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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Ruf sie macht. Ich habe dir deswegen zu bedenken geben müssen, was ich dir eben gesagt habe, weil ich fürchte, daß der vertrauliche Umgang mit deinem Gefährten meinem Rufe nachteilig sein möge, und damit du mehr darauf achtest, mir auch in dem Namen die Ehre zu bewahren, die ich dir in der Tat erhalte.«
    Calisto lachte über ihre Rede, und da er glaubte, daß die Abneigung, die sie von Anbeginn dem Jünglinge dargetan habe, deren Urgrund sei, so ließ er sich in seiner Handlungsweise nicht irremachen. Es boten sich nachgerade der jungen Frau tausend Gelegenheiten dar, vor Sehnsucht nicht umzukommen, und zwar ihr dergestalt zu genügen, daß außer ihr und dem Jünglinge kein Mensch etwas davon erfahren hätte. Sie zögerte aber nicht, einer wie der andern aus dem Wege zu gehen, weil es ihr schien, wie es jeder ehrliebenden Frau desgleichen scheinen sollte, daß sie schon ihre eigene Scham und Schande in sich selbst nicht wohl würde ertragen können. Wie sie nun einsah, daß sie umsonst versucht hatte, ihrem Gatten ihretwegen Besorgnisse einzuflößen, so glaubte sie, ihr Heil darin zu finden, daß sie anfing, den Jüngling scheel anzusehen und ihm Worte anzuhören zu geben, aus denen er abnehmen konnte, ihr mit seiner Gegenwart beschwerlich zu fallen. Es schien jedoch, als ob die Liebe jeden unfreundlichen Blick und jede verdrossene Gebärde dergestalt in ihr gemildert hätte, daß er sich des Mißvergnügens, das sie ihm kundgeben wollte, ganz und gar nicht versah.
    Indem nun in Philotima auf solche Weise ihre Vernunft, ihr Wille und ihre Ehrbarkeit in unablässigem Kampfe mit ihrer Leidenschaft lagen, vermochte am Ende die Unglückliche diese Last nicht länger zu ertragen und erkrankte gefährlich. Calisto fühlte sich durch die Krankheit seiner Gattin ebenso aufrichtig geängstigt, wie er ihr mit Liebe zugetan war. Er ließ Ärzte herbeirufen und bot alle möglichen Mittel auf, ihre verlorene Gesundheit wiederherzustellen. Es verhinderten aber weder Ärzte noch Arzneien, daß das in ihrem Innern entbrannte Feuer immer mehr ihr Mark verzehrte. Den schlechten Erfolg ihrer Heilmittel zuletzt erkennend, erklärten die Ärzte, daß die Kranke schwermütig und der Aufheiterung bedürftig sei, und Calisto versuchte alsobald durch Musik und Gesang, durch Tanz und Spiel und durch alles, was ihm nur in den Sinn kommen wollte, seine geliebte Philotima zu zerstreuen. In dieser Bemühung sang er vor ihr zuweilen allein, zuweilen in Begleitung seines Freundes, und es geschah wohl auch, wenn eine Freundin Philotimas zugegen war, daß Calisto musizierte und der Jüngling mit dem jungen Frauenzimmer zu Philotimas Belustigung einen Tanz aufführte, wobei er dann so anmutige Stellungen anzunehmen und so liebliche Bewegungen auszuführen wußte, daß jedermann die Ausbildung seines Körpers wie ein Wunder anstaunte. Freilich versenkte Calisto also durch das, was er zum Troste und zur Heilung seiner Gattin ausersonnen hatte, die Arme nur in desto tiefere Traurigkeit und bereitete ihr, anstatt der Genesung, nur den Tod zu, den ihr Übel ihr von Stunde zu Stunde näher brachte.
    In dieser Zwischenzeit hin und her seine Not erwägend, fiel der Ehemann plötzlich auf den Gedanken, hinter dem Widerwillen, den sie dem Jünglinge kundgegeben und ihm selbst gegen ihn mitzuteilen gestrebt habe, könne wohl gar viel eher eine heftige Leidenschaft zu demselben verborgen gewesen sein, die sie durch Entfernung des Gegenstandes aus ihren Augen habe ersticken wollen, und der sie nunmehr als ein Opfer ihrer ehelichen Treue erliege. Infolge dieses Bedenkens zog er vor, seine Gattin am Leben zu erhalten, indem er seinem Freunde im verborgenen seine ehelichen Rechte abtrete, als sie sonst sterben zu sehen, und so begann er eines Tages, über dies und jenes mit ihr zu sprechen, und ließ endlich unvermerkt und absichtlich das Gespräch auf den Jüngling fallen. Er rühmte und pries dessen Schönheit, die ganz gewiß jedes Weib reizen müsse, fügte dazu, wie verzeihlich es nach seiner Meinung einer jeden sei, die nach ihm Verlangen trage, und sprach endlich aus: wenn er ein Weib wäre und ein solcher Mann sich jemals seinen Augen darböte, so würde er nicht eher ruhen, als bis er sich des Genusses seiner Liebe erfreute. In diesem Sinne redete er auch noch weiter und suchte Philotima durchaus dahin zu bringen, ein Wort über den Jüngling zu äußern, woraus er ihr Gefühl für ihn erkennen möchte.
    Mit kluger Vorsicht antwortend, sagte sie zu

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