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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Welt erwartete, und überreichte ihm den Brief. Als er darin nur ein Beglaubigungsschreiben für sie sah, fragte er sie, was geschehen und was in der Sache angeordnet sei. Die Frau sagte: »Pantheone, ich habe ein solches Feuer im Herzen Eurer Geliebten erweckt, daß, wenn nicht die Rücksicht auf ihren Vater sie abgehalten hätte, sie mit mir zu Euch gekommen wäre; aber die große Furcht vor ihm, dessen Wesen hart und furchtbar ist, und der sie in beständiger Angst erhält, ließ es ihr nicht zu. Ich wollte indes nicht unterlassen, alles zu versuchen, was mir geeignet schien, Euch zufriedenzustellen; daher sagte ich zu ihr: ›Und warum maskiert Ihr Euch nicht und kommt in mein Haus? Ich werde Pantheone hinbestellen, und ohne daß Euer Vater etwas davon erfährt, könnt ihr euch eurer Liebe freuen.‹ Sie antwortete mir aber sogleich: ›Wie soll ich mich denn maskieren? Mein Vater würde nimmermehr zugeben, daß ich auch nur zu Hause eine Maske aufsetzte, geschweige daß ich damit ausginge. Ihr wißt ja, daß, seit meine Mutter gestorben ist, er kein Auge mehr von mir läßt und, wenn er ausgeht, mich so in seine Zimmer verschließt, daß ich keinen Fuß hinaussetzen kann.‹ – Als ich dies hörte, sagte ich zu ihr: ›Und wenn ich Euern Vater dazu brächte, daß er es erlaubt, würdet Ihr Euch dann nicht maskieren, und würdet Ihr nicht mit mir kommen?‹ – Darauf antwortete sie: ›Von ganzem Herzen gerne.‹ – Als ich so die Einwilligung des Mädchens hatte, habe ich mich bei dem Vater dafür verwandt, daß er erlaube, daß sie sich maskiere und morgen ein paar Stunden mit mir komme. Ich muß sie also morgen abholen und werde sie in Eure Arme führen, aber nur unter der Bedingung, daß Ihr, ehe Ihr sie berührt, Euch mit ihr verlobt und sie auf der Stelle für Eure Frau erklärt.«
    Ich glaube nicht, holde Frauen, daß eines Menschen Sinn die Freude fassen kann, die Pantheone nunmehr fühlte. Er segnete tausendmal den Tag, da er in das Mädchen sich verliebt habe, tausend- und aber tausendmal die Liebe, die ihm Mesa zugeführt als Vermittlerin dieses Verkehrs. Er konnte nicht satt werden, die Alte zu liebkosen und den Dienst zu loben, den sie ihm erwiesen.
    Am folgenden Tage ging das gute Weib zu Nonna und meldete ihr, was sie mit Pantheone verhandelt hatte. »Niemals«, fügte sie hinzu, »hat Pantheone mit Lipera gesprochen, die Euch so sehr verhaßt ist; auch hat er niemals mit Euch gesprochen; Eure Person gleicht vollkommen der seiner Geliebten, und wenn Ihr das Gesicht bedeckt habt, so fehlt zur Täuschung nichts mehr als die Augen. Dafür aber hat die Natur gesorgt: denn die Eurigen sind ebenso schwarz und lebendig, als Lipera sie hat, und können die Meinung, daß sie es sei, eher bekräftigen als schwächen. Wollte er Euch aber etwa, während er bei Euch ist, die Maske abnehmen, wie es geschehen könnte, so müßt Ihr Euch dem widersetzen, indem Ihr Euch, wie Euch am besten scheint, ausredet, so aber, als wäre Liperas Vater der Eurige.«
    Nonna war mit alledem einverstanden.
    »Aber«, sagte sie, »gesetzt, daß alles, wie du es ausgesonnen hast, ein glückliches Ende nehme, – zuletzt muß ja doch der Betrug an den Tag kommen, und wenn das geschieht, was soll alsdann aus mir werden?«
    »Werde«, sprach Mesa, »was da will! Er hat Euch einmal zur Frau genommen und muß Euch behalten auch gegen seinen Willen; ich werde beständig zu Euren Gunsten Zeugnis ablegen. Es geschieht dann nur, was dem alten Patriarchen widerfuhr, der um Rahel gedient hatte, aber Lea zum Weibe bekam. Ich will aber hoffen, wie Gott dort geholfen hat, so wird er auch hier nach seinem Erbarmen alle Hindernisse hinwegräumen.«
    Als Nonna hörte, was Mesa zu ihr gesagt und was sie ersonnen hatte, bat sie Gott um seinen Beistand. Sie zog ein Nonnenkleid an, nahm eine Maske vor und vermummte sich das Gesicht mit Binden und Schleiern, wie wir es Nonnen machen sehen. Daher war die Maske nicht leicht vom Gesicht abzunehmen, wenn man nicht den ganzen verwickelten Kopfputz in Unordnung bringen wollte. Sie machte sich also mit der Frau auf den Weg nach ihrer Wohnung. Bald darauf kam auch Pantheone, und als er das Mädchen dort sah, glaubte er, es sei Lipera, und wollte ihr die Arme um den Hals schlingen.
    Sie aber drängte ihn sanft zurück und sprach: »Pantheone, die absonderliche Liebe, die ich für Euch fühle, hat mich hergeleitet, und ich erkenne wohl, daß ich hierin gegen meinen Vater ein großes Unrecht begehe, indem ich

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