Italienische Novellen, Band 2
den Hafen geführt und an Bord desselben Schiffes gebracht, das aber der König unter die Leitung eines seiner Leute stellte. So mußten sie als Gefangene des Königs von Tunis nach der Berberei zurückkehren. Und schon waren sie bei ruhigerer See, als sie wünschten, bis auf ein paar Meilen in die Nähe von Karthago gekommen, – als das Schicksal, nunmehr der Mühsale und Plagen des armen Niccolo satt, das Rad anders zu drehen schien. Es erhob sich ein so entsetzlicher Sturmwind, der das Schiff so gebieterisch rückwärts trieb, daß es in unglaublich kurzer Zeit in dieses unser Tyrrhenisches Meer in die Nähe von Livorno flog. Ohne Mast und Segel, ganz aus den Fugen gerissen, fiel es Seeräubern aus Pisa in die Hände, von welchen die Frau und die beiden Männer sich mit einer anständigen Summe loskauften, worauf sie sich nach Pisa begaben. Dort blieben sie ein paar Tage, um die junge Frau zu pflegen, die durch die vielen Beschwerden und großen Mühsale sehr gelitten hatte. Als sie meinten, sie sei so ziemlich wiederhergestellt, traten sie ihre Reise nach Florenz an. Den festlichen Empfang und die Freude, die ihnen dort entgegenkam, kann ich mir nicht vorstellen, geschweige wiedererzählen. Nachdem die junge Frau so in bester Unterhaltung mehrere Tage verlebt hatte, so daß sie wieder frisch und gesund geworden war wie zuvor, ließ Niccolo sie feierlich in der Sankt Johanniskirche von neuem taufen und legte ihr den Namen Beatrice bei. Darauf beschloß er, sich förmlich mit ihr zu vermählen nach christlicher Sitte; und damit das Fest um so glänzender und feierlicher und die Freundschaft zwischen Coppo und ihm durch festere Bande geknüpft würde, gab er ihm seine Schwester zur Frau, die neben ihrer großen Schönheit an inneren Vorzügen ihrem Bruder um nichts nachstand. So gab es eine prächtige große Hochzeit, und Madonna Beatrice war jeden Tag zufriedener mit dem Lande und dem Umgang mit Männern und Frauen und merkte wohl, daß Niccolo ihr keine blauen Dünste vorgemacht hatte. Zu ihrer Schwägerin faßte sie so innige Neigung, daß schwer zu entscheiden war, ob die Freundschaft zwischen den beiden Frauen oder die zwischen den Männern größer sei. Alle vier lebten sie, ohne daß ein schiefes Wort zwischen ihnen fiel, so sehr in Frieden, Eintracht und Heiterkeit, daß ganz Florenz nichts anderes sagen konnte. Alle Tage waren sie heiterer, zufriedener und mehr von dem Wunsche beseelt, einander gefällig zu sein. Auch erzeugte die allzu große Vertraulichkeit und der lange Umgang keine Ermüdung oder Geringschätzung in der Brust eines von ihnen, sondern erhöhte nur Tag für Tag die gegenseitige Dienstwilligkeit. So lebten sie glücklich lange Zeit.
Magd und Knecht
In Tivoli, einer sehr alten Stadt der Lateiner, lebte ein Edelmann namens Cecc' Antonio Fornari, dem es gerade zu der Zeit einfiel, ein Weib zu nehmen, wo andere es schon tausendmal bereut haben; und wie das bei Alten so zu gehen pflegt, er wollte keine nehmen, wenn sie nicht recht jung wäre; auch gelang es ihm. Denn einer der Coronati namens Giusto, im übrigen ein sehr anständiger Mann, fand sich überreichlich mit Töchtern gesegnet; um der Gier der Ausstattungen zu entgehen, gab er ihm eine schöne und liebenswürdige Tochter. Als sie sich aber einem kindisch gewordenen Alten vermählen und der Freuden berauben sah, um derenwillen sie so lange schon gewünscht hatte, das elterliche Haus, die Liebe des Vaters und die Zärtlichkeit der Mutter hinter sich zu lassen, wurde sie sehr beunruhigt; und das Geifern, Husten und andere Altersinsignien ihres Gatten wurden ihr allmählich so zum Ekel, daß sie daran dachte, sich dafür einigen Ersatz zu verschaffen. Sie beschloß also, sobald sich eine schickliche Gelegenheit zeigte, sich einen beizugesellen, der besser für die Bedürfnisse ihrer Jugend zu sorgen wüßte, als ihr Vater darauf geachtet hatte; und ihrem Plane war das Glück weit günstiger, als sie selbst nur verlangen mochte.
Denn es kam eben nach Tivoli im Sommer zu seiner Zerstreuung ein römischer Jüngling namens Fulvio Macaro mit einem seiner Freunde, welcher Menico Coscia hieß. Er sah die junge Frau häufig; sie gefiel ihm, wie sie auch wirklich schön war, und so verliebte er sich heftig in sie. Er teilte jenem Menico seine Liebe mit und drang eifrig in ihn, ihm zu raten. Menico, der sich nicht gerne mit fremden Händeln zu schaffen machte, machte nicht viel Worte darüber, sagte aber am Ende doch, er solle nur ruhig sein:
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