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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
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denn niemals wollte sich das Fräulein näher auf seine Anfragen einlassen. Ihr Vater war ein sehr reicher Mann, aber über alle Begriffe geizig. Er hatte niemand im Hause, als eine abgelebte Alte, die vor ihm im Hause geboren war, eine junge Magd und einen jungen Diener, den Sohn eines seiner Pächter, der ihn meist immer mit sich führte, so daß Catella fast unbeschränkte Freiheit hatte, sich am Fenster zu zeigen und zu sprechen, mit wem es ihr beliebte; denn die gute Alte verließ fast nie ihren Herd. Das Hausmädchen räumte Lattanzio das Feld und begünstigte ihn, der sie durch Geschenke zu bestechen gewußt hatte. Lattanzio konnte also, sooft es ihm beliebte, durch Boten und Geschenke um Catella werben, die er in der Tat übermäßig liebte. An Romula glaubte er einen sehr artigen Liebesboten gefunden zu haben und schickte ihn daher, nachdem er ihn von allem unterrichtet hatte, mit seinen Aufträgen zu Catella.
    Romulo kannte das Haus Catellas, an dem er oft vorbeigekommen war, und auch ihr Dienstmädchen, mit dem er seinen Herrn einige Male hatte sprechen sehen. Als er daher jenen Auftrag erhielt, machte er sich sehr mißvergnügt auf den Weg. Ehe er aber zu Catella ging, begab er sich in das Haus der Pippa. Nach einigen gleichgültigen Reden sprach er zu dieser: »Liebe Amme, ich befinde mich in der größten Verzweiflung von der Welt: ich habe nie den Mut gewonnen, mich meinem Geliebten zu entdecken, und sehe ihn so heftig verliebt in Catella Lanzetti, daß ich unendlich verdrießlich über meinen Liebeshandel bin und nicht weiß, welches Ende er noch nehmen wird. Und was das Schlimmste ist und mich am meisten quält, – ich soll jetzt im Namen Lattanzios mit Catella sprechen und für ihn werben, damit er bei dem Vater um sie anhalten kann. Nun sieh, liebe Amme, wohin es mit mir gekommen ist, und ob man unglücklicher sein kann, als ich es bin! Wenn sich Catella bestimmen läßt, ihn zu lieben und seine Gattin zu werden, so lebe ich keine Stunde mehr; denn ich weiß kein Mittel, mein unglückliches Leben zu retten, da ich es unmöglich mit ansehen kann, daß er einer andern angehöre als mir, solange ich lebe. Darum rate mir, meine liebe Amme, und steh mir bei in dieser dringenden Verlegenheit! Ich hoffte immer, da meine Dienste Lattanzio so angenehm schienen, ich werde mich ihm eines Tages entdecken und sein Mitleid gewinnen können; aber jetzt ist alle meine Hoffnung zu Wasser geworden, da ich ihn in jene so heftig verliebt finde, daß er Tag und Nacht an nichts anderes denkt und von nichts anderem spricht. Ich Unglückliche, wenn nun mein Vater zurückkäme und erführe, was ich gemacht habe, was würde aus meinem Leben? Sicher brächte er mich um; da würde keine Entschuldigung gelten. Ach, liebste Amme, hilf mir, hilf mir um Gottes willen, liebste Amme!«
    Diese Worte sprach sie unter häufigen Tränen. Frau Pippa, welche sie zärtlicher liebte, als wenn sie ihre eigene Tochter gewesen wäre, ward von ihren Klagen gerührt und brach ebenfalls in Tränen aus. Doch trocknete sie gleich ihre Augen und sprach: »Siehst du, mein Töchterchen, du weißt, wie oft ich dir gegen diese Liebschaft gepredigt habe, – aber du wolltest mir nicht glauben. Mich dünkt, und es ist auch gewiß das beste, du bliebest bei mir, und ich führte dich ins Kloster zurück, bis dein Vater käme. Ich will dann schon alles wieder ins gleiche bringen, daß du nichts zu befürchten hast. Denn wenn es herauskäme, daß du in Mannskleidern dem Lattanzio gedient und so manche Nacht in seiner Kammer geschlafen hast, – was denkst du wohl, daß man von dir sagen und urteilen würde? Ich stehe dir dafür, daß du nie einen Mann bekämest. Und wenn du mir einen Eid ablegtest, daß dich niemand für ein Frauenzimmer erkannt habe, – ich würde dir nicht glauben. Du magst sagen, was du willst, – ich glaube doch, was ich aus guten Gründen glauben zu müssen meine. Ich weiß wohl, wie es solche jungen Herren mit ihren Edelknaben zu machen pflegen, und darum denke ich, es wäre am besten, du schlügest dir diese Grillen aus dem Kopfe und sännest auf andere Dinge. Es kann jetzt nicht mehr lange währen, bis dein Vater zurückkommt, und ich wollte es um alle Schätze der Welt nicht wünschen, komme er auch, wenn er wolle, daß er je von diesen Geschichten erführe: es würde dir und mir übel ergehen. Du siehst ja, daß Lattanzio sich für Catella entschieden hat; du greifst alle Tage mit den Händen, wie sehr er in sie verliebt ist:

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