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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Beleidigung und die Todesgefahr kehrte in sein Gedächtnis zurück und verscheuchte alles Erbarmen, so daß er in seinem grausamen, fühllosen Vorsatz beharrte. Alsdann nahm der listige Jüngling die Kleider und alles Zeug, das sie an sich gehabt hatten, legte es in ein Nebenzimmer und befahl ihnen nicht eben allzu höflich, sich alle drei nebeneinander in das Bett zu legen. Ganz bestürzt und bebend vor Schrecken, riefen sie aus: »Wehe über unsere Torheit, was werden unsere Männer, was unsere Eltern sagen, wenn sie erfahren, daß man uns hier so nackt, wie wir sind, ermordet gefunden! Besser wären wir in den Windeln gestorben, als daß die Welt diese Schmach und Schande von uns erfahren soll!«
    Als der Student sie nebeneinander liegen sah wie Mann und Weib, nahm er ein schneeweißes Leintuch, das aber nicht sehr fein war, damit das Gesicht nicht durchschimmern und sie verraten möchte, und bedeckte sie damit von Kopf bis zu Fuß. Dann verließ er das Gemach, verschloß die Tür und suchte ihre Männer auf, welche im Saale tanzten. Als der Tanz vorbei war, führte er sie in das Nebengemach, wo die drei Frauen im Bette lagen, und sprach zu ihnen: »Ihr Herren, ich habe euch hierhergeführt, um euch ein kleines Vergnügen zu machen und euch den schönsten Anblick zu verschaffen, der euch in euerm Leben zuteil geworden ist.«
    Hierauf näherte er sich dem Bette mit einer Kerze in der Hand, zog allmählich das Leintuch von den Füßen empor und wickelte es auf, indem er die Frauen bis zu den Knien bloßdeckte, so daß die Männer die runden weißen Beine mit den zierlichen Füßen sehen konnten, was ein wundervoller Anblick war. Dann enthüllte er sie bis zur Brust und zeigte ihnen die blendenden Schenkel, welche zwei Säulen von reinem Marmor schienen, und den gerundeten Leib, der dem feinsten Alabaster ähnlich war. Hierauf enthüllte er sie noch weiter hinauf und zeigte ihnen den zarten, sanftgewölbten Busen mit den zwei prallen köstlichen runden Brüsten, die den erhabenen Jupiter gezwungen hätten, sie zu umarmen und zu küssen. Dies gewährte den drei Ehemännern das größte Vergnügen und Ergötzen, das sich denken läßt. Ich überlasse es euch, zu ermessen, wie es den armen unglücklichen Frauen zumut war, als sie hörten, daß ihre Männer sich an ihrem Anblick weideten. Sie hielten sich ruhig und wagten kaum Atem zu holen, um nicht erkannt zu werden. Die Männer versuchten den Studenten zu bewegen, auch von dem Gesicht den Vorhang wegzuziehen; er aber, in fremden Angelegenheiten vorsichtiger als in seinen eigenen, wollte nicht einwilligen. Aber dennoch begnügte sich der Student nicht hiermit, sondern nahm die Kleider der drei Frauen und zeigte sie ihren Männern. Diese überfiel bei ihrem Anblick eine gewisse Betroffenheit, die ihnen am Herzen nagte. Mit steigendem Erstaunen betrachteten sie dieselben näher und sprachen bei sich selbst: »Ist dies nicht das Kleid, das ich meiner Frau machen ließ? Ist das nicht die Haube, die ich ihr kaufte? Ist das nicht das Halsgehänge, das ihr vom Hals vor der Brust niederhängt? Sind dies nicht die Ringe, die sie am Finger trägt?«
    Sie verließen das Gemach, um nicht das Fest zu stören, entfernten sich aber nicht, sondern blieben zum Abendessen. Der Student hatte bereits gehört, daß das Mahl fertig und von seinem einsichtigen Haushofmeister vollkommen angeordnet sei und forderte daher die Gesellschaft auf, sich zu Tisch zu begeben. Während nun die Gäste es sich wohlschmecken ließen, kehrte der Student in das Nebengemach zurück, wo die drei Frauen im Bett lagen, deckte sie auf und sprach: »Guten Morgen, meine Damen, habt ihr eure Männer nicht gehört? Sie erwarten euch draußen mit dem heißesten Verlangen. Worauf wartet ihr? Steht auf, ihr Schlafratzen, gähnt nicht lange, laßt ab, euch die Augen zu reiben! Nehmt eure Kleider und schlüpft eilig hinein! Es ist Zeit, in den Saal zurückzukehren, wo euch die andern Frauen erwarten.«
    So neckte er sie und weidete sich an ihrer Ratlosigkeit. Die trostlosen Frauen fürchteten, ihr Abenteuer werde ein grausames Ende nehmen; sie weinten und verzweifelten an ihrem Heil. So geängstigt und von Schmerz durchbohrt, erhoben sie sich und erwarteten nichts sicherer als den Tod.
    »Filenio«, sprachen sie zu dem Studenten, »du hast vollkommene Rache an uns genommen. Es bleibt nichts mehr übrig, als daß du dein scharfes Schwert nimmst und uns den Tod damit gibst, den wir über alles in der Welt wünschen. Willst

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