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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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er haßte den englischen Adel so sehr, daß er sich zuletzt selber den Tod bereitete. Weil mir nun nichts anderes zu berichten bleibt, so berichte ich von seinem Tode. Als er einige Jahre die Gnade des Königs besessen und dessen Gunst ihn verblendet hatte, zeigte er sich bereitwillig, bald diesen, bald jenen enthaupten zu lassen; und je vornehmer und mächtiger einer war, desto lieber übte er seine Gewalt über ihn aus, ohne Unterschied zwischen Weltlichen und Geistlichen. Eines Tages, als er den Bischof von Winchester, ich weiß nicht weshalb, hinrichten lassen wollte, sagte er diesem in dem geheimen Rate des Königs, dieser lasse ihm befehlen, sich als Gefangener in den Turm zu verfügen, einen Ort, den nach der gemeinen Ansicht der Engländer nie einer betrat, ohne den Kopf zu verlieren. Über diesen Befehl bestürzt, antwortete ihm der Bischof, er wisse nicht, aus welchem Grund ihm dies befohlen werde; er wolle zuvor mit dem König sprechen.
    »Ihr könnt ihn nicht sprechen«, antwortete der Oberkämmerer. »Begebt Euch nur dorthin, wohin ich sage!«
    Zugleich befahl er vieren seiner Leute, ihn gefangenzunehmen.
    Hierüber waren sie im Streit begriffen, als der Herzog von Suffolk, Cromwells Feind, zu dem Könige ging, der sich in einem benachbarten Gemache befand, und ihm von dem Streit zwischen dem Oberkämmerer und dem Bischof erzählte. Der König, der nichts davon wußte, schickte einen seiner Höflinge heraus, um den Bischof zu sich zu bescheiden. Als der Oberkämmerer dies hörte, ärgerte er sich sehr und begab sich nach Hause, wo er vier Tage blieb, ohne sich weder bei Hofe noch im Rate blicken zu lassen. Der Bischof begab sich vor den König und beteuerte, sich nicht schuldig zu wissen; indes stehe er in seinen Händen und unterwerfe sich seinem Richterspruche, wenn er gefehlt haben sollte. Als der König sah, daß Cromwell nicht am Hofe erschien, und daß nichts wider den Bischof vorliege, setzte er ihn in Freiheit und sprach laut, daß der ganze Hof es vernahm: »Ich will doch sehen, wer seinen Zorn am besten zu handhaben versteht, ich der König oder Thomas Cromwell.«
    Da es inzwischen bekanntgemacht worden war, daß der König aufgebracht sei, liefen viele Klagen gegen den Oberkämmerer ein, und es fand sich, daß er an vielen Untaten schuldig sei, vor allem hinsichtlich der Rechtspflege. Nach Verlauf von vier Tagen begab sich der Oberkämmerer wieder in den geheimen Rat. Hierauf wurde der Ort, wo der Rat versammelt war, verschlossen, und der König ließ durch einen Kämmerling der Dienerschaft Cromwells anzeigen, dieser werde heute bei dem König speisen; sie sollten daher ebenfalls zu Tische gehen und dann zurückkehren. Alle zerstreuten sich sofort, und der König ließ nun seine Leibwache kommen und sich vor der Tür des Rats aufstellen. Als die Sitzung zu Ende war, trat der Oberkämmerer heraus; sogleich ergriff ihn die Leibwache und erklärte ihn für des Königs Gefangenen. Hierauf wurde er nach dem Turm geführt und wohlbewacht. Man machte ihm den Prozeß, und schon wenige Tage darauf wurde er eines Morgens nach dem Befehle des Königs auf dem Platz des Kastells enthauptet. Hätte er das Rad des Glücks zu hemmen verstanden, das heißt, hätte er mehr Edelsinn und weniger Blutdurst bewiesen, so würde er vielleicht ein besseres und ehrenvolleres Ende genommen haben.
    Die Zwillingsgeschwister
    In dieser angenehmen und geehrten Gesellschaft ist niemand, der sich nicht vollständig erinnern wird, daß die Deutschen und die Spanier im Jahre des Heils eintausendfünfhundertundsiebenundzwanzig die Stadt Rom so schnöde geplündert haben. Wiewohl die Sünden dieser Stadt gezüchtigt zu werden verdienten, so taten dennoch die, welche sie belagerten, da es Christen waren, nicht wohl; freilich bemerke ich, daß es großenteils Lutheraner, Heiden und Juden waren. Sei dem aber, wie ihm wolle, sie betrugen sich viel schlimmer als Türken und erlaubten sich so greuliche, schändliche Dinge wider Gott und die Heiligen, daß man es nicht ohne den heftigsten Unwillen erwähnen kann. Dennoch aber ließ die Rache von oben nicht lange auf sich warten; denn von fünfundzwanzig- bis sechsundzwanzigtausend Landsknechten, die solche Verruchtheiten in dieser Stadt verübten, hätte man, ich glaube, es gingen nicht vier Jahre vorüber, höchstens noch zwei- bis dreitausend Mann gefunden. Und der Herzog von Bourbon, ein Prinz des französischen Königshauses, der, nachdem König Franz I. von Frankreich ihn zum

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