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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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die mich in der Sklaverei glücklich leben läßt; durch den Freund, mit dem Ihr mich vor einigen Tagen sprechen sahet, habe ich Mittel und Wege gefunden, daß wir auf einem ihm zugehörigen Schiffe in aller Sicherheit von dannen kommen können. Erwäget daher, meine süßeste Geliebte, welches Vertrauen ich in Euch setze, indem ich Euch so wichtige Überlegungen anvertraue! Bedenkt, welches Gute aus einem solchen Entschluß hervorgehen müsse! Seht ein, daß weder das Verlassen des Vaterlandes noch der Verwandten, noch die Besorgnis um die Ehre, noch die Furcht vor Gefahren und Schwierigkeiten Euch zurückhalten dürfen, und darum entschließt Euch, mich der Sklaverei zu entreißen, entschließt Euch, mich zu meiner schönen Vaterstadt hinzugeleiten, oder vielmehr zu der Eurigen, zu Euern Verwandten, zu Eurer Schwester, die schon lange auf uns wartet und mit Tränen in den Augen und gekreuzten Armen Euch bittet, Ihr möget mich ihr samt Euch zurückführen!«
    Diese letzten Worte sprach er mit so inniger Liebe und Rührung, daß sie Steine hätten bewegen müssen, und mit Tränen, soweit sie ihm für einen Mann und für die Gelegenheit zu passen schienen. Er schwieg. Seine Worte aber machten einen so tiefen Eindruck auf das Herz der verliebten jungen Frau, daß, wenn ihr auch ein solcher Entschluß hart und fremd erschien und ihr tausend Schwierigkeiten, Gefahren und Täuschungen durch den Kopf gingen, die ihr Männer einfältigen verliebten Frauen schon bereitet haben sollt, – daß sie doch, überwältigt von der großen Liebe, die jeden hohen Berg ihr zu ebnen schien, eine so großherzige Frau, wie sie war, daß sie, ohne viel Worte zu machen, ihm antwortete, sie sei bereit, seinen Willen zu erfüllen. Um es nun kurz zu machen, nachdem er mit Coppo das Wie und das Wann verabredet und sie sich mit allem Nötigen versehen hatten (namentlich die Frau häufte zuerst eine hübsche Masse Gold, Silber und andere Kostbarkeiten zusammen), da begab sie sich eines Morgens beizeiten, unter dem Vorwand eines Spazierganges, mit Niccolo an Coppos Schiff. Kaum waren sie daselbst, so tat sie und alle die, welche überfahren sollten, als wolle sie das Schiff besichtigen: sie ließen die andern am Ufer stehen und stiegen an Bord. Gleich darauf aber wurden die Segel aufgezogen, und die Begleiter hatten es kaum bemerkt, so waren jene schon eine halbe Meile weit entfernt. Als sie endlich den Streich einsahen, kehrten sie ganz verwirrt und mißvergnügt nach Hause zurück und taten Lagi Amet zu wissen, was vorgegangen war. Ihr könnt euch denken, was für ein Lärm entstand, und daß er alles tat, um sie wieder einzuholen. Aber sie hatten so günstigen Wind, daß sie fast eher in Sizilien waren, als die Verfolger nur ihre Anstalten getroffen hatten.
    In Sizilien angelangt, stiegen sie im Hafen von Messina aus, da die Frau, die an dergleichen Unbequemlichkeit nicht gewöhnt war, einiger Erholung bedurfte. Sie beschlossen daher, sie ans Land zu schaffen, sie bei dem besten Wirte, der zu finden sei, unterzubringen und für ihre Wiederherstellung zu sorgen: und so taten sie. Zufällig war in diesen Tagen der Hof nach Messina gekommen, weshalb ein Botschafter des Königs von Tunis, welcher Dinge von der größten Wichtigkeit mit dem König von Sizilien verhandeln sollte, gerade unglücklicherweise in demselben Gasthofe wohnte, wo jene abstiegen. Dieser hatte die junge Frau ein paar Male flüchtig gesehen und meinte sie zu kennen; und während er nun so im Zweifel war, ob sie es sei oder nicht, bekam er Briefe von seinem Gebieter, die ihm den Vorfall anzeigten und die Pflicht auferlegten, wenn sie etwa in diese Lande komme, beim König und wo es sonst erforderlich wäre, alles aufzubieten, daß sie ihrem Gatten zurückgeschickt würde. Sobald er nun diese Briefe gelesen hatte, war er überzeugt, daß sie es sei. Ohne weiter nachzuforschen, begab er sich daher zum König und setzte ihm das Begehren seines Gebieters auseinander. Der König ließ demnach ohne Verzug die Frau und die beiden Männer zu sich rufen und überzeugte sich leicht, daß sie es sei, die er suche; und da er dem König von Tunis sich gefällig zu erweisen wünschte, gab er alsbald Befehl, sie ohne weiteres zurückzuschicken.
    Wie es der armen jungen Frau ums Herz war und ebenso Coppo, als sie eine so traurige Kunde vernahmen, wie sie schrien, weinten und baten, – ich wäre nicht stark genug, hiervon auch nur den tausendsten Teil zu erzählen. Sie wurden mit Gewalt in

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