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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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habe; er erhielt zur Antwort, es sei ein Papier ohne Belang. Während dies vorging, kamen die Freunde Deodatis und brachten den Piemontesen mit sich, der dem Gerichtshalter in einem geheimen Verhör Punkt für Punkt erzählte, was ihm begegnet war. Er sagte zu Deodatis Freunden, sie sollten nur ruhig sein: es werde alle Gerechtigkeit geübt werden, die ein so ungeheurer Fall erfordere. Er behielt den Piemontesen bei sich, den er, als die andern weggegangen waren, dem Turchi gegenüberstellte. Simone konnte nicht leugnen, daß er dem Piemontesen befohlen habe, nach dem Garten zu gehen und Giulio zu gehorchen, gab aber als Grund dieses Befehls an, Giulio habe ihm gesagt, er müsse einige Bettstellen rücken und aufschlagen, womit er nicht allein fertig werden könne. Doch sagte er dies so zaghaft, daß er großen Verdacht gegen sich erweckte. Deshalb ward er denn ins Gefängnis gebracht. Der Piemontese blieb im Hause des Richters. Man ließ den Leichnam Deodatis holen; er wurde vor Turchi gebracht, mehr um dem Verlangen vieler zu genügen, welche behaupteten, wenn Simone ihn getötet habe, so werden die Wunden von Blute triefen. Allein dieser Glaube ermangelt der Begründung, und um so mehr in unserem Fall, als in jenem Leichnam gar kein Blut mehr übriggeblieben war. Turchi wurde gefragt, wessen Leiche dies sei; er antwortete, es scheine ihm der Körper des Deodati. Der Gerichtsrat versammelte sich, und es wurde beraten, was mit Turchi anzufangen sei, ob man ihn foltern könne oder nicht. Die Meinungen waren geteilt, und man kam langsam vorwärts; denn viele glaubten, es sei kein Grund zur Folter vorhanden.
    Die Sache zog sich in die Länge; Giulio war indessen in Aachen angelangt und beschloß einen Boten nach Antwerpen zu schicken, um Turchi zu benachrichtigen, wo er sei, und um sich einige Kleider bringen zu lassen, die er in Antwerpen im Hause einer Dirne liegen hatte, mit der er in vertrautem Umgang lebte. Er schrieb also an Simone, er sei in Aachen, und wenn man ihn nach Gieronimos Tode frage, solle er antworten, er wisse nichts davon, und wenn der Leichnam in seinem Garten gefunden worden sei, so glaube er sicher, Giulio sei der Mörder gewesen, was seine Flucht auf das deutlichste ausweise. Als dieser Brief fertig war, unterrichtete er einen Landmann, wie er sich zu verhalten habe, um den Turchi zu finden, und schickte ihn nach Antwerpen. Der Landmann ging hin, vergaß aber unterwegs den Namen des Turchi, konnte auch nicht lesen, und da er nach Turchi sich erkundigen wollte, nannte er, ich weiß nicht recht wie, den Namen des Romagners Giulio. Da es nun überall hieß, der Romagner habe den Deodati ermordet, brachte ein zufällig anwesender, mit dem Strafrichter bekannter Bürger den Landmann in das Haus dieses Richters. Dort wurde der arme Mensch verhört und übergab den an Turchi gerichteten Brief dem Richter. Der Richter las den Brief, verhörte Simone von neuem und ließ ihn nun auf die Folter spannen. Der schuftige Turchi aber, wie er auch bei der Ermordung Gieronimos kleinmütig gewesen war, weinte wie ein gepeitschtes Kind und bekannte, ohne die Folter zu erwarten, auf das kleinmütigste seinen Mord.
    Der Prozeß wurde ihm nun gemacht; der Schuldige bestätigte seine Bekenntnisse von neuem, das Endurteil ward gefällt und dem Turchi zuerkannt, daß er öffentlich auf dem Marktplatze von Antwerpen mit kleinem und langsamem Feuer verbrannt werden solle. Als der armselige Turchi den grausamen Tod hörte, den er erdulden sollte, war er eine gute Weile wie außer sich und wußte wie verzweifelt sich nicht zum Tode zu entschließen, und doch sah er die Notwendigkeit vor sich, in kurzem zu sterben. Man schickte ihm einen Priester, um ihn zu veranlassen, zu beichten und geduldig den verdienten Tod zu erdulden, um Abbüßung seiner Sünden zu gewinnen durch die Kraft des Leidens unseres Erlösers; man schickte ihm einen italienischen Franziskanermönch, einen sehr beredten, tugendhaften Mann. Mit Hilfe Gottes predigte er ihm auch so kräftig und ermahnte ihn so eindringlich, daß der arme Turchi mit großer Zerknirschung eine allgemeine Beichte ablegte und sich bereitete, den Tod mit aller möglichen Geduld zu ertragen. Der fromme Bruder bat ihn, wenn er verbrannt würde und er zu ihm sage: »Simone, nun kommt die Stunde der Buße«, zu antworten: »Ja, Vater!«
    Turchi versprach es zu tun.
    Am festgesetzten Tage wurde er in denselben Stuhl eingezwängt, in dem Gieronimo ermordet worden war, auf einen Karren

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