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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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und gelingen zu sehen.
    Der Abend kam; Gabbriello aß, wie er seither getan hatte, zu Nacht, ohne weiter ein Wort zu sprechen, begab sich in seine Schlafkammer und legte sich zu Bett, um der Ruhe zu pflegen, vermochte aber eben kein Auge zu schließen, weil er die ganze Nacht beschäftigt blieb, mit sich einig zu werden, was er zu seinem Besten ferner zu tun und zu lassen habe. Es war daher nicht so bald die Morgenröte aufgegangen, als er sich erhob, um nach der Kirche der heiligen Katharina zu wandeln, bei der ein ehrwürdiger, frommer Geistlicher namens Bruder Angelico wohnte, der von den Pisanern für einen halben Heiligen gehalten wurde, und als er denselben rufen ließ und zu ihm sagte, er habe notwendigerweise mit ihm zu sprechen, um ihn wegen eines ihm zugestoßenen wichtigen und seltsamen Falles zu Rate zu ziehen. Wiewohl dem barmherzigen Pater unbekannt, wurde er von ihm dennoch in sein Zimmer eingeführt, und daselbst stellte sich ihm nun Gabbriello als Lazzaro, Sohn des Meister Basilio von Mailand, vor, teilte ihm dessen ganzes ihm wohlbekanntes Geschlechtsregister mit und erzählte ihm allmählich unter anderem, wie er, nach der großen Sterblichkeit, von den Seinigen allein am Leben geblieben sei, bis er, zuletzt auf Gabbriello zu sprechen kam und ihm auseinandersetzte, was er ungeflissentlich an diesem verschuldet, indem er ihn wider seinen Willen verleitet habe, im Arno zu fischen und sich dabei den Tod zuzuziehen, und wie er infolgedessen mit der Not seiner Witwe und nachgelassenen hilflosen Waisen, die in ihm ihren Ernährer und einzigen Schutz auf Erden verloren hätten, sein Gewissen dermaßen belastet und sein Herz bedrängt fühle, daß er, wie auf göttliche Eingebung, den Vorsatz gefaßt habe, die Santa trotz ihrer Armut und ihrer niedrigen Herkunft zur Frau zu nehmen, wofern sie selbst und ihre Verwandten darein willigten, und die Kinder des ertrunkenen Fischers nicht nur, als ob es seine eigenen wären, zu erhalten und zu erziehen, sondern sie auch einmal zu ganz gleichen Teilen mit denen, die er mit ihrer Mutter vielleicht erzeuge, ihn beerben zu lassen, damit er auf diese Weise womöglich Vergebung bei Gott und Nachsicht bei den Menschen finden möge. Der geistliche Vater, der in diesem heiligen Vorsatze ein äußerst frommes Werk reifen sah, tröstete den vermeintlichen Lazzaro bestens, ermahnte ihn, dasselbe möglichst bald zur Ausführung zu bringen, und sprach sich zuletzt sogar entschieden dahin gegen ihn aus, daß er sich der göttlichen Barmherzigkeit also ganz gewiß versichere. Um einen desto kräftigeren und schnelleren Beistand von ihm zu erlangen, zog Gabbriello aus einer Börse dreißig Lire in Silber hervor und gab sie ihm mit den Worten, er möge dafür drei Montage hintereinander die Messe des heiligen Gregor für die arme Seele des toten Fischers lesen lassen. Der ehrwürdige Mönch seinerseits erfreute sich aber ungeachtet seiner Heiligkeit an diesem süßen Anblicke solchergestalt, daß er das Geld mit den Worten annahm: »Die Messe soll schon nächsten Montag gesungen werden, mein lieber Sohn, und was die Heirat betrifft, so rede ich dir nach meinem besten Wissen und Vermögen zu ihrem Abschlüsse zu, ja freue mich, daß du nicht auf Stand und Reichtum siehst, auf welchen letzteren du doch bei der großen Wohlhabenheit nicht zu sehen brauchst, die dir die Gnade Gottes hat zufließen lassen, und welcher erstere von uns eben nicht in Anschlag zu bringen ist, da wir ja vom ersten Anfange her alle Kinder eines Vaters und einer Mutter und nur durch Tugend oder Gottesfurcht untereinander verschieden sind, an denen es der armen Witwe und den Ihrigen, die ich recht wohl kenne, nicht gebricht.«
    »Ich bin auch eben in keiner anderen Absicht zu Euch gekommen«, sagte Gabbriello, »als um Euch zu bitten, daß Ihr mir zu meiner Heirat behilflich werden mögt.« »Wann wollt Ihr die Ringe wechseln?« fragte der Mönch. »Heute noch, wenn sie es zufrieden wäre«, erwiderte er. »Nun, so laß mich in Gottes Namen machen«, sprach der Mönch. »Geh nach Hause zurück und verhalte dich ruhig: eine Gott so wohlgefällige Ehe soll bald zustande gekommen sein.«
    »Ich wünsche sehnlich, daß es geschehen möge«, sagte Gabbriello, »und lege Euch meine Sache an das Herz«, worauf er den Segen des Mönchs empfing und aus dessen Zelle in der frohen Erwartung nach Hause ging, die ganze Angelegenheit baldigst nach seinem Sinne beendigt zu sehen.
    Der heilige Pater hob die dreißig Lire auf,

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