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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Schluchzen und Tränen, und Pietro konnte es nicht leugnen. Da wandte sich der Herzog mit unwilligem Gesichte zu Pietro und seinen Gefährten.
    »Ich weiß nicht«, sagte er, »was mich abhält, euch allen dreien auf der Stelle die Köpfe abhauen zu lassen; aber ich verzeihe euch die Schändlichkeit, die ihr begangen habt, unter der Bedingung, daß du, Pietro, sogleich das Mädchen als deine rechtmäßige Gattin annimmst und ihr zweitausend Dukaten als Morgengabe aussetzest, ihr zwei Mitschuldige aber jeder eintausend Dukaten dazulegt, und darüber kein Wort weiter! Ich übergebe sie dir, Pietro, als meine leibliche Schwester, und wenn ich höre, daß du sie im geringsten mißhandelst, so werde ich es rächen, als habest du meine eigene Schwester beleidigt.«
    Er veranlaßte nun, daß Pietro sie sogleich zur Frau nahm, und daß die drei ihre Verbindlichkeit mit den viertausend Dukaten entrichteten. Sodann kehrte er nach Florenz zurück, wo diese seine Entscheidung allgemein und ohne Ausnahme mit großen Lobeserhebungen gepriesen wurde.

Lionora Macedonia
    Nachdem der König Alfons von Aragonien seine Königreiche Aragonien und Katalonien der Herrschaft der Königin Maria, seiner Gemahlin, überlassen und seine Residenz in Neapel aufgeschlagen hatte, das er mit so großen Anstrengungen sich erworben, ein Mann, der um seiner seltenen Gaben willen jedem römischen Kaiser verglichen werden durfte, ließ er sich an, dem Königreich mit aller Mühe wieder die äußere Ruhe zu geben, das seit vielen Jahren her durch viele Kriege fast ganz in Zerfall gekommen war. Nachdem alles in Ordnung gebracht war, gab er das Herzogtum Kalabrien seinem Sohne Ferdinand; mit ihm ließen sich dort viele seiner Leute nieder, die in allen diesen Kriegen zu Wasser und zu Lande bei ihm gewesen waren. Unter diesen befand sich auch ein sehr edler sizilischer Baron, dem er die Markgrafschaft Cotrone verliehen hatte, namens Herr Giovanni Ventimiglia, ein tapferer und kluger Ritter.
    Der Hof des Königs Alfons war eine Schule der feinsten Sitten, und die Pflege der Wissenschaften stand dazumal in jener Stadt in der Blüte. Sowie nun Ventimiglia in Neapel seinen Wohnsitz aufgeschlagen hatte, geschah es, daß er bei einem großen Feste, wo fast alle ersten Frauen der Stadt versammelt waren, eine schöne junge Frau von zwanzig Jahren wahrnahm, die Frau Lionora Macedonia hieß und an Herrn Giovanni Tomacello, einen ganz jungen reichen Mann, verheiratet war. Frau Lionora war in der Tat eine der schönsten und anmutvollsten Edelfrauen Neapels, daneben aber so stolz und spröde, daß sie wohl den König selbst nicht gewürdigt haben möchte, ihm ein freundliches Gesicht zu zeigen. Daher hatte sie allgemein den Nebennamen »die Hochfahrende«. Ventimiglia war noch nicht lange in Neapel und mit den Frauen nicht sehr bekannt, so daß er dafür hielt, Macedonias Gemütsart müsse der Schönheit entsprechen, die er an ihr wahrnahm; er vermochte sich nicht vorzustellen, daß Grausamkeit hinter einem so holden Gesichte wohne. So verwickelte er sich denn in die Netze der Liebe zu ihr und beschloß, alle Mittel anzuwenden, die von einem Liebhaber gebraucht werden können, um die Liebe dieser Frau zu gewinnen. Er war in Sizilien von Hause aus sehr reichbegütert und hatte einige tausend Dukaten Einkünfte im Königreiche. Er fing also damit an, oft an ihrem Hause vorüberzugehen, und sooft ihm das Glück günstig war, daß er sie ansichtig wurde, erwies er ihr immer seine Ehrerbietung und grüßte sie, doch so, daß es niemand auffallen konnte. Wurde irgendein Fest gegeben, wohin sie ging, so erschien er darauf sehr schön gekleidet und bestrebte sich in aller Bescheidenheit, ihr seine Liebe bemerkbar zu machen. Er weidete seine Augen an ihrem Anblick, der denn sein Herz immer leidenschaftlicher entzündete. Wurde ein Tjost oder Buhurt gehalten, so wurde er von keinem übertroffen, denn er war mehr als alle andern persönlich tapfer, und so trug er immer den ersten Ehrenpreis davon. Sobald sie sich vom Schneider ein Kleid machen ließ, kleidete er, der überall seine Kundschafter hatte, sich und seine Dienerschaft in dieselben Farben und ließ in derselben Art auch seine Pferdedecken einrichten. Bei Waffenspielen pflegte er vor der Brustwehr, an der sie saß, sich auf den wildesten und schönsten Pferden sehen zu lassen, indem er sie aufs geschickteste antrieb, zurückdrängte, sich bäumen, tanzen, nach allen Seiten drehen und oft über die Schranken setzen ließ,

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