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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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vernähme von ihr eine ebenso unfreundliche Antwort wie von dir; worüber mir denn zumute wurde, als ob mir jemand mit einem spitzen Messer das Herz durchstieße und noch gegenwärtig meinen Leib mit scharfen Jagdspießen verwundete. Wie ich nun an meinem eingebildeten Schmerze die wirkliche überschwengliche Qual ermessen kann, die diesem unglückseligen Don Diego von dir fortwährend bereitet wird, ohne zu begreifen, warum sie ihn noch nicht getötet hat, so habe ich beschlossen, dich alles Ärgernisses zu entledigen und ihn vermöge eines kurzen Schmerzes seiner vielen Leiden um deinetwillen zu entheben, in der Hoffnung, daß er mit der Zeit erkennen werde, es sei zu seinem Besten geschehen, und daß mich alle Welt darum preisen muß.«
    Nach diesen Worten wandte er sich zu seinen Leuten und sprach: »Führt das unmenschliche Weib hier nebenan in eine andere Grotte und gebt ihr den verdienten Tod! Damit aber unsere Tat verborgen bleibe, ermordet auch diese ihre Zofe und den Diener! Dann brauchen wir keinen weiteren Verrat zu befürchten.«
    Bei diesem grausamen Befehle stieß das entsetzte Mädchen einen lauten Schrei aus, und die arme Zofe und der Diener riefen weinend um Gnade. Herrn Rodericos Diener schickten sich bereits an, dem Willen ihres Gebieters Folge zu leisten, als die blonde Ginevra ohne Tränen sprach: »Ihr guten Leute, ich bitte euch, gebt mir allein den Tod und schonet die Meinigen! Warum, Roderico, willst du auch die verderben, die dich nie beleidigt haben?«
    In diesem Augenblick hatte Don Diego sich wieder völlig gefunden. Er winkte allen, zu bleiben, und sprach zu Roderico: »Mein Herr, wenn ich tausend Jahre zu leben hätte, so würde ich dennoch nicht die Verpflichtungen ablösen können, die du mir auferlegt hast, weil es bei weitem all mein Vermögen übersteigt. Da ich nun weiß, wie sehr Ihr mich liebt, so ersuche ich Euch, mir eine Gnade zu erzeigen, womit Ihr, wenn es möglich ist, mich noch mehr verbinden würdet. Ihr habt mit Eurem Wohlwollen bereits weit mehr für mich getan, als ich selbst getan haben würde. Tut mir daher den Gefallen, diese meine Gebieterin in ihre Wohnung zurückzubringen und ihr das Geleite zu geben, wie wenn sie Eure Schwester wäre! Denn wiewohl es mir ein schwerer Kummer ist, mich von ihr verschmäht zu sehen, die ich mehr als mein Leben liebe, so ist es mir doch eine weit unerträglichere Last, sie meinethalben betrübt zu wissen. Ich will also meine Leiden nicht noch durch ihre Qual erhöhen. Sie gehe, wohin es ihr gefällt! Ich werde meine wenigen Lebenstage vollends in dieser wilden Höhle endigen und zufrieden sein, wenn ich nur ihren Kummer gestillt weiß.« Bewundernswürdig sind doch die Kräfte der Liebe, wie sie sie gebrauchen will, und oftmals werden die unmöglich scheinenden Dinge durch sie leicht und ausführbar. Der Jungfrau, die alle Dienstbarkeit und alles Elend, worin sie ihren Geliebten sah, und der Tod, der ihr vor Augen schwebte, nicht imstande gewesen war zu beugen, öffneten jetzt Don Diegos letzte Worte die Augen und brachen ihre starre Härte. Sie erkannte die echte Treue und Beständigkeit ihres Geliebten, warf sich ihm an den Hals und blieb so bitterlich weinend eine gute Weile, ohne eines Wortes mächtig zu werden. Dann küßte sie ihn und bat ihn um Verzeihung. Wie hocherfreut Don Diego darüber sein mußte, kann sich jeder vorstellen, der liebt und jemals einen ähnlichen Kummer erduldete. Sie waren allesamt von der größten Freude erfüllt. Im Einverständnis mit Don Diego und dem Fräulein schickte Herr Roderico einen seiner Vertrauten an die beiden Mütter ab, denen er bekannt war, und ließ ihnen sagen, was er beabsichtige. Darauf speisten sie miteinander zu Mittag, stiegen nach der Mahlzeit zu Pferde und kamen nach vier Tagen auf dem Schlosse des Herrn Roderico an. Sobald die beiden Mütter die guten Nachrichten von ihren Kindern und deren Absichten vernommen hatten, erklärten sie öffentlich, Don Diego und die blonde Ginevra seien in gegenseitigem Einverständnisse abgereist und hätten sich auf einem Schlosse des Herrn Roderico vermählt. Zu gleicher Zeit trafen sie Veranstaltungen zu einer prachtvollen Hochzeit, die ihrem Adel und Reichtum gemäß gefeiert werden sollte.
    Nachdem alles so weit in Ordnung war, begaben sich die beiden Liebenden mit Herrn Roderico auf das Schloß der Mutter des Fräuleins, wo auch Don Diegos Mutter nebst einer glänzenden und schönen Gesellschaft sich befand. Daselbst wurde die Trauung

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