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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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die Nebenkammer zu gehen, wo sie ihr wohlriechendes Wasser und Räucherwerk habe, um sich erst wohl zu parfümieren, ehe er ins Bett komme. Der Student, der sich keiner Arglist bei der boshaften Frau versah, trat in die Kammer. Aber kaum hatte er den Fuß auf eine Planke gesetzt, die von dem Tragbalken, der sie hielt, losgemacht war, so stürzte er, ohne sich halten zu können, mitsamt dem Brette in ein Gewölbe hinab, in welchem einige Kaufleute baumwollene und wollene Zeuge gelagert hatten. Obwohl er tief herabgefallen war, hatte er sich doch beim Fallen keinen Schaden getan. Als sich nun der Student an diesem dunkeln Ort befand, begann er umherzutappen, ob er eine Treppe oder eine Tür finde; da er aber nichts fand, verfluchte er die Stunde und den Augenblick, wo er Panthemia kennengelernt.
    Als der Morgen dämmerte und der arme Jüngling freilich zu spät den Betrug der Frau einsah, bemerkte er an einer Seite des Warenlagers einige Ritzen in der Wand, die etwas Licht eindringen ließen, und weil die Mauer alt und mit ekelhaftem Schimmel bedeckt war, begann er mit ungeheurer Anstrengung Steine herauszunehmen und machte ein so großes Loch, daß er dadurch hinausschlüpfen konnte. Hier fand er einen Pfad, der nicht weit von der öffentlichen Straße entlegen war, und schlug barfuß und im Hemd den Weg nach Seiner Herberge ein, wo er auch, ohne von jemand erkannt zu werden, glücklich anlangte.
    Sinforosia, die schon von den beiden Streichen vernommen hatte, die dem Filenio gespielt worden waren, besann sich darauf, ihnen einen dritten hinzuzufügen, der den ersten nichts nachgäbe. Sie begann daher, sooft sie ihn sah, ihn von der Seite bedeutsam verstohlen anzublicken, als wolle sie ihm zu verstehen geben, wie sie sich um ihn verzehre. Der Student, der die erlittene doppelte Unbill schon vergessen hatte, fing bald an, vor ihrem Hause vorüberzuspazieren und den Verliebten zu spielen. Als Sinforosia sah, daß er schon über und über von Liebe zu ihr glühe, schickte sie ihm durch ein altes Mütterchen einen Brief, worin sie ihm kundgab, er habe sie mit seiner Schönheit und seinem edlem Betragen so sehr für sich eingenommen und gefesselt, daß sie Tag und Nacht keine Ruhe finde; sie wünsche daher über alles in der Welt, wenn es ihm nicht unangenehm wäre, mit ihm zu sprechen. Als Filenio den Brief empfangen und den Inhalt ersehen hatte, dachte er an keinen Betrug, vergaß alle früher erfahrenen Beleidigungen und war der fröhlichste und zufriedenste Mensch, der jemals gefunden war. Er nahm Papier und Feder und antwortete, wenn sie ihn liebe und nach ihm schmachte, so gehe es ihm nicht besser, denn er liebe sie noch viel mehr als sie ihn, und zu jeder Stunde, wo sie befehle, sei er zu ihren Diensten bereit. Sobald sie die Antwort gelesen und den günstigen Augenblick gefunden hatte, ließ ihn Sinforosia ins Haus kommen und sprach zu ihm nach vielen erheuchelten Seufzern: »Mein Filenio, ich weiß nicht, wer außer dir mich zu dem Schritte verleitet hätte, zu dem du mich gebracht hast; denn deine Schönheit, deine Anmut und der Reiz deiner Rede haben ein solches Feuer in meiner Seele entzündet, daß ich wie trocknes Holz zu lodern glaube.«
    Als der Student sie so sprechen hörte, zweifelte er keinen Augenblick, daß sie vor Liebe zu ihm zerschmelzen wolle. So erging sich der arme Schelm eine Weile mit Sinforosia in holden, ergötzlichen Liebesreden, und als es ihm endlich Zeit schien, sich zu Bette zu legen und an ihre Seite zu schmiegen, sprach Sinforosia: »Meine süße Seele, bevor wir zu Bette gehen, scheint es mir rätlich, uns ein wenig zu stärken.«
    Dann ergriff sie ihn bei der Hand und führte ihn in ein Seitengemach, wo ein Tisch mit köstlichem Zuckerwerk und trefflichen Weinen bereitstand. Die verschlagene Frau hatte den Wein mit Kräutersaft gemischt, um zu machen, daß er bis zu einem gewissen Zeitpunkt einschliefe. Filenio ergriff den Becher, füllte ihn mit jenem Wein an und trank ihn, ohne einen Betrug zu ahnen, ganz aus. Nachdem er die Lebensgeister erfrischt und sich mit wohlriechendem Wasser gesalbt und durchduftet hatte, begab er sich zu Bett. Es währte nicht lange, so tat der Trank seine Wirkung, und der Jüngling verfiel in einen so tiefen Schlaf, daß der stärkste Geschützdonner oder jeder andere noch so heftige Lärm ihn schwerlich erweckt hätte. Als Sinforosia sah, daß er fest schlafe und der Saft seine Wirkung vollkommen bewähre, ging sie hinweg und rief eine junge, rüstige

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