Italienische Novellen, Band 3
Herz drückt? Und wenn ich das je sehen müßte, so würde es mir den herbsten Schmerz bereiten.«
»Was meint Ihr aber«, versetzte Mesa, »wenn Euch Gott dadurch zeigen wollte, daß er der Urheber der Gnaden und derjenige ist, der alle Wunder in der Welt tut, und der auf uns unbekannten Wegen Haß in Liebe zu verwandeln weiß? Ich bitte Euch, tut, was ich sage: denn ich erwarte davon nur Gutes. Mein Herz hat mir nie zu etwas geraten, das nicht am Ende irgendwie gut ausgegangen wäre. Schreibt ihm nur, zeigt ihm unter der Maske der andern Eure Liebe und sagt ihm, die strenge Aufsicht, unter der Euch der Vater halte, lasse Euch nicht die Mittel finden, mit Bequemlichkeit mit Euch zu sprechen; sobald sich aber die Gelegenheit biete, werdet Ihr sie ihm kundtun, da Ihr nicht minder sehnlich wünschet, mit ihm zu sprechen, als er mit Euch; unterdessen bittet Ihr ihn, seine Liebe zu Euch mit der Treue fortzusetzen, womit Ihr an ihm hängt. Habt Ihr ihm das geschrieben, so überlassen wir es dem Schicksal, den guten Anfang weiterzuleiten und einem guten Ziele zuzuführen!«
Nonna war zwar der Meinung, der Vorschlag der guten Alten könne zu nichts führen; dennoch schrieb sie den Brief in der Weise, wie Mesa ersonnen hatte, und diese überbrachte ihn Pantheone, der in der Meinung, er komme von seiner Geliebten, der Botin tausend Dank sagte und ihr noch überdies ein reichliches Geschenk machte. Voll Wonne antwortete er auf den Brief, Nonna schrieb auf die Antwort wieder und gab ihm auf Mesas Rat Hoffnung, nicht nur, daß er mit ihr werde sprechen können, sondern auch, daß sie ihm ihre höchste Gunst gewähren wolle, sobald sich Gelegenheit zeige, wofern er sie zur Frau nehmen würde. Pantheone zitterte vor Freuden über diese Nachricht; es wurden hin und her noch mehrere Briefe gewechselt, und so kamen die Festlichkeiten des Karnevals heran. Männer und Frauen fingen an, sich zu verkleiden und maskiert Feste zu besuchen. Als Pantheone dies sah, der von Nonna unter dem Namen Liperas Briefe voll der unbeschränktesten Anerbietungen und Versprechungen erhalten hatte, sagte er zu Mesa, die den Betrug zu Nonnas Gunsten leitete: »Wenn meine Geliebte die Versprechungen, die sie mir gegeben hat, zur Ausführung bringen wollte, so ist jetzt die Zeit da, wo sie mich selig machen könnte.«
»Und was wollt Ihr«, fragte die Alte, »daß sie tue?«
»Was ich wollte, daß sie tue?« versetzte er. »Sie soll sich maskieren und so irgendwohin kommen, wo ich die Frucht meiner Liebe genießen könnte, die sie sich so verlangend zeigt mir zu übergeben.«
»Ich weiß nicht«, setzte Mesa hinzu, »ob ihr Vater es zugeben wird, daß sie sich eine Maske macht; denn ich weiß, er ist eifersüchtig sogar auf die Ratten, die ihm durchs Haus laufen. Aber gesetzt auch, daß sie dies von ihrem Vater erhielte, was ich kaum glauben kann, – glaubt Ihr, daß sie sich so Euren Händen anvertrauen werde, ohne ihrer Ehre sicher zu sein? Das würde sie nicht tun, so sehr sie Euch liebt, und ich würde ihr auch dazu nie zureden; denn ich weiß, daß ihr jungen Leute, sobald ihr euer Gelüste gesättigt habt, euch nicht mehr um die Frauen kümmert, die euch zu Willen gewesen sind, als wenn ihr sie gar nie gesehen hättet. Mit der Begattung erlischt Eure Liebe und die Sehnsucht nach ihnen: ich bin nicht erst von gestern her, Pantheone, um nicht die Natur der jungen Leute allmählich zu kennen.«
»Das werde ich nicht tun«, unterbrach er sie, »vielmehr verspreche ich bei meinem Worte, wie ich wünsche, sie fortwährend zur Frau zu haben, werde ich mich nicht vor dem Eheverlöbnis mit ihr vereinigen, und ich wünsche, daß Ihr dies immer, überall und vor jedermann bezeugen mögt.«
»Da Ihr so gesinnt seid«, sprach sie, »könnte es nur gut sein, wenn Ihr an sie schriebet und sie bätet, Euch ihr Versprechen zu erfüllen, indem Ihr ihr zeigt, daß sie es jetzt bei Gelegenheit des Faschings leicht ausführen könnte; dabei gebt Ihr ihr denn Sicherheit in betreff ihrer Ehre, wie Ihr mir soeben auseinandergesetzt habt; dann will ich zu ihrer und Eurer Befriedigung die Sache versuchen, und vielleicht werde ich mich nicht umsonst bemühen und euch beide glücklich machen, da ich sehe, daß die Liebe dieses Mädchens zu Euch und Eure Liebe zu ihr so groß ist.«
Pantheone war nicht faul, die Feder zu ergreifen und einen Brief zu schreiben voll Liebesglut; den gab er der Frau, daß sie ihn seiner Geliebten überliefere. Sobald sie den Brief in Händen
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