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Italienische Novellen, Band 3

Italienische Novellen, Band 3

Titel: Italienische Novellen, Band 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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war.
    Die schmerzensvolle Santa aß mit ihren Kindern ein wenig von dem, was ihr Gabbriello zugeschickt hatte, wurde von einigen ihrer Verwandten, die bei ihr geblieben waren, bestmöglichst mit Lazzaros guten Gesinnungen gegen sie über ihren Verlust getröstet und legte sich, als sie sich allein sah, ebenfalls zu Bett.
    Gabbriello, dem eine Menge von Dingen und Gedanken den Kopf einnahmen, schloß natürlicherweise in dieser Nacht kein Auge zu und stand des anderen Morgens zu Lazzaros Stunde fröhlichen Mutes auf, demselben, so gut er es nach seiner Bekanntschaft mit seinem Wesen imstande war, fernerhin nachahmend und es seiner Santa an nichts fehlen lassend.
    Da Gabbriello nun aber von dem Diener hörte, daß die Santa gar nicht aufhören konnte zu weinen und zu jammern, und da er sie doch so zärtlich liebte, wie ein Ehemann sein Weib irgend Heben kann, so nahm er sich endlich vor, sie zu trösten, und ging eines Tages nach der Mahlzeit zu ihr in ihre ärmliche Behausung, wo er einen leiblichen Vetter von ihr antraf, der ihr Gesellschaft leistete, und sobald er erklärt hatte, daß er etwas Wichtiges mit ihr allein besprechen wolle, mit den Worten von ihr Abschied nahm: sie möge sich nicht abhalten lassen, ihrem mildtätigen Nachbar Gehör zu schenken. Der Vetter hatte kaum das Haus verlassen, so schloß Gabbriello den Eingang zu, trat in sein kleines Kämmerchen und winkte der Santa, ihm zu folgen. Santa, der vielleicht seine Absichten verdächtig vorkommen mochten, wußte einen Augenblick nicht, was sie tun und ob sie mit ihm in die Kammer gehen oder draußen bleiben sollte. Endlich trug das Bedenken der Vorteile, die sie von ihm bereits erlangt hatte und wohl noch zu erlangen hoffte, den Sieg über ihre Schüchternheit davon, und sie schritt an der Hand ihres ältesten Söhnchens ihm in die Kammer nach, wo sie ihn auf einem ärmlichen Bette ausgestreckt liegen sah, auf dem ihr Mann immer der Ruhe gepflogen hatte, wenn er ermüdet gewesen war. Sie blieb verwundert stehen; ihr Erstaunen stieg aber auf einen noch viel höheren Grad, als sich Gabbriello, den Knaben bei ihr wahrnehmend, mit einem zufriedenen Lächeln über die Reinheit seiner Frau, zu ihr wandte und nicht nur ein Wort gegen sie aussprach, das er vorher die Gewohnheit gehabt hatte, öfter im Munde zu führen, sondern auch darauf den Knaben beim Halse nahm, ihn küßte und sprach: »Deine Mutter weiß nicht, was sie tut, daß sie dein Wohl und ihre und ihres Mannes Glückseligkeit beweint!«
    Da sich Gabbriello indessen dem Kinde nicht anvertrauen wollte, weil es zu klein war, so trug er es auf dem Arme nach dem Zimmer zu seinem Schwesterchen, gab ihm eine Hand voll Geld, daß es sich daran erfreuen möge, und kehrte zu seinem Weibe, das mittlerweile über seine Worte nachgedacht und ihn daran fast erkannt hatte, in die Kammer zurück, wo er ihr denn, nachdem er die Tür hinter sich verriegelt, alles, was er getan, der Reihe nach erzählte und seinen ganzen Plan auseinandersetzte. Die gute Frau wurde darob über alle Maßen erfreut, überzeugte sich noch durch mancherlei zwischen ihnen auf das geheimste bewahrte Dinge, daß es Gabbriello wirklich sei, und konnte vor Entzücken gar nicht aufhören, ihn an sich zu drücken und ihn zu umarmen, indem sie jetzt ebensoviel fröhliche Küsse dem lebenden Gatten gab, als sie jüngst in ihrer innigsten Betrübnis dem ertrunkenen zu geben vermeint hatte. Mitsammen vor übermäßiger Freude weinend, tranken sie sich gegenseitig die Tränen von den Wangen, bis auch durch die ferneren Beweise ihrer Zärtlichkeit, die sie sich gaben, die Santa vollkommene Gewißheit erlangte, ihren Gabbriello nicht verloren zu haben.
    Nachdem sie also lange Zeit auf das vertrauteste zusammen geplaudert hatten, mahnte nicht nur der Fischer sein Weib an die Notwendigkeit zu schweigen, sondern schilderte ihr auch das glückliche Leben, das sie mit den Schätzen, die er aufgefunden habe, führen könnten, und setzte ihr zu ihrem großen Wohlgefallen weitläufig auseinander, was er anderweit zu tun beabsichtige.
    Als er die Kammer mit ihr verließ, stellte sich die Santa an zu weinen, öffnete die Haustür und rief ihm auf die Straße nach, so daß viele Menschen sie vernahmen: »Ich empfehle Euch meine armen Kinder an«, worauf er erwiderte: »Verlaßt Euch nur auf mich!« und sie, in ihre Wohnung zurückgehend, still bei sich überlegte, wie sie sich ihrerseits zu betragen habe, um ihre Absichten und Pläne am sichersten zu fördern

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