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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
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vergangen.
     
Drauf als sie sah, nun hab' er ausgelitten,
Sprach sie, so tot wie er: »Laß dich erbitten,
O Gott, mich nachzusenden seinen Schritten;
     
Den einz'gen Wunsch laß, Himmel mich erflehen:
Wohin er geht, da will ich mit ihm gehen.«
Bei diesen Worten brach ihr Herz in Wehen.
     

Die Müllerin
(Beaumont-Fletcher, Das Mädchen in der Mühle; Lope de Vega, Quinta de Florencia)
    Alessandro von Medici, der, wie ihr wißt, der erste ist, der mit Bewilligung der Kirche unter dem Titel Herzog die Herrschaft über unsere florentinische Republik führt, besitzt viele Eigenschaften, die ihn bei dem Volke beliebt machen; unter allen aber scheint mir keine, die der Gerechtigkeit gleichgestellt zu werden verdiente, die er mehr als alles zu lieben scheint. Unter vielen lobenswerten Handlungen, die er in dieser Beziehung vollbracht, will ich nur eine erwähnen, die ganz sicher unter diejenigen gehört, deren Preis man anstimmen kann; und man kann ihr um so mehr Lob erteilen, als er sehr jung und den Genüssen der Wollust sehr ergeben ist. Er zeigte sich nämlich bei dem Vorfalle, den ich euch jetzt erzählen will, voll Klugheit und Vorsicht, was selten mit der Jugend vereinigt zu sein pflegt: denn in der Regel kann, wo keine große Erfahrung ist, auch nicht jene Klugheit stattfinden; nur lange Übung macht Greise klug und gibt menschlichen Handlungen Anspruch auf Lob.
    Der Herzog Alessandro hielt einen schönen stattlichen Hof von vielen Edelleuten, sowohl fremden, als toskanischen. Unter andern war daselbst auch ein junger Florentiner, den der Herzog vor allen liebte. Wir wollen ihn Pietro nennen. Einst war dieser auswärts auf einem seiner Güter in der Nähe von Florenz und sah ein junges Mädchen, eines Müllers Tochter, die sehr schön und zierlich war und ihm ausnehmend gefiel. Die Mühle ihres Vaters war in der Nähe des Gutes, auf dem Pietro eine schöne und bequem eingerichtete Wohnung hatte. Sobald er das Mädchen gesehen hatte, sann er nach, wie er es anfangen sollte, es in seinen Besitz zu bringen und die Frucht von ihr zu pflücken, die man bei allen Weibern so eifrig sucht. Er nahm also von dem Herzog auf acht bis zehn Tage Urlaub, um auf dem Lande zu leben, und fing nun an sein Pfauenrad vor dem Mädchen aufzuschlagen und gab sich alle ersinnliche Mühe, um sie seinen Wünschen gefällig zu machen. Doch kümmerte sie sich gar nicht um ihn und zeigte sich der Liebe Pietros gerade so geneigt wie Hunde den Schlägen. Und da es oftmals geschieht, daß ein Liebhaber, je mehr er sich den geliebten Gegenstand versagt sieht, um so mehr in Flamme gerät und zum Ziele zu gelangen begehrt, und daß häufig das, was anfangs nur im Scherze geschah, ernstlich wird, fühlte Pietro sich so sehr von Liebe zu der besagten Müllerin entzündet, daß er seine Gedanken auf gar nichts anderes wenden konnte; verzweifelnd, seine Absicht zu erreichen, als er nicht länger mehr auf dem Lande bleiben konnte, fühlte er die Lust und die glühende Begierde nach dem Genusse des geliebten Gegenstandes fortwährend wachsen. Alle Mittel und Wege waren versucht, die ihm geeignet schienen, um das Unternehmen zu erleichtern, als da sind Botschaften, Geschenke, große Versprechungen, mitunter auch Drohungen und ähnliche Künste, wie sie bei Liebhabern üblich sind und welche Kupplerinnen vortrefflich auszuführen verstehen. Als er nun sah, daß er Wasser stampfte und alles vergeblich war, als er die Herzenshärtigkeit des Mägdleins erkannte und fühlte, daß er seine Bemühungen vergeude und alle Hoffnungen fehlgeschlagen seien, beschloß er, das Mädchen, es möge auch aus der Sache werden, was da wolle, zu entführen und den Genuß ihrer Schönheit, den er nicht mit Liebe erreichen konnte, mit Gewalt zu erringen.
    Als er darüber mit sich eins geworden war, ließ er zwei junge Edelleute, seine Freunde, rufen, die ihre Güter in der Nähe hatten und durch Zufall auch auf dem Lande waren. Diesen teilte er sein Vorhaben mit und bat sie, ihm mit Rat und Tat beizuspringen. Diese, ein Paar junge leichtsinnige Menschen, rieten Pietro, das Mädchen zu entführen, und boten sich an, ihm bei dem Unternehmen tätige Hilfe zu leisten. Man zögerte mit der Ausführung nicht im geringsten; sie konnten es gar nicht erwarten, bis sie die schöne Müllerstochter geraubt hätten; und als die Nacht zu dunkeln begann, griffen die drei zu den Waffen und gingen mit ihren Dienern nach der Mühle, wo sie mit ihrem Vater weilte; und trotz seines

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