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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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einmal geschehen sei, dadurch nicht schlimmer werde, wenn es öfter geschehe, und daß einmal ebensoviel sei als viermal. Sie wußte es auch so gut anzugreifen, daß sie außer jenem großen Diamant noch einen sehr schönen Rubin gewann und einen Smaragd, von welchen der Navarrese behauptete, der eine habe schützende Kraft gegen das Gift, der andere gegen die Pest, welche fortwährend in Languedoc haust, so kräftig auch Sankt Rochus von Montpellier gegen sie ankämpft.
    Aber wie es meistens geschieht, daß man gerade das findet, was man am wenigsten sucht, so begab es sich, daß einige Wochen darauf die Gräfin sich zu ihrem äußersten Grame schwanger fühlte. Sie beratschlagte sogleich über ihren Zustand mit ihrer Kammerfrau, die sie ermunterte, Geduld und Mut zu haben, und sagte, man müsse es geheim halten, es finde sich schon für alles ein Auskunftsmittel; sie sei nicht die erste und dürfe auch nicht fürchten, die letzte zu sein, die nach einem solchen Unfall noch als Jungfrau verheiratet werde. Wenn dies ein Grund wäre, der jeder, die dieses Schicksal gehabt, die Haare ausfallen machte, so müßten die meisten Frauen auf der Welt eine Perücke tragen. Da erwachte aber in der Gräfin aller Adel und alle Größe der Gesinnung, die schon ihre Geburt mit sich brachte, und sie antwortete: »Mögen andere immerhin tun, was ihnen das Beste dünkt! Mich aber soll Gott davor bewahren, daß ich, nachdem ich den ersten Fehltritt nun einmal zu begehen unklug genug gewesen bin, ihn mit einem zweiten zuzudecken suche! Ich werde nimmermehr einem Manne angehören, den ich durch Lügen und Meineide in dem Wahn erhalten müßte, er besitze etwas, was ich ihm doch nicht gebe. Die Buße, das ist mein Wille, falle auf den Sünder, und die Frucht ernte der, der den Samen streute! Ich bin deinem Rate bisher leider nur zu sehr gefolgt. Verschone mich deshalb ferner damit, wenn du mich nicht beleidigen willst, und bring mir den Navarresen hierher! Wenn ich mich auch einmal so tief erniedrigt habe, mich ihm hinzugeben, so will ich jetzt groß genug sein, mich keinem zweiten betrügerisch aufzubürden. Ich bin durchaus entschlossen, den Weg zu verfolgen, auf den mich das Schicksal, deine verkehrten Einflüsterungen und meine Unvorsichtigkeit geführt haben.«
    Als die Kammerfrau die Entschlossenheit ihrer Gebieterin erkannte und oft vergeblich versucht hatte, sie davon abzubringen, führte sie ihr endlich den Navarresen herbei. Dieser hatte, vielleicht weil er die Gräfin oft gesehen, bemerkt, daß sie in Farbe und Gesichtszügen verändert und magerer geworden war, und da er den Grund wohl wissen konnte, auch sich zu Erreichung dieses Zweckes alle Mühe gegeben hatte, war er gar bald auf die wahre Ursache ihres Ubelbefindens verfallen. Wiewohl vom Schmerz gebeugt, empfing sie ihn dennoch, ohne auch nur eine Träne zu vergießen, mit starkem Geiste, nicht wie ein schwaches junges Mädchen, sondern wie ein erfahrenes kräftiges Weib, und sagte zu ihm: »Mein Freund, dieweil dein Glück und mein Unglück, deine Klugheit und meine Unvorsichtigkeit mich dahin gebracht haben, daß ich hochgeboren, wenn ich nicht Gott und die Menschen betrügen will, eines Juweliers Weib werden und du, der Namenlose, der Gatte einer Grafentochter werden mußt, so bitte ich dich, du wollest mich nicht verstoßen und dich entschließen, mich völlig als die deinige hinzunehmen. Ich fühle mich schwanger von dir und gedenke auf keine Weise hierzubleiben, um andern Kummer und Ärgernis, mir selbst aber Schmerz und Schande zu verursachen. Ich bin vielmehr bereit, mit dir zu ziehen und durch ein dürftiges Leben lieber in einem einzigen Teile diesem armen sündigen Körper wehe zu tun, als bei leiblicher Behaglichkeit tausendmal in einer Stunde meine Seele und die Seele vieler anderer mit mir zu kränken. Richte dich also ein, daß wir morgen, ehe die Nacht herankommt, von hier geflohen sind! Ich nehme deine und überdies viele andere von meinen eigenen Juwelen mit, dazu einiges Geld, und so wollen wir hinwegziehen und uns, so gut wir können, gegen den Hunger schützen, bis ich begreife, warum die Sterne mich in diese Welt gesetzt haben.«
    Der Graf von Barcelona (jetzt wollen wir ihn nicht mehr den Navarresen nennen), wie überaus erfreut er auch hierüber war, da er ja gar nichts anderes wünschte, so überlegte er doch, wenn er wirklich der gewesen wäre, für den sie ihn hielt, wie weit einen oft das Schicksal führen kann, wie viel Gewalt der Himmel

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