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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Glück ihn alle seine Handwerksgenossen nicht wenig beneideten, die immer von allen abgewiesen wurden, da diese sagten: »Wir wollen unserem Navarresen treu bleiben.« Aus Navarra nämlich hatte er zu kommen vorgegeben, da er die Sprache nicht so in seiner Gewalt hatte, um für einen Franzosen zu gelten, und seine spanische Abkunft nicht bekennen mochte.
    Nach einigen Tagen paßte der Graf den rechten Augenblick ab, wo er, ohne von andern gehört zu werden, einer der Kammerfrauen der Gräfin, die, wie ihm schien, am meisten von ihr geliebt und ihr zugetan war, und der er bereits bei seinem Handel eine Gefälligkeit erwiesen hatte, sagen konnte, er habe in der Nähe eines der schönsten und kräftigsten Kleinode, die man je auf der Welt gesehen oder gehört; er trage es aber nicht so offen im Land umher, aus Furcht, es möchte ihm geraubt werden, und es sei ihm so teuer, daß er es für sein Leben selbst nicht hergeben würde. Ohne noch etwas hinzuzusetzen, schwieg er damit und ging kurz darauf hinweg. Der Kammerfrau schien jede Stunde tausend Jahre zu währen, bis sie ihrer Gebieterin mitteilen konnte, was sie von dem Navarresen gehört hatte. Als nun die Zeit zum Schlafengehen gekommen war, erzählte sie ihr, während sie ihr beim Ausziehen behilflich war, von der Schönheit und Kraft des wunderbaren Juwels, fügte auch, wie es immer solcher Leute Art ist, noch etwas mehr als die Wahrheit hinzu, und schloß damit: wenn sie die Gräfin wäre, so würde sie gewiß Weg und Mittel finden, daß das Kleinod sicher in ihren Besitz gelangte, wenngleich der Kaufmann den Entschluß habe laut werden lassen, es nicht zu verkaufen. »Es gibt für alles«, sagte sie, »ein Mittel, außer für den Tod.«
    Durch dieses Anpreisen und Ermuntern entzündete sie solche Begierde in dem jungen Mädchen, daß diese die ganze Nacht hindurch an nichts anderes dachte und in ihren Träumen nichts anderes sah als eben dieses Juwel; und am Morgen, als es kaum Tag geworden war, beauftragte sie die Kammerfrau, sogleich den Navarresen aufzusuchen und ihn so lange in ihrem Namen zu bitten und zu beschwören, bis er sich bestimmen lasse, das Kleinod zu verkaufen; wenn dies jedoch sich nicht ausführen lasse, so solle sie es wenigstens dahin zu bringen suchen, daß sie es sehen dürfe; vielleicht vermindere sich durch den Anblick der Wert, den sie ihm nach dem Hörensagen beilege, und es werde damit auch ihre Sehnsucht nach seinem Besitze herabgestimmt.
    Die Kammerfrau begab sich also zu dem Navarresen und erzählte ihm alles, worüber er äußerst erfreut war und von vorn anfing, ihr auseinanderzusetzen, wie er dem Kleinod den allerhöchsten Wert beilege. Und wenn er es tags zuvor sehr gepriesen hatte, so hob er es nun vollends bis in den Himmel, indem er unter tausend Schwüren von neuem versicherte, er würde eher als das Juwel sein Leben hinschenken; doch sei er aus Freundlichkeit und Gefälligkeit gegen sie es wohl zufrieden, sie es sehen zu lassen, vorausgesetzt, daß sonst niemand als die beiden Frauen anwesend seien, wenn er es hinbringe. Da die Kammerfrau mehr zu erreichen nicht vermochte, nahm sie wenigstens dies an. Sie verabredete mit ihm, zu welcher Stunde es heute geschehen solle, kehrte sodann zur Gräfin zurück und erzählte ihr alles.
    Zur festgesetzten Zeit kam der Navarrese mit dem von ihnen ersehnten schönen Kleinod. Es war dies ein spitziger Diamant von so außerordentlicher Größe und von so seltener und schöner Gestalt, daß wohl nie etwas Ähnliches gesehen worden ist. Der Stein war in den Besitz des alten Grafen von Barcelona gekommen durch einige katalonische Seeräuber, die auf ihren Streifzügen über die Meerenge von Gibraltar hinaus gegen die Insel Madera hingelangten und ihn dort einigen Normannen abnahmen, welche aus gleichem Grunde in jenes Meer gekommen waren; schwächer als die Katalonen, wurden sie von diesen aller ihrer Beute beraubt und gefangengenommen. Dieser Stein soll nachher lange Zeit im Besitz des Königs von Neapel gewesen sein, jetzt aber dem Großtürken gehören, der ihn höher achtet als alle seine andern zusammen, deren doch unzählige sind. Als er nun hingekommen war, begann er mit der bekannten spanischen Wichtigtuerei und tausend Vorreden sein Juwel zu preisen, ehe er es vorzeigte, und beteuerte ihr bei seiner Redlichkeit, er schätze gerade seine Schönheit von allem am wenigsten, denn seine Kraft sei noch weit mehr wert; darauf machte er seine Gefälligkeit geltend, sagte, jemand anders

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