen die Tür, traten in die Kammer und waren darauf bedacht, ihre Liebesglut zu dämpfen.
    Es war eine ziemlich helle Nacht: denn der silberne Mond, wiewohl zuweilen von einigen Wölkchen verdeckt, sendete doch seine Strahlen da und dort durch die Wolken hin. Der Herzog konnte deshalb deutlich seine Nichte erkennen, sah alles und hatte auch ihre Worte vernommen, so daß er vollkommen befriedigt war und Carlo für einen der glücklichsten Edelleute in Burgund ansah. Carlo brachte eine, geraume Weile bei seiner Gemahlin zu und beschloß endlich vor der Zeit aufzubrechen, um den Herzog nicht allzu lange warten zu lassen. Er nahm daher Abschied und sagte zu seiner Dame, er müsse vor Tag zu früher Stunde in des Herzogs Gemache sein, denn dieser habe ihm dies befohlen. Sie wollte ihn nach ihrer Gewohnheit bis zum Ausgang des Gartens begleiten; er gab es aber nicht zu und machte, daß sie zurückblieb. Er suchte sodann den Herzog auf; sie gingen hinaus, stiegen zu Pferde und kehrten in die Burg Argilli zurück.
    Während des Heimreitens versicherte der Herzog Carlo von neuem, seine glückliche Liebe immer geheimzuhalten, und wenn er ihn schon bisher liebte, so hielt er ihn nun, da er ihm so nahe verwandt geworden war, um so mehr wert, so daß Carlo am Hofe bei dem Herzog der erste Günstling ward. Als die verruchte, vom Teufel besessene Herzogin dies sah, wollte sie ganz verzweifeln und vor Zorn und Wut rasend werden, und sie meinte, nicht mehr leben zu können, wenn sie nicht Carlos Tod gesehen habe, und beklagte sich oft über ihn bei dem Herzog. Er durchschaute indes ihre bösen Absichten klar genug und untersagte ihr ausdrücklich, über diesen Gegenstand ein Wort noch bei ihm fallen zu lassen: denn er habe den handgreiflichsten Beweis, daß Carlos Freundin viel schöner und liebenswürdiger sei als sie. Dieser Ausspruch war denn freilich vollends das Beil und die Axt, die dem Herzen der bösen Herzogin die tiefste und unheilbarste Wunde schlug, so daß sie eine schlimmere Krankheit befiel als das Zehrfieber. Der Herzog besuchte sie, um zu hören, was ihr fehle; die Ärzte versicherten jedoch, kein Zeichen von Krankheit an ihr zu entdecken außer einer gewissen Unbehaglichkeit, die aus einem nicht zu befriedigenden Gelüste entstanden sein möge. Da der Herzog die Ursache wußte, redete er ihr tröstend zu. Aber alles war umsonst, wenn sie nicht den Namen von Carlos Freundin erfuhr. Sie zwang daher den Herzog auf das zudringlichste, ihr zu

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