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Italienische Novellen, Band 2

Italienische Novellen, Band 2

Titel: Italienische Novellen, Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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sie von ihren Geliebten eine ausgezeichnete Gunst empfingen! Ich glaube, sie würden Trompeter an jede Straßenecke hinstellen, um ihre Liebeshändel bekanntmachen zu lassen. Wie ich nun solche Unverschämte tadle und die Frauen ermahne, sich vor ihnen zu hüten wie vor der Pest, so habe ich allen Grund, diejenigen um so viel mehr zu preisen, die im stillen lieben und sich so halten, daß sie ihren Geliebten wohl zu merken geben, daß sie ihnen dienen, ohne öffentlichen Ausruf, ohne die Luft mit Seufzern zu füllen, daß es aussieht, als hätten sie einen Ätna im Leib, und ohne die Leute irgend etwas merken zu lassen. Und weil es Leute gibt, die, wenn sie eine Frau von Stande lieben, nicht wollen, daß diese Liebe irgend jemand in der Welt offenbar werde, sondern daß, wer liebt, in Schweigen glühe, so bin ich, wenn er nicht durch sich selbst einen Weg hat, sich der Geliebten zu entdecken, der entgegengesetzten Meinung und hege die bestimmte Ansicht, daß es für jeden, der liebt, sei es hoch oder niedrig, notwendig ist, einen vertrauten Genossen zu haben, aber nicht mehr, und daß er diesem seine geheimen Gedanken mitteile. Denn es hat noch niemand bezweifelt, daß oft, wer glühend liebt, Augen und Sinn dermaßen verblendet hat, daß in vielen Fällen, welche vorkommen können, er sich nicht losmachen und ohne fremde Hilfe sich nicht raten kann. Es ist gewiß, wenn ein solcher Mensch nicht jemand hat, der ihn berät, so wird er tausend ungeheure Irrtümer begehen und, verleitet von blinder Leidenschaft, unüberlegt seine zügellosen Wünsche zur Ausführung bringen und vielleicht eine solche Torheit begehen, daß Salomon mit all seiner Weisheit sie nicht mehr wiedergutmachen könnte. Wenn er aber einen Freund hat, der sich ihm durch lange Erfahrung als getreu und klug bewährt hat, so kann er in dessen Brust die ganze Bürde seiner Gedanken und jedes Geheimnis seines Herzens frei entlassen und niederlegen. Sodann kann der Freund, dem von der Leidenschaft der Liebe nicht die Augen des Verstandes umhüllt sind, ohne Gefahr alles raten und wird tausend passende Mittel, nach dem Bedürfnis, auffinden, die der von der Leidenschaft behaftete und in die Netze der Liebe verschlungene nicht in Anwendung zu bringen weiß. Wie soll denn, wenn in unglücklichen Verhältnissen der Liebende in tausend Widerwärtigkeiten verwickelt bleibt, wenn er sich abgewiesen sieht, wenn er erkennt, daß er sich umsonst abmüht, und daß seine Knechtschaft der Frau, der er folgt, nicht teuer ist, – wie, sage ich, soll er ein Mittel finden für seine Schmerzen und von selbst ohne fremde Hilfe sich aufrichten, wenn er nicht jemand hat, dem er seine Leiden mitteilen und mit dem er manchmal verhandeln kann, welches der sichere Weg ist und welches Verfahren er als das zuverlässigere verfolgen soll? Denn eine Freude und ein Vergnügen, das der Liebende genießt und das er niemand mitteilen kann, gewährt nicht halb so viel Lust wie dasjenige, das man einem Freunde eröffnet; denn die Freuden und Genüsse, die die Liebe ihren Jüngern bereitet, und die in einer einzigen Brust verschlossen bleiben, ermangeln sehr der vollendeten Lust und bleiben schwach und frostig, während diejenigen, die dem treuen Genossen geoffenbart werden, fortwährend größer werden und immer neue Befriedigung gewähren. Und was ich hier von dem Manne sage, muß ich glauben, daß auch der liebenden Frau Bedürfnis ist, da in der Regel die Frauen allesamt von schwächerem und zarterem Temperament sind als die Männer und von Natur teilnehmender und mitleidiger, auch weniger fähig, die Flammen der Liebe zu ertragen, sobald sie das gewöhnliche Maß überschreiten, da sie, verzeiht mir, ihr Männer, inbrünstiger und mit größerer Hingebung lieben als wir und nicht so zu heucheln und sich zu verstellen wissen, wie viele tun, die es wie einen Triumph ansehen, wenn sie diese und jene angeführt haben.
    Um aber zu unserer Geschichte zurückzukehren, so wußte jedermann aus dem ungewöhnten Leben, das der König führte, daß er von Liebe glühe; wen er aber liebe, das konnte niemand ahnen, weil er, um sich nicht zu verraten, sich vor allen Damen verneigte und ihnen seine Ehrerbietung bezeugte, je nach Maßgabe ihres Ranges und Standes; aber über alle und mehr als alle war die schöne Alix von ihm verehrt und angebetet. Sie, die von hochstrebendem Geist und sehr verständig war, merkte leicht, daß der König damit, daß er den Ort verändert, seine Gesinnung nicht

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