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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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fünfzehntausend Dukaten, die er in England zu fordern habe, und etwa zweitausend in Spanien, und um diese Summe beizutreiben, habe er sich nach der Insel begeben.
    »Wohlan denn,« sagte der Oberkämmerer, »für die geschehenen Dinge gibt es kein Mittel, und ich kann nur Euer Unglück beklagen, wie ich von ganzem Herzen tue. Für das übrige soll Befehl ergehen, daß Euch alles erstattet wird, was Ihr zu fordern habt, und ich werde kein Mittel schonen, das in meiner Gewalt steht: denn ich versichere Euch, die Wohltaten, die Ihr mir erwiesen habt, ohne mich weiter zu kennen, haben mich Euch so verpflichtet, daß ich ewig der Eurige sein werde und Ihr über mich und mein Vermögen, wie ich selbst, zu verfügen habt; und wenn Ihr das nicht tut, so ist es Euer Schade, denn ich werde Euch keine weiteren Anerbietungen machen, da ich es für überflüssig halte. Es ist genug, daß ich es Euch jetzt ein für allemal sage. Doch stehen wir auf und gehen wir in mein Gemach!«
    Hier verschloß der Oberkämmerer die Tür, öffnete einen großen, mit Dukaten gefüllten Schrein, nahm sechzehn Stück heraus und gab sie dem Frescobaldo. »Hier, mein Freund«, fuhr er fort, »sind die sechzehn Dukaten, die Ihr mir gabt, als ich Florenz verließ; hier die andern zehn, die Euch das Pferd kostete, das Ihr mir kauftet, und hier noch zehn, die Ihr auf meine Kleidung verwandtet. Da Ihr aber ein Kaufmann seid, so scheint es mir unbillig, wenn Euer Geld in so langer Zeit totgelegen haben sollte, ohne Gewinn zu bringen, wie Ihr es gewohnt seid. Nehmt also diese vier Beutel mit Dukaten, wovon jeder viertausend Dukaten enthält! Betrachtet sie als Ersatz der Eurigen und genießt sie mir zuliebe!«
    Frescobaldo, der zwar von unermeßlichen Reichtümern in große Armut herabgesunken war, aber doch seine edle Denkungsart nicht verleugnen konnte, wollte das Geschenk nicht annehmen, äußerte jedoch den lebhaftesten Dank für ein so großmütiges Anerbieten. Indes nötigten ihn die dringenden Zureden des Oberkämmerers dazu, und er mußte ihm auch eine Liste aller seiner Schuldforderungen geben, was Frescobaldo herzlich gerne tat. Er schrieb ihm die Namen der Schuldner und die Summen seines Guthabens auf. Als er diesen Zettel hatte, rief Cromwell einen seiner Hausbeamten und sprach zu ihm: »Suche die Leute auf, deren Namen auf dieser Liste stehen, wo sie sich auch auf dieser Insel befinden mögen, und gib ihnen zu erkennen: wenn sie binnen vierzehn Tagen ihre Schuld nicht abgetragen haben, so werde ich selbst zu ihrem Schaden und Leide meine Hand ins Spiel mischen. Sie sollen sich also vorstellen, ich selbst sei der Gläubiger!«
    Der Diener richtete den Befehl seines Herrn mit vieler Sorgfalt aus, so daß in der anberaumten Frist an fünfzehntausend Dukaten eingingen. Und wenn Frescobaldo die in einer so langen Zeit aufgelaufenen Zinsen begehrt hätte, so würde er sie alle bis auf den letzten Heller erhalten haben; aber er begnügte sich mit dem Kapital und verlangte keinerlei Zinsen, was ihm bei aller Welt Ehre erwarb, sonderlich da schon jedermann auf der ganzen Insel wußte, welche Gunst er bei dem Oberkämmerer genoß. Unterdessen war Frescobaldo der beständige Tischgenosse Cromwells, der sich von Tag zu Tag bestrebte, ihm alle mögliche Ehre zu erweisen. Und weil er großes Behagen an seinem Umgange fand und deshalb wünschte, daß er immer in London bleiben möge, erbot er sich, ihm sechzigtausend Dukaten auf vier Jahre zu leihen, ohne einen Heller Nutzen zu verlangen, damit er in London ein Haus und Geschäft anlegen und Handel treiben könne, wozu er noch das Versprechen fügte, seine Unternehmungen in jeder Weise zu begünstigen. Frescobaldo, der sich in seine Heimat zurückzuziehen und den Rest seiner Tage in Ruhe zu verbringen und sich zu pflegen wünschte, dankte ihm mit gerührtem Herzen für so außerordentliche Großmut und kehrte mit Erlaubnis des Oberkämmerers, nachdem er sein Geld in Wechsel auf Florenz umgesetzt hatte, in sein ersehntes Vaterland zurück, wo er reich genug anlangte und sich einem höchst sorgenlosen Leben ergab. Jedoch genoß er nicht lange diese Ruhe, indem er noch im nämlichen Jahre, in dem er London verlassen hatte, in Florenz starb.
    Was sagen wir von der Dankbarkeit und Freigebigkeit Cromwells? Gewiß verdient sein Betragen gegen Frescobaldo das höchste Lob, und wenn er den Adel seines Landes so sehr geliebt hätte, als er sich gegen die Ausländer mild erwies, so würde er vielleicht noch leben; aber

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