Italienische Novellen, Band 3
so ohne seine Zustimmung zu Euch komme. Aber meine Liebe zu Euch war mächtiger als die Ehrerbietung, die ich meinem Vater schuldig wäre. Doch da mich die Liebe hierzu gezwungen hat, ihm solches Unrecht zu tun, so möchte ich ihm nicht noch ein zweites, weit größeres, zufügen, nämlich, daß ich mich Euch hingäbe mit Verlust meiner Ehre, so meinen guten Namen verlöre und den Glanz meines Blutes verdunkelte. Ehe daher etwas Weiteres zwischen uns erfolgt, verlange ich, daß Ihr mich heiratet und mich zu Eurer Gattin nehmt; dann bin ich vollkommen bereit, Euch zu Willen zu sein.«
Pantheone heftete seinen Blick auf die Augen des Mädchens, und er fand sie denen gleich, aus welchen ihm Fackeln und Pfeile der Liebe zugeflogen waren; er vernahm den holden Ton ihrer Stimme, der bei Nonna bewundernswürdig war, und durch die Lebhaftigkeit der Blicke und die Süßigkeit der Rede war er ganz in der Gewalt der Jungfrau gefangen, die er für seine Geliebte hielt.
»Auch ich«, versetzte er daher, »bin in keiner andern Absicht hergekommen, als um Euch zum Weibe zu nehmen, und ich will Euch das sogleich beweisen.«
Er hatte zwei der schönsten Ringe mitgebracht: durch diese verlobte er sich mit ihr und nahm sie zur Frau. Dann wollte er ihr die Maske abnehmen und sich zu ihr legen. Nonna aber sprach: »Tut das nicht, mein Gemahl, denn mein Vater hat mich mit eigener Hand so angezogen und mir gesagt, er habe mir beim Befestigen der Maske und beim Zurechtlegen der Binden und Schleier darüber ein Zeichen gemacht, das ich nicht kenne; wüßte ich, worin es besteht, so hätte ich nicht gewartet, bis Ihr mir die Maske abzieht, sondern ich hätte sie selbst abgenommen, um desto ungezwungener Eure Liebe genießen zu können. Wenn ich ihm aber meinen Kopfputz nicht wieder geradeso nach Hause bringe, wie er mir ihn angemacht hat, so werde ich unglücklich; sicherlich könnte ich, wenn ich die Maske abnähme, das Zeichen leicht verderben, und wenn das wäre, würde ich Gefahr laufen, daß er mich umbrächte; denn ich weiß, wie heftig er ist. Wollt Ihr daher jetzt bei mir sein, so wie ich bin, – wohlan, ich bin ganz die Eure; seid Ihr aber damit nicht zufrieden, so bitte ich Euch, bringt mich nicht durch Ablegen meiner Maske in Gefahr, ums Leben zu kommen! Wenn es Euch vielleicht nicht gefiele, auf diese Weise mit mir zusammenzusein, so laßt mich für jetzt! Es wird schon eine Zeit kommen, wo wir mit größerer Sicherheit unsere Vereinigung schließen können, als es jetzt geschähe, wenn ich mich maskiert mit Euch verbände.«
Pantheone glühte so von Sehnsucht nach der Frau, daß er nicht nur in diesem Aufzuge, sondern selbst, wenn sie ganz mit Waffen bedeckt gewesen wäre, nicht unterlassen hätte, sich ihr zu nahen. Er umarmte sie daher und sagte tadelnd: »Wie, ich soll Euch lassen? Nimmermehr wird Pantheone das tun!«
Er legte sie nun auf ein sehr bequemes im Zimmer stehendes Bett und verband sich mit ihr in leidenschaftlicher Hingebung zu unendlicher Wonne von beiden; denn Pantheone glaubte, bei Lipera zu sein, Nonna aber sah ihre Liebe an einem ehrenvollen Ziele angelangt. Nachdem sie sich lange Zeit miteinander vergnügt hatten, trat die gute Frau, die das Spiel geleitet hatte, vor und sagte zu dem jungen Manne: »Pantheone, bei dieser Sache muß man klüglich verfahren, damit nicht Eure Freude sich in das greulichste Ärgernis auflöse. Da Ihr also sicher seid, daß diese junge Frau niemand als Euch angehören kann und Ihr den Besitz Eurer Liebe angetreten habt, so bleibt uns nur noch übrig, ihren Vater zu der Einwilligung zu bestimmen, daß Ihr sicher sein Schwiegersohn seid und bleibt. Da jedoch hierzu Zeit erforderlich ist, müßt ihr euch begnügen, euch in dem Verhältnis zu begegnen wie früher, ehe ihr euch einander ergeben habt; denn wenn der Vater etwas merkte, so wären wir, die junge Frau und ich, übel angeführt. Ihr wißt, wie Euch Lipera schon zuvor gesagt hat, wie heftig er ist: darum bitte ich Euch, geht auf das ein, was ich Euch sage, damit wir allmählich und ohne Gefahr für einen von uns seine Einwilligung erlangen können, und ich werde Euch zur Mittelsperson dienen, um auch dies, wie ich das Bisherige geleitet habe, einem guten Ziele zuzuführen.«
Dem jungen Manne fiel das schwer; doch da sich mit Mesas Worten die Bitten Nonnas vereinigten, sagte er: »Nachdem mir Gott die Gnade erzeigt hat, mit Euch zusammenzukommen, Lipera, will ich nicht, daß dieses unser Beisammensein eine andere Frucht
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