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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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das Mädchen so vertraulich mit ihm sprechen sah, als ob sie schon lange miteinander bekannt wären. Er beschloß also, sich doch das Fräulein anzusehen, das ihn rufen lasse. Indes argwöhnte er, die Dame sei vielleicht eine käufliche, und sprach bei sich selbst: »Ich will doch gehen und mein Glück versuchen. Aber die Dame irrt sich, wenn sie bei mir gute Geschäfte zu machen denkt. Höchstens schenke ich ihr einen Carlino oder meinetwegen einen Giulio.«
    Während er sich aber gegen das Haus bewegte, erschien Gherardo am Ausgang der Straße, und als das Hausmädchen ihn erblickte, sprach sie zu Paolo: »Romulo, da kommt unser Herr; geh jetzt deines Weges und komm hernach zurück!«
    Paolo entfernte sich, indem er sich die Tür merkte, in die das Mädchen sich zurückzog, und den Herrn des Hauses scharf ins Auge faßte. Das Mädchen verschloß die Haustür hinter sich und gab sich den Anschein, als habe sie den Herrn nicht gesehen, der sich nach Art der Greise Schritt für Schritt näherte, ohne das Mädchen bemerkt zu haben. Endlich kam Gherardo an sein Haus, klopfte an die Tür und trat, als diese geöffnet wurde, hinein. Paolo, der sich das Haus sehr wohl gemerkt und Catella, die er am Fenster erblickt, sehr schön und reizend gefunden hatte, begab sich unter mancherlei Gedanken nach dem Hause seines Vaters, an dem er Türen und Fenster verschlossen fand. Dies betrachtete er als ein Zeichen, daß sein Vater verreist sei. Um sich aber völlige Gewißheit zu verschaffen, fragte er einen Schneider, der seine Bude in der Nähe hatte, was Ambrogio Nanni mache. Dieser antwortete ihm, Ambrogio sei seit langer Zeit in Esi nicht gesehen worden. Paolo kehrte also nach seiner Herberge zurück, immer noch in Gedanken mit dem Mädchen beschäftigt, das er gesehen hatte. Zwar war er gesonnen, zu ihr zurückzukehren, aber noch unschlüssig, ob er allein gehen oder einige seiner Diener, die er von seinem seligen Herrn geerbt hatte, mit sich nehmen solle.
    Bald darauf geschah es, daß Ambrogio, der in diesem Augenblicke von Rom zurückkehrte, auf dem Wege nach seinem Hause dem Gherardo begegnete, der ihn willkommen hieß und weiter zu ihm sprach: »Ambrogio, du kommst sehr gelegen; wärest du einige Tage früher gekommen, so hätten wir vielleicht die Heirat zwischen mir und deiner Tochter zustande gebracht, oder wenigstens würde ich mich darüber aufgeklärt haben, ob du sie mir geben willst oder nicht; denn ich bin nicht gesonnen, länger in dieser Ungewißheit zu leben.«
    »Wie du siehst«, erwiderte Ambrogio, »komme ich in diesem Augenblicke an; auch gedenke ich nun fürs erste nicht wieder zu verreisen. Wir werden uns öfter sehen und Zeit haben, ausführlicher über diese Sache zu reden.«
    Während Ambrogio zu Pferde und Gherardo zu Fuß so miteinander sprachen, kam Romulo daher, der dem Auftrage seines Herrn gemäß eine neue Unterredung mit Catella nachsuchen wollte. Als er aber den Vater erblickte, wandte er sich schnell um und begab sich zu der Pippa.
    »O weh, liebste Amme«, rief er ihr zu, »ich bin des Todes vor Schrecken; mein Vater ist wiedergekommen, und ich weiß nicht, was ich anfangen soll.«
    »Gemach«, entgegnete Pippa, »fasse Mut! Bleib hier im Hause und laß mich sorgen! Wirf diese Kleider ab und lege die deinigen an, die sich in dieser Kiste befinden!«
    Sogleich machte sich Pippa schnurstracks auf den Weg nach Ambrogios Hause, der eben vom Pferde stieg, als sie dort ankam. Sie grüßte ihn heiteren Gesichtes und sprach: »Seid tausendmal willkommen, bester Herr! Wie geht es Euch?«
    »O willkommen, gute Pippa«, antwortete Ambrogio. »Wo willst du so eilig hin?«
    »Ich komme zu Euch«, versetzte sie, »geradeswegs. Der dicke Hans Bindi hat mir gesagt, daß Ihr gekommen seid; und da ich nicht weiß, wie Eure Leute das Kochen verstehen, so wollte ich Euch im Hause hilfreiche Hand leisten.«
    »Ich danke dir«, versetzte Ambrogio; »aber es wird nicht nötig sein, daß du dich bemühst: denn ich habe schon nach Margarita geschickt, die ich sonst im Hause hatte, und die gleich hier sein wird. Aber sage mir, wann hast du unsere Nicuola zuletzt gesehen?«
    »Ich sehe sie täglich, Herr«, antwortete Pippa; »erst heute morgen war ich eine gute Weile bei ihr. Sie stirbt vor Verlangen, Euch wiederzusehen. Ich habe sie oft in mein Haus gebracht und zwei bis drei Tage bei mir behalten. Sie ist wahrlich ein gutes, schönes Fräulein und wunderbar geschickt in allen Handarbeiten; das könnt Ihr mir bei

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