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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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hatte, ging sie alsbald zu Nonna, händigte ihr ihn ein, und sie las ihn.
    »Was sehe ich«, sprach sie, als sie damit fertig war, »aus diesem Briefe anderes, als daß Pantheone eine andere liebt und sich um mich nichts bekümmert, daß er wünscht, sich mit jener zu vereinigen und mich beiseite zu lassen? Welchen Trost kann mir das Feuer bereiten, das hierinnen verschlossen ist, und die Treue, die er verspricht, wenn er von einem andern Feuer glüht und die Treue einer andern als mir zugesagt ist? Ich weiß hieraus nichts zu entnehmen als Kummer und die sichere Verzweiflung an dem, was ich mit solcher Hingebung so lange gewünscht habe.«
    Hier fing sie an jämmerlich zu weinen. Mesa, die bereits ihre Pläne mit ihr entworfen hatte, sprach zu ihr: »Nonna, wenn Ihr Euch meinem Rate fügen wollt, so sagt mir mein Herz, daß ich Euch so heiter machen werde, als Ihr jetzt traurig und kummervoll seid.«
    »Und wie willst du das je bewerkstelligen«, fragte jene, »wenn alle meine Freude davon abhängt, Pantheone zum Mann zu bekommen, und er der Gatte einer andern werden will?«
    »Gerade«, sagte sie, »will ich, daß er Euer Gatte werde.«
    »Und wie soll das geschehen?« fragte Nonna.
    »Folgendermaßen«, antwortete jene. »Pantheone hat bis jetzt geglaubt und glaubt noch immer, das Mädchen, das er liebt, habe allezeit auf seine Briefe geantwortet; ich habe diesen Glauben zu Euern Gunsten stets in ihm genährt in Erwartung, daß die Zeit Euer und mein Verlangen auf eine ehrenhafte Weise erfüllen werde; denn mein Verlangen geht nach Eurer Zufriedenheit, gerade als wäret Ihr meine Tochter. Und mir scheint nun, es sei das eingetroffen, was ich zu Eurem Besten seit dem Beginn dieser Unternehmung im Auge hatte. Ihr seht, wie sehr Pantheone wünscht, mit diesem Mädchen zusammenzusein. Nun sollt Ihr statt ihrer zu mir kommen, und ich will machen, daß Pantheone sich mit Euch verbindet, in der Meinung, bei seiner Freundin zu liegen.«
    Als Nonna dies hörte, stieg ihr das Bedenken auf, die Alte könnte mit dieser List sie Pantheone preisgeben und dann, nachdem er befriedigt wäre, sich nicht weiter darum kümmern, ob sie mit Schande bedeckt bleibe; darum sagte sie: »Ich weiß recht wohl, Mesa, wenn ich nicht für meine Ehre hätte sorgen und mich Pantheone hingeben wollen, so hätte ich weder deine noch sonst jemandes Vermittelung nötig gehabt, um mit ihm zusammenzukommen; aber wie das früher nicht meine Absicht war, so begehre ich es auch jetzt keineswegs; deshalb kann ich mich auf deinen Vorschlag nicht einlassen, und du solltest glühen vor Scham, mir ihn anzubringen: denn ich sehe nicht, was mir anderes daraus entspringen könnte als Schande ohne irgendwelchen Vorteil, und unter dieser Bedingung möchte ich nicht mit Jupiter selbst mich vereinigen, geschweige mit Pantheone; lieber will ich, daß die Flammen, von denen ich glühe, mich elendiglich verzehren, als daß ich das tue.«
    »Ihr habt Euch«, antwortete jene, »gleich das Schlimmste eingebildet, was hier möglicherweise geschehen könnte. Glaubt Ihr wohl, Nonna, daß ich so gottlos wäre, Euch schandbar mit ihm zu verkuppeln? Da kennt Ihr mich schlecht, Nonna, wenn Ihr eine solche Meinung von mir habt. Ein ehrenhafter Zweck treibt mich zu diesem Unternehmen, nicht Eure Schande; und darum, wenn es Euch recht ist, die Sache einzugehen, die ich Euch vorgeschlagen habe, so soll er nicht bei Euch liegen, ohne daß er Euch zur Frau nimmt, ehe er Euch anrührt.«
    »Eine größere Gnade«, entgegnete Nonna, »könnte mir freilich der Himmel nicht bescheren, und wenn dies geschehen soll, so werde ich dir unendlich verbunden sein, und du wirst mich niemals satt sehen, dir eine so große Wohltat zu vergelten.«
    »Es wird geschehen«, sagte die Frau, »und ich werde mich hinlänglich belohnt erachten, wenn ich Euch vollständig befriedigt sehe.«
    »Wie soll das aber geschehen?« fragte Nonna.
    »Sobald es Zeit ist, will ich Euch beweisen, daß ich Euch liebe, und daß vom ersten Briefe an, den ich Euch brachte, bis zum letzten ich an nichts anderes gedacht habe, als daß Ihr das ersehnte Ziel Eurer Liebe erreichen möget. Darum müßt Ihr ihm auf diesen Brief erwidern, er solle nur allem glauben, was ich ihm als Antwort vermelde; denn Ihr und ich haben miteinander beschlossen, was zur Ausführung dieser Angelegenheit erforderlich sei.«
    Nonna tat, wie die Frau verlangte. Diese nahm den Brief, begab sich zu Pantheone, der sie mit der größten Sehnsucht von der

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