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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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verschlossen, treu und ergeben gewesen bist, wie konntest du am Ende plauderhaft, unbeständig, wankelmütig, treulos und verräterisch werden? Aber ich darf mich über nichts als über mich selbst beschweren. Ich bin es, den ich verräterisch, undankbar, verbrecherisch, abtrünnig, verrucht und im höchsten Grade treulos nennen muß. Ich würde mich gerne beklagen über den Herzog wegen des Versprechens, dem ich vertraute, in der Hoffnung, um so unangefochtener zu leben und friedlicher meine Liebe zu genießen. Aber ich Unseliger mußte wohl denken, daß ein so wichtiges Geheimnis wie das meinige von keinem besser werde bewahrt werden als von mir. Der Herzog hat weit mehr recht, seine Geheimnisse seiner Frau zu sagen, als ich, die Geheimnisse meiner Gattin zu enthüllen. Ich habe mich demnach über niemand zu beklagen als über mich selbst, der ich die größte und schändlichste Verruchtheit begangen habe, die sich denken läßt. Ich hätte lieber jede Marter und tausend Tode erdulden sollen, geschweige die Verbannung, ehe ich den Mund öffnete, um das zu sagen, dessen Veröffentlichung mir verboten war. So wäre wenigstens meine liebenswürdigste Herrin am Leben geblieben, und ich wäre rühmlich gestorben, indem ich standhaft den zwischen uns aufgerichteten Vertrag gehalten hätte. Sie hätte alsdann klar erkannt, wie vollkommen ich sie liebte. Nun ich aber ihrem Willen zuwidergehandelt habe, lebe ich noch, und sie, weil sie mich vollkommen geliebt, wird von unerträglichem Schmerz zernagt und ist tot. Ach, meine unvergleichliche Geliebte, das ist geschehen, weil Euer reines, unbeflecktes Herz den Fehler Eures treulosen Freundes nicht zu ertragen wußte. Darum habt Ihr den Tod dem Leben vorgezogen. Wehe, warum bin ich so leichtsinnig und verblendet gewesen? Ach, mein undankbares Herz, warum bist du nicht geborsten, als ich den Mund öffnete, um das Geheimnis zu enthüllen, das verborgen bleiben mußte? Das kleine Hündchen verdient mir vorgezogen zu werden, da es treuer als ich seine Herrin geliebt hat. Ach, mein teurer Hund, die unsägliche Freude, die dein Bellen hold mir verkündete, hat sich mir Unglücklichem in tödliche bittere Trauer verwandelt, nachdem durch meine Zunge andere als wir beide vernommen haben, was deine Stimme bedeutet. Möchte nur meine unvergleichliche Gattin, wo sie immer jetzt sein mag, erfahren, daß die Liebe der Herzogin, sooft sie auch versucht hat, mich zu verlocken, so wenig als die einer andern Frau mich das beschworene Versprechen zu verletzen veranlaßt hat! Ein mir unbekanntes Etwas vielmehr hat mir den Verstand geblendet, indem ich dachte, wenn ich den geheimen Namen dem Herzog offenbare, sei die fortwährende Heimlichkeit unserer Liebe gesichert. Und wenn ich es auch unwissend tat, so bin ich darum doch nicht minder schuldig, da eine auch noch so große Unwissenheit mich keineswegs rechtfertigt; denn ich mußte immer im Gedächtnis behalten, daß ein solches Geheimnis niemals enthüllt werden darf. Und dies ist der einzige Grund, weshalb ich sie hier tot vor mir sehe. Mir, teure Frau, wird der Tod weit weniger hart sein als Euch, die Ihr für allzu treue Liebe Eurem unschuldigen Leben dieses Ziel gesetzt habt. Aber welcher Tod wird mich treffen? Ich bin Euch untreu gewesen, meine Geliebte, und habe Euch verraten. Und welche schrecklichere und entsetzlichere Fehler als diese zwei können in Menschenleibern wohnen? Kann ich das Licht und den Anblick der Menschen mit diesem meinem entehrten Leben ertragen? Wird nicht alles mit Fingern auf mich zeigen? Wird nicht groß und klein sagen: ›Das ist Carlo Vaudrai, die Schande seines Stammes, der ehedem Burgund so viele ehrenwerte Barone und berühmte Ritter lieferte?‹
    Aber ich würde mich nichts um das Geschwätz des Pöbels bekümmern, meine Geliebte, wenn ich nur nicht die Ursache Eures vorzeitigen Todes wäre. Ich, der jeden Eurer Feinde hätte umbringen sollen, wehe, ich habe Euch umgebracht! Ich Unglücklicher, hätte sich jemand erkühnt, aus irgendwelchem Grunde in meiner Gegenwart die Hand ans Schwert zu legen, um Euch zu beleidigen, – wäre ich nicht eiligst mit den Waffen in der Hand herzugeeilt, um Euch zu verteidigen und mich tausendfach in Todesgefahr zu begeben, um Euer Leben zu retten? Ganz sicher hätte ich alles furchtlos gewagt. Und wenn ich das in Wirklichkeit getan hätte, ist es nicht recht und billig und verlangt es nicht alle Gerechtigkeit, daß an einem so schnöden Mörder, an dem treulosesten

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