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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Antonio eröffnete dessen Absichten seiner Frau, und diese, der ein solcher Antrag sehr erwünscht und ehrenvoll erschien, sprach deswegen mit Julia, die jedoch zu ihrer großen Verwunderung sich äußerst betroffen und traurig darob erwies. Nachdem nun Frau Giovanna, die dieses Betragen nicht durchschauen konnte, mancherlei Auseinandersetzungen deswegen mit Julia gehabt hatte, sagte sie zu ihr: »Aus dem, was ich sehe, meine Tochter, schließe ich, daß du gar keinen Mann haben willst. Gedenkst du eine Betschwester oder eine Nonne zu werden? Sprich mir deine Gesinnungen aus!«
    Julia antwortete ihr, sie wolle weder eine Betschwester noch eine Nonne werden und wisse gar nicht, was sie anderes wolle als sterben.
    Die Mutter war über diese Erklärung ebenso unwillig als erstaunt und wußte nicht, was sie darauf sagen oder tun sollte. Die Hausgenossen insgesamt gaben ihr keine andere Auskunft, als daß Julia seit ihres Vetters Tode durchaus niedergeschlagen geblieben sei und nicht aufgehört habe zu weinen, ohne sich etwa auch nur ein einziges Mal wieder am Fenster sehen zu lassen. Frau Giovanna hinterbrachte alles dies dem Herrn Antonio, und er berief seine Tochter zu sich, zu der er nach einigen vorläufigen Worten sagte: »Ich sehe dich, meine Tochter, gegenwärtig in deinem mannbaren Alter, und ich habe dir in dem Herrn und Grafen von Lodrone einen schönen, reichen und edlen Gatten auserwählt. Sei du denn auch bereit, dich meinem guten Willen fügend, ihn als solchen anzunehmen: so ehrenvolle Anträge wie der seinige kommen selten vor.«
    Hierauf entgegnete ihm Julia, mit kühnerem Mute als einem Kinde zusteht: daß sie sich gar nicht verheiraten wolle. Der Vater wurde dadurch so entrüstet und erzürnt, daß er drauf und dran war, sie zu schlagen. Er schalt sie mit den härtesten Worten aus und erklärte ihr schließlich: sie möge nun wollen oder nicht, so habe sie sich bereitzuhalten, in drei oder vier Tagen mit ihrer Mutter und anderen Verwandten nach Villafranca zu gehen, wohin auch Graf Paris mit seinem Gefolge kommen würde. Leiste sie hiergegen auch nur den mindesten Widerstand, so könne sie darauf gefaßt sein, daß er ihr den Kopf schon zurechtrücken und sie zu dem unglücklichsten Geschöpf auf Erden machen würde.
    Was Julia hierbei denken und fühlen mußte, mag sich ein jeder, der einmal in Liebe befangen war, selbst vorstellen. Sie war wie vom Donner gerührt. Ein wenig wieder zu sich gekommen, benachrichtigte sie durch den Bruder Lorenzo ihren Romeo von dem Vorgefallenen, und Romeo schrieb ihr zurück, sie solle nur gutes Mutes sein, er würde sie binnen kurzem aus dem Hause ihres Vaters nach Mantua entführen. Sie war nun wohl gezwungen, nach Villafranca zu gehen, wo ihr Vater ein schönes Gut besaß; sie ging aber geradeso vergnügt dahin, wie ein gehängt zu werden Verurteilter zum Galgen. Graf Paris war schon dort und sah sie während der Messe in der Kirche, wo sie ihm trotz ihrer Magerkeit, Blässe und Schwermut so wohl gefiel, daß er gleich darauf in Verona mit ihrem Vater den Ehevertrag abschloß. Als nun Julia ebenfalls nach Verona zurückgekehrt war, empfing ihr Vater sie mit dieser Nachricht und ermahnte sie, willigen Gehorsam zu leisten. Julia hatte Kraft genug, die Tränen zurückzuhalten, von denen ihre Augen überflossen, und antwortete nichts. Sodann versichert, daß die Hochzeit in der Mitte des bevorstehenden Monats September stattfinden solle, und unfähig, sich in einer so großen Not zu raten und zu helfen, nahm sie sich vor, selbst zu dem Bruder Lorenzo zu gehen, um seinen hilfreichen Beistand anzusprechen. Da das Fest der Himmelfahrt der heiligen Jungfrau Maria nahe bevorstand, so nahm Julia diesen Vorwand, zu ihrer Mutter zu sagen: »Meine liebe Mutter, ich bin durchaus nicht imstande, zu begreifen, woher die tiefe Schwermut kommt, die mich so zu Boden drückt. Seitdem Tebaldo tot ist, habe ich nicht wieder fröhlich sein können, und es ist mir, als ob es täglich schlimmer mit mir werden wollte, weil mir ganz und gar nichts hilft. Ich habe mir deswegen vorgesetzt, an diesem heiligen Feiertage der Mutter Gottes, unserer himmlischen Fürsprecherin, zu beichten, damit mir vielleicht durch ihre Vermittlung einige Erleichterung meiner Trübsal zuteil werde. Was sagst du dazu, mein süßes Mütterchen? Bedünkt es dir gut, daß ich vollbringe, was mir in den Sinn gekommen ist? Wofern du der Meinung wärest, daß ich anders handeln müßte, so belehre mich eines bessern: denn

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