Italienische Novellen, Band 3
trage als Freude. Damit wir also in gutem Einvernehmen mit Eurem Vater uns froh und ruhig genießen können, will ich, da ich gerade in Rom einen Rechtsstreit von nicht geringer Wichtigkeit habe, mich indessen dorthin verfügen; denn hier könnte ich es nicht aushalten, ohne zu Euch zu kommen oder ohne daß Ihr zu mir kämet. In der Zwischenzeit mag diese unsere gemeinschaftliche Freundin, die uns bereits so viel Glück bereitet hat, das übrige zu dem Ende führen, das wir erwarten.
»Das will ich tun«, sprach Mesa, und die beiden Gatten überließen sich neuen Umarmungen, wobei Pantheone stets eifrigst Rücksicht nahm, den Kopfputz seiner jungen Frau zu schonen, aus dem bereits angeführten Grunde. Mesa aber drängte Nonna durch die Bemerkung, der Vater habe sie ihr auf zwei Stunden anvertraut, jetzt aber seien mehr als drei vorüber.
»Ach«, sagte sie zu Pantheone, »lieber Herr, die Trennung von Euch fällt mir äußerst schwer; doch da mich die festgesetzte Zeit zu meinem Vater zurückruft, bitte ich Euch, zu gestatten, daß ich mich entferne.«
»Dieser Abschied fällt mir nicht minder schwer«, fügte Pantheone hinzu, »als Euch; doch da es denn so sein muß, so geht hin, mein Leben! Morgen reise ich nach Rom. Zum Abschied lasse ich Euch mein Herz zum Pfande zurück. Und was gebt Ihr mir mit auf den Weg?«
»Die Seele«, sagte Nonna, »und wo Ihr weilet, wird sie Euch beständige treue Gesellschaft leisten.«
Nach diesen Worten küßte Pantheone die Maske rechts und links, die Liebenden trennten sich, und Nonna kehrte nach Hause zurück. Pantheone machte sich am folgenden Tag auf den Weg und ging nach Rom.
Nonna blieb voll von unbeschreiblicher großer Wonne zurück. Nur das machte sie einigermaßen besorgt, daß sie nicht wußte, wie es werden würde, wenn Pantheone die Täuschung einsehe, was doch früher oder später geschehen müsse, ob sie nicht ganz in Ungunst bei ihm falle, teils weil er sich nun alle Hoffnung geraubt sehe, nachdem er sie zum Weibe genommen, sich je mit seiner Geliebten verbinden zu können, teils weil sie arm und dies bisher die Hauptursache gewesen sei, daß er sich nie hatte bestimmen lassen, sie zu lieben, denn Mesa hatte ihr oftmals gesagt: »Nonna, Eure Schönheit und Eure Anmut ist schuld, daß Pantheone sich nicht dazu versteht, Euch zu lieben; denn da Ihr so außerordentlich schön seid, fürchtet er, die Liebe für Euch könnte ihn drängen, Euch arm, wie Ihr seid, zur Frau zu nehmen.«
Da es aber, wie ich glaube, vom Schicksal bestimmt war, daß diese Ehe zustande kommen sollte, so traf auch der Himmel Vorsorge gegen jede Unordnung, die sie irgendwie hätte stören können. Denn ein Bruder von Nonnas Vater, welcher sehr reich war und das Mädchen sehr lieb hatte, starb, und da er keine näheren Verwandten hatte als sie, hinterließ er ihr sein ganzes Vermögen, das über zehntausend Goldgulden betrug. Liperas Vater aber gab noch im Laufe des angeführten Karnevals seine Tochter einem ferrarischen Edelmann zur Frau, und dieser brachte sie nach Beendigung des Karnevals nach Ferrara. Als dies Pantheone hörte, nachdem er kaum einen Monat in Rom gewesen war, fühlte er sich tief betrübt; er ließ plötzlich alle Geschäfte im Stich und kam nach Mantua. Er suchte die Frau auf, die seine Heirat eingeleitet hatte, und beklagte sich bitter über das Vorgefallene. Sie fand aber gleich Ausflüchte und sagte, sie habe es an nichts fehlen lassen und alle möglichen Mittel bei Vater und Tochter angewandt, um die neue Vermählung zu verhindern; aber er habe durchaus sich nicht dazu verstehen wollen, zu erlauben, daß sie einem andern angehöre als dem, dem er sie schon seit geraumer Zeit zugesagt hatte; der jungen Frau habe sie gesagt, sie habe sich ihm zur Gattin gegeben und könne sich daher nicht mit einem andern vermählen; sie habe ihr aber geantwortet, nur mit großem Schmerze werde sie die Frau eines andern als Pantheones, und sie sei auf dem Punkte gestanden, ihrem Vater das dem Pantheone gegebene Wort anzuführen; sie habe sich aber mit ihrem Beichtiger darüber beraten, und dieser habe ihr gesagt, da keine kirchlichen Feierlichkeiten dabei stattgefunden haben, gelte die Ehe nicht, und aus diesem Grunde habe sie den Zorn ihres Vaters nicht ohne Nutzen gegen sie aufregen wollen, sich also damit einverstanden erklärt, dessen Gattin zu werden, dem ihr Vater sie übergeben habe.
Pantheone war sehr betrübt über diese Mitteilungen und wollte kein Mittel unversucht lassen,
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